Der mittelständische Werkzeug- und Stanzformenbauer Marbach arbeitet mit der Unternehmens-Software oxaion von der command ag. Ein Variantengenerator mit CAD-Anbindung und eine beispiellose Datendurchgängigkeit vom Angebot über die Fertigung bis zur Kostenrechnung sind die Highlights. Die Variantenfertigung spielt in der Verpackungsindustrie eine besonders große Rolle. Stanzformen für Faltschachteln etwa, eine Produktsparte des Heilbronner Verpackungsspezialisten Karl Marbach GmbH & Co. KG, werden selten neu entwickelt. Es gibt fast immer eine bestehende Konstruktion, die für eine neue Stanzform abgewandelt werden kann. Kein Wunder also, dass eine Produktionssteuerung mit Varianten-Unterstützung zu den Knockout-Kriterien zählte, als sich Marbach Ende der 90er Jahre nach einer integrierten Unternehmens-Software umsah. Das Unternehmen arbeitete bereits mit der Finanz- und Anlagenbuchhaltung von oxaion – einer ERP-Standard-Software aus dem Hause command. Eine Kompletteinführung dieses Systems für alle übrigen Unternehmensbereiche lag dehalb nahe, dennoch wurden seinerzeit mehrere ERP-Produkte in die engere Wahl gezogen. „Eine Software, die alle funktionalen Anforderungen erfüllt, war für uns nicht ausreichend“, erinnert sich Wolfram Zipf, EDV-Leiter bei Marbach, „wir wollten auch die hundertprozentige Integration aller Funktionen und zwar in einem Komplettpaket.“ Heute will IT-Leiter Zipf seine ERP-Software nicht mehr hergeben: „Es sind von WWS, PPS und Variantenkonfiguration bis zu Rechnungswesen und Kostenrechnung alle Funktionen integriert vorhanden – das kommt unserer prozessorientierten Sichtweise entgegen.“
Variantenkonfigurator reduziert Stücklisten-Vielfalt
Die von Marbach gelieferten Stanzformen bestehen im Wesentlichen aus hochwertigen Sperrholzplatten mit Gummierungen sowie den eigentlichen Schneiden aus Bandstahl, den „Schneidlinien“, wie der Hersteller sagt, die den Karton durchtrennen oder prägen. Die Konturen der späteren Schachteln werden per Laser in die Holzplatten geschnitten. Die Anordnung der Schneidlinien entlang der Konturen erfolgt mit viel handwerklichem Geschick.
Zur genauen Beschreibung einer solchen Stanzform können, abhängig von den Kundenwünschen, bis zu 100 Sachmerkmale notwendig sein. Zu jeder Stanzform-Variante mussten früher eigene, vollständige Unterlagen erstellt werden. Diese Arbeit übernimmt heute der Variantenkonfigurator, der nur noch mit den entsprechenden Sachmerkmalen gefüttert werden muss.
Neben der Einsparung unzähliger Stücklisten und Arbeitspläne für ähnliche Aufträge, verhindert das System außerdem, dass sich Fehler in die Unterlagen einschleichen. Einzelne Merkmale kommen immer nur in bestimmten Ausprägungen vor. Nicht sinnvolle Angaben werden von der Systemlogik ausgeschlossen.
Datenaustausch mit CAD-System
Ein besonderes Highlight stellt die Einbindung des CAD-Systems dar. Der Heilbronner Verpackungsspezialist arbeitet mit dem CAD-System mi5, das von einem Tochterunternehmen eigens für den Stanzformenbau entwickelt wurde. Eine Schnittstelle zum ERP-System sorgt für den reibungslosen Datenfluss zwischen CAD-System und Variantenkonfigurator. So können etwa Sachmerkmale, die bei der Angebotserstellung im Konfigurator definiert wurden, an das CAD-System übergeben werden, um sie dort konstruktionstechnisch zu verarbeiten, das heißt, sie zu überprüfen und gegebenenfalls zu verfeinern.
Umgekehrt können aus fertigen CAD-Konstruktionen, die entweder aus dem Auftragsarchiv stammen oder von den Kunden zur Verfügung gestellt werden, Auftragsdaten bezüglich Material und Abmessungen an den Konfigurator übergeben werden, um etwa das Fertigteil zu kalkulieren. Hierbei kommt der Vorteil einer hochintegrierten Gesamtlösung voll zum Tragen, denn der Konfigurator kommuniziert problemlos mit anderen ERP-Modulen. Auf Knopfdruck lassen sich Kostenberechnungen, Angebote und dergleichen erstellen.
EDV-Leiter Wolfram Zipf lobt das System: „Wir haben durch die Anbindung des CAD-Systems eine Durchgängigkeit der Daten vom Angebot bis in die Fertigung, und von dort bis in die Kostenrechnung realisiert.“ Mehr Integration ist praktisch nicht möglich. Das Auftragsvolumen bei Marbach liegt bei etwa 400 Stanzformen pro Tag. Die kurzen Durchlaufzeiten sind ohne die Software, respektive Variantengenerator gar nicht mehr vorstellbar. Ein geringer Teil der Aufträge sind reine Wiederholaufträge. Um diese möglichst schnell abwickeln zu können, hat command noch eine weitere Sonderfunktion eingerichtet. Der Sachbearbeiter in der Produktionssteuerung kann mit Hilfe der Nummer des Ursprungsauftrags sofort einen neuen Fertigungsauftrag anstoßen, ohne dass die Auftragsvorbereitung tätig werden muss. In einer Datenbank sind dafür alle notwendigen Konstruktions- und Fertigungsdaten hinterlegt. Die entsprechenden Papiere für den Wiederholauftrag erstellt die ERP-Lösung automatisch.
Optimierte Materialwirtschaft und Kostenrechnung
Eine integrierte Fertigungsplanung wirkt sich nach mehreren Seiten positiv aus, beispielsweise auf die Materialwirtschaft und auf die Kostenrechnung. Die Materialwirtschaft kann präziser disponieren, da Materialentnahmen nun sofort während der Erfassung des Auftrages verbucht werden. Der Bestand ist jederzeit aktuell und die Beschaffung wesentlich genauer geworden. Ist ein bestimmter Mindestbestand erreicht, wird automatisch ein Beschaffungsprozess in die Wege geleitet. „Früher mussten wir die Materialbestände sehr hoch halten, um Lieferengpässen vorzubeugen“, bekräftigt der EDV-Leiter, „jetzt ist unser Lager viel schlanker geworden; das spart Kosten.“
Die stets aktuellen, auftragsbezogenen Materialdaten bilden nun eine verlässliche Grundlage für die Kostenrechnung. Die Kostenrechnung wurde früher per Nachkalkulation mittels Arbeitskarten, die an die Aufträge angehängt waren, durchgeführt. Das hatte mehrere Nachteile. Die Karten mussten manuell geführt, die eingetragenen Daten mühsam übertragen werden; es mangelte oft an der Zuverlässigkeit der Angaben. Zudem fehlte eine Möglichkeit, um Gemeinkosten wie Lagerhaltungskosten den Aufträgen zuordnen zu können. Heute laufen fast alle Erfassungs- oder Übertragungsprozesse dieser Art automatisiert im Hintergrund ab. Die kompletten Aufträge werden auf Kostenträger bezogen und nach dem Umsatzkostenverfahren abgerechnet. Neben den Fertigungs- und Materialdaten fließen dafür die Daten aus dem BDE-System in die Kostenrechnung ein. Für spezielle Auswertungen und Controlling-Zwecke greift Marbach auf das Reporting-Tool oxaion Control zurück.
Das nächste Projekt mit command steckt bereits in der Realisierungsphase: die elektronische Archivierung von Belegen, Rechnungen, Lieferscheinen und dergleichen mit Hilfe des Archivierungssystems InfoStore for iSeries. Die Mitarbeiter bei Marbach können die abgelegten Belege dann direkt aus oxaion heraus recherchieren – ohne langes Blättern in dicken Ordnern. Weitere Projekte sind ebenfalls schon im Gespräch: die Einführung eines Webshops auf Basis von oxaion Web sowie die Implementierung von oxaion IRM (Integrated Relationship Management), des integrierten CRM-Moduls der Software aus Ettlingen. Auch hierbei verlässt sich Wolfram Zipf auf den hohen Integrationsgrad der ERP-Software.
Fachautor: Ralf Haaßengier
Lösungsanbieter: command AG
Anwender: Karl Marbach GmbH & Co. KG