Basel II ist in aller Munde. Vor allem der Mittelstand ist verunsichert. Viele Fragen sind noch offen. Eins ist jedoch sicher: Wer die Daten zur quantitativen und qualitativen Bewertung seines Unternehmens im Griff hat, kann viel Geld sparen – mehr als der Aufbau einer dafür nötigen IT-Infrastruktur kostet. Um es gleich vorwegzunehmen: Basel II birgt nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Denn Basel II soll durch mehr Transparenz eine größere Spreizung der Kreditzinsen ermöglichen. Kreditwürdigere Unternehmen kommen damit in den Genuss besserer Konditionen als weniger kreditwürdige. Denn die Banken müssen ab 2006 Kredite für gut und sehr gut bewertete Unternehmen mit weniger Eigenkapital als bisher absichern.

Auf die qualitativen Kriterien kommt es an

Je genauer die Kreditwürdigkeit eingeschätzt werden soll, um so mehr muss sich die Analyse mit der zukünftigen Zahlungsfähigkeit des Unternehmens beschäftigen. Denn die Ergebnisse der Insolvenzforschung sind eindeutig: Zahlungsunfähigkeit fällt nicht vom heiteren Himmel und hat auch nicht nur eine einzige Ursache. Ist ein Unternehmen erst einmal in der Liquiditätsfalle, hat es bereits mehrere Krisenstadien hinter sich, die eine drohende Zahlungsunfähigkeit ankündigten. Heutige Ratingverfahren verfolgen daher das Ziel, bereits Strategiekrisen aufzudecken, lange bevor Gewinn- oder Umsatzrückgänge verzeichnet werden.

Ratingverfahren, die den Basel II-Ansprüchen genügen, berücksichtigen deshalb zu etwa gleichen Teilen die rein quantitativen Messgrößen wie etwa Jahresabschlussanalyse oder Mitarbeiterfluktuation auf der einen und die qualitativen Aspekte eines Unternehmens auf der anderen Seite: Dazu zählen zum Bespiel die Qualität des Managements, der organisatorische Aufbau oder die Wettbewerbssituation. Wer eine gute oder noch bessere Gesamtbewertung anstrebt, muss daher auch bei den qualitativen Kriterien glänzen. Dann und nur dann darf er hoffen, in den Genuss niedrigerer Kreditzinsen zu kommen.

Ohne Datawarehousing geht es nicht

Die meisten der heute am Markt verkauften Standardversionen von ERP-Paketen decken die Anforderungen an ein quantitatives Rating ab. Auf Knopfdruck erhalten die Anwender alle wichtigen Kennzahlen. Doch wer vor einem Gespräch mit der Bank auch die qualitativen Kriterien seines Unternehmens auswerten will, braucht Systeme mit Datawarehousing-Funktionalitäten.

Datawarehousing erlaubt unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dieselbe Information. Die dafür notwendige Datenbasis muss daher mehrdimensional angelegt sein. Während eine Gewinn- und Verlustrechnung nur zwei Dimensionen besitzt, weil sie neben den kumulierten Buchungsdaten noch einen zeitlichen Bezug beinhaltet, kann zum Beispiel ein Datenmodell für den Vertrieb bereits sechs Dimensionen aufweisen: Produkte, Kunden, Regionen, Absatzkanal, Konten, Zeit und Szenarien. Für die Abbildung solcher mehrdimensionaler Datenmodelle reichen aber rein transaktionsorientierte relationale Datenbanken, die ERP-Systemen zugrunde liegen, nicht aus. Denn die operativen Daten müssen für die Auswertung aufbereitet werden, damit die Anwender entscheiden können, welche Daten sie verwenden, wie oft sie diese aktualisieren, sichern und überprüfen wollen. Die dafür notwendigen Regeln und Kriterien müssen als Metadaten in Datenkatalogen oder Programmbibliotheken hinterlegt werden.

Mehrdimensionalität der Datenhaltung erfordert die Veränderung relationaler Datenbanken z. B. durch Star-Schemata. Der Name ist von der sternförmigen Anordnung beschreibender Dimensionstabellen um eine zentrale, numerische Fakttabelle abgeleitet, in der die Transaktionen stehen. Um Performance-Einbußen durch die Aufbereitung der Daten durch Star-Schemata zu vermeiden, sollten diese auf einer separaten Datenbank eingerichtet sein.

Das Wertschöpfungspotenzial von Datawarehousing geht aber über die Verbesserung der Datenqualität weit hinaus. Denn auf der Grundlage qualitativer Auswertungen lässt sich auch die Qualität der Unternehmensprozesse steigern. Abläufe lassen sich schlanker und schneller gestalten. Ein aktuelles Benchmarking mit den Konkurrenten erhöht die Qualität der strategischen Managemententscheidungen. Am Ende stehen Wettbewerbsvorteile durch ein schnelleres Anpassen an aktuelle Markttrends, einen besseren Kundenservice und Einsparungen bei den Prozesskosten.

Langfristige Kostenanalyse entscheidend

Die Einrichtung einer separaten Infrastruktur für Datawarehousing inklusive separater OLAP-Datenbank (mehrdimensionale Datenbank für Online Analytical Processing) kostet. Hinzu kommt, dass aus einem solchen Projekt schnell eine heterogene IT-Landschaft entsteht, die speziell mittelständische Betriebe vor große Herausforderung stellt – sowohl hinsichtlich der finanziellen als auch der personellen Ressourcen. Die mit einem positiven Rating möglichen Einsparungen durch niedrigere Kreditzinsen dürfen also nicht nur mit den reinen Projektkosten verrechnet werden, vielmehr bedarf es einer mittel- und langfristigen Kostenanalyse, die auch die Folgekosten der gestiegenen IT-Komplexität berücksichtigt.

Vor diesem Hintergrund ist es für mittelständische Unternehmen in vielen Fällen günstiger, auf ein ERP-System aufzurüsten, das Datewarehousing mit einer separaten OLAP-Datenbank bereits im Standard bietet. Der von mittelständischen Unternehmen immer wieder zu Recht geäußerte Wunsch „Alles aus einer Hand“ gilt auch hier. Denn es gibt ERP-Systeme, die alle technischen und funktionalen Voraussetzungen für ein internes Rating nach Basel II erfüllen. Da damit eine durchgehend homogene und hoch integrierte IT-Landschaft einhergeht, entfallen langfristige Aufwendungen für Integration und Pflege. Die Chancen von Basel II machen in vielen Fällen den Umstieg auf ein modernes ERP-System lohnend.

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