Effizienzvorteile realisieren und neuartige Geschäftsmodelle schnell umsetzen – vor diesen Herausforderungen stehen heutzutage viele Unternehmen. Eine wichtige Lösungskomponente für diese Herausforderungen ist die Künstliche Intelligenz (KI). Doch für mittelständische Anwender und kleinere Unternehmen mit vergleichsweise wenig Experten in diesem Bereich stellt sich die Frage, wie sie von KI-Technologie profitieren können. In einer Diskussionsrunde zeigen Christian Leopoldseder, Managing Director Austria bei Asseco Solutions, und Roland Abele, Geschäftsführer der Cosmo Consult Data Science GmbH, sinnvolle Ansätze auf.

Die Entwicklung der KI eröffnet mittlerweile große Chancen für neue technische Anwendungen und digitale Businessmodelle und bietet praktische Erleichterungen im Alltagsleben. Während Künstliche Intelligenz immer komplexere Aufgaben übernimmt und zunehmend autonom agiert, erfordert der Umgang mit der Technologie ein hohes Maß an Verantwortung. Derzeit arbeitet ein interdisziplinäres Forscherteam im Rahmen der Kompetenzplattform KI.NRW mit Beteiligung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und einen Prüfkatalog, der die sachkundige und neutrale Bewertung von KI ermöglicht. Ziel ist es, anhand einer Zertifizierung für KI-Anwendungen die technische Zuverlässigkeit und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie zu gewährleisten.

Das soll einen weiteren Schub für die Akzeptanz der Technologie bringen und so auch dazu beitragen, dass auch mittelständische Unternehmen mit der Einführung von KI ihr Innovationspotenzial deutlich erhöhen. Generell sehen die diskutierenden KI-Experten von Asseco und Cosmo Consult Data Science einige Voraussetzungen, die es für interessierte „Mittelständler“ zu erfüllen gilt.

„Unternehmen müssen bereit sein, sich mit neuen Technologien zu beschäftigen, in eine bessere Datenqualität zu investieren und auch mit Rückschlägen umzugehen“, bringt es Abele auf den Punkt. „Auch wenn sich die Mehrwerte nicht sofort am ersten Tag einstellen, gilt es an den Themen dran zu bleiben und auch den richtigen Partner für die Umsetzung zu finden. Außerdem ist es aus Erfahrung hilfreich, eigene Mitarbeiter in Richtung KI aufzubauen, um die Akzeptanz und das Verständnis für Herausforderungen mit KI-Anwendungen zu verbessern.“

Dagegen stellt Leopoldseder das Thema „Daten“ in den Fokus: „In der Welt der KI sind Daten das A und O. Je höher die Qualität der Daten, mit denen die intelligenten Systeme gefüttert werden, desto praxisnaher und aussagekräftiger die Ergebnisse.“ Eine saubere, gepflegte Datenbasis zähle nach seiner Einschätzung zu den zentralen Grundvoraussetzungen für den KI-Einsatz: „Besteht hier Nachholbedarf, sollten Unternehmen unbedingt an dieser Stelle ansetzen. Keine Voraussetzung im engeren Sinne, aber durchaus einen Vorteil stellt zudem die bestehende Nutzung smarter Technik dar, beispielsweise durch bereits implementierte Industrie-4.0-Szenarien. Idealerweise verfügt ein Unternehmen so schon über eine solide Datenbasis, die über mehrere Monate – vielleicht sogar Jahre – gesammelt wurde.“ Auf einer solchen Grundlage lassen sich – so Leopoldseder – mit KI-Algorithmen deutlich schneller erste Ergebnisse erzielen, da nicht von Grund auf mit der Erstellung einer geeigneten Datenbasis begonnen werden müsse.

Vielversprechende Anwendungsbereiche

Nicht in allen Anwendungsszenarien kann KI brillieren – daher stellt sich die Frage nach dem möglichst hohen Erfolgsmöglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs). „Da Effizienz für KMUs ein entscheidendes Wettbewerbskriterium ist, sind aus meiner Sicht hier vor allem die Anwendungen zu nennen, welche die Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit unterstützen oder bestehende Abläufe vereinfachen oder beschleunigen“, ist Leopoldseder überzeugt. „Ein sinnvoller Anwendungsfall findet sich etwa im Vertrieb. Intelligente Systeme könnten hier unter anderem zur Rechercheunterstützung genutzt werden, indem sie Informationen über potenzielle Neukunden sammeln, mithilfe von Textverständnis analysieren und entsprechend aufbereiten. Die Vertriebler werden von zeitaufwendiger Recherchearbeit entlastet und es stehen mehr freie Kapazitäten für wertschöpfende Aufgaben zur Verfügung.“

Christian Leopoldseder, Managing Director Austria bei Asseco Solutions. „Im Fertigungsumfeld können Unternehmen vom KI-Einsatz profitieren.“ – Quelle: Asseco Solutions

Dagegen sieht Abele die erfolgversprechendsten Potenziale in Abhängigkeit vom Fokus und der Branche des jeweiligen Unternehmens: „Für Unternehmen der Prozessfertigung sind zum Beispiel KI-Anwendungen interessant, die sich mit der Qualität des Produkts und mit den Maschinendaten beschäftigen. Für andere Unternehmen der Fertigungsindustrie können Lösungen aus dem Bereich der Produktionsplanung interessant sein“, führt Abele aus. „Insgesamt gilt es pro Unternehmen individuell zu prüfen, wo noch großes Potential für Verbesserungen besteht und wo sich am besten Quick Wins erzielen lassen.“

Hinzu kommt laut Leopoldseder aber auch noch das Fertigungsumfeld: „Hier lassen sich beispielsweise gesammelte Maschinendaten analysieren und nach Mustern für Anomalien durchsuchen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen sind KI-Systeme in der Lage, das komplexe Zusammenspiel auch von hunderten von Faktoren zu untersuchen und dabei bislang unbekannte Zusammenhänge zu entdecken. Auf diese Weise lassen sich potenzielle Störungen bereits vorausschauend erkennen und abwenden. Wiederum ein Pluspunkt für die Effizienz der Produktion.“

Nötiges Basiswissen

„Es wird schwer sein, das nötige KI-Wissen – etwa in Form von Data Scientists – bereitzustellen“, gibt Leopoldseder zu bedenken. „Idealerweise kann jemand im Unternehmen, die vorhandenen Daten versteht und sie erklären. Wenn beispielsweise im Zuge einer Anomalie-Erkennung zu einem bestimmten Zeitpunkt ein ‚Ausreißer‘ erkannt wird, dann geht es nun darum, die weiteren Daten zu diesem Zeitpunkt zu interpretieren, um das gesamte Bild ableiten und den Gesamtzustand beschreiben zu können. Mit anderen Worten: Man muss immer den Gesamtkontext einer Situation miteinbeziehen, wenn man das Ergebnis eines KI-Systems interpretiert – indem man beispielsweise zusätzlich noch andere Daten zurate zieht.“

Hierfür sei allerdings ein hohes Maß an Prozessverständnis notwendig, so Leopoldseder weiter: „Der Kunde soll als Schnittstelle zwischen Daten und KI-Experten fungieren, da er selbst der beste Kenner seiner Prozesse und der Daten seiner Maschinen ist – und dem KI-Experten daher das Wissen liefern kann, wie etwas genau zu interpretieren ist. Denn die KI-Experten haben zwar Methodenkompetenz, jedoch keine Kompetenz in den jeweiligen Kundenprozessen.“

Roland Abele, Geschäftsführer der Cosmo Consult Data Science GmbH: „KMUs können in den Aufbau eigener KI-Ressourcen investieren – zum Beispiel durch die Weiterbildung vorhandener Mitarbeiter, die besonders affin zu solchen Lösungen sind.“ – Quelle: Cosmo Consult Data Science GmbH

Alternativ dazu plädiert Abele für den Aufbau eigener Ressourcen etwa durch die Weiterbildung vorhandener Mitarbeiter, die besonders affin zu solchen Lösungen sind: „Auch viele Studienabgänger kommen heute bereits in engen Kontakt mit KI-Anwendungen und Lösungen. Die Unterstützung durch IT-Partner, die Erfahrungen auf diesem Gebiet haben, ist aber für einen schnellen Start in diesen Bereich sicher hilfreich, wenn nicht unerlässlich.“

Integration von KI in die bestehende Umgebung

Sollen bestehende Anwendungen KI-infiziert werden, stehen verschiedene Integrationsansätze bereit. „KI-basierte Module leben von einer guten Datenqualität – viele Module greifen jedoch immer wieder auf die gleichen Rohdaten zurück“, erläutert Abele. „Eine Möglichkeit ist daher immer der Aufbau eines Data Lakes, in dem sich die Module bedienen können. Eine andere Möglichkeit gibt es auch mit intelligenten Konnektoren, die die benötigten Daten direkt aus den ERP-Systemen holen, den KI-Services zur Verfügung stellen und die Ergebnisse auch wieder direkt in die ERP-Systeme bringen. Auf diese Weise lässt sich insbesondere die Hemmschwelle für die Nutzung von KI-Lösungen reduzieren und der Einstieg für die Unternehmen und Mitarbeiter vereinfachen.“

Für Leopoldseder ist neben der technischen Anforderung vor allem die Prozessseite zu betrachten. „Technisch können derartige Systeme über moderne REST-Services angebunden werden. Aber wie gesagt, wichtig ist die Prozessseite. KI-Expertensysteme leben von Daten bzw. der Datenqualität. Das heißt, es ist unabdingbar, die Integration so zu gestalten, dass das Feedback eine entsprechende Handlungsempfehlung einfließen lassen kann.“

Nach seiner Einschätzung müssen die Daten so gut gepflegt sein, dass das System sie automatisiert nutzen kann, und damit aus dem KI-Feedback („Hier besteht eine Störung“) selbstständig weitere Prozesse einleiten kann („Techniker losschicken“) – oder das zumindest empfehlen kann. Eine Meldung muss mit weiteren Daten angereichert werden, sodass die Anwender gleich wissen, was zu tun ist. Dazu bemüht er auch ein konkretes Beispiel: „Ein KI-Expertensystem schlägt vor, einen Artikel automatisch anhand bestimmter Parameter zu bestellen. Wenn die Daten-Konstellation in der Praxis jedoch zu keiner Bestellung führt, muss dieses Feedback wieder rückgespiegelt werden. Hierzu müssen die Voraussetzungen geschaffen werden.“

Bei Abele kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel: „Mit einem Leistungsangebot wie es beim intelligentes ERP (iERP) gegeben ist, hat COSMO CONSULT auf Basis eines modularen Konzepts die Möglichkeit geschaffen, dass KMUs schnell und wirtschaftlich KI-Lösungen in Form von intelligenten Assistenten als Cloud-Service in ihre bisher eingesetzten ERP-Lösungen integrieren können.“ Mit ihnen lassen sich – so Abele – die definierten Zielvorgaben wie höhere Servicegrade, Prozessoptimierung, Kostenreduzierung oder Planungssicherheit durch kontinuierliche Vorschläge völlig eigenständig erreichen. „Aktuell werden die Cloud-Services für die Microsoft-ERP-Systeme angeboten“, so Abele weiter. „Geplant ist, dass sie zukünftig auch für SAP und weitere Systeme genutzt werden können.“

Asseco Solutions

www.assecosolutions.com

Cosmo Consult Data Science GmbH

de.cosmoconsult.com