Lotus Domino und iSeries sind bekanntlich ein starkes Gespann für zahlreiche Aufgaben. Laut IDC weist Lotus Development in Europa im zweiten Quartal 2001 in der Produktkategorie „Network/Web-integrated Collaborative Environments“ einen Marktanteil von 48 Prozent auf und ist so weiterhin mit großem Abstand Marktführer. Die iSeries mit ihren Vormodellen der AS/400 auf der anderen Seite ist mit circa einer Dreiviertelmillion ausgelieferter Einheiten der weltweit erfolgreichste Midrange-Rechner und auf Rang 2 nach NT als Betriebssystem für die Lotus-Software. Wird gar ihre „Dedicated Server for Domino“-Variante gewählt, so winken unschlagbare Domino-Performance-Werte, wie Benchmarks festgestellt haben. Die allgemeinen Einsatzmöglichkeiten, die Lotus Domino bietet, sind durchaus beeindruckend: Mit diesem Informationssystem lassen sich in selten komfortabler Weise Daten, die aus den unterschiedlichsten Quellen stammen und in den verschiedensten Formaten vorliegen dürfen, strukturieren, darstellen und auf regelbasierte Weise wiederauffinden.

Domino trägt seit 1995 den Namen des bekannten Anlegespiels; die Client-Komponente der Software wird auch heute noch – wie der Server-Vorläufer – „Notes“ genannt. Eine der Domino-Schönheiten ist, dass es dem Benutzer nahezu egal sein kann, in welcher Form ihn die jeweilige Information erreicht und wie diese tatsächlich vom System gespeichert wird. Dies geht hin bis zu Tondateien, die etwa als BLOBS (Binary Large Objects) abgelegt werden können oder der standardmäßigen Integration von Bewegtbildern (Video).

Volles Programm: Die Anwendungsbereiche

Dann wäre da noch die Tatsache, dass Domino auch als ein veritabler Web-Server eingesetzt werden kann. So beruht beispielsweise www.ibm.com auf Lotus Domino. Hinzu kommt die preisgekrönte Replikations-Funktionalität der Software, die eine stets einheitliche Wissens- und Datenbasis auch für verteilte Teams sicherstellt. Überdies werden selbstverständlich alle üblichen Groupware-Funktionen wie Kalender- und Aktivitätenplanung für Arbeitsgruppen, Einrichtung und Verwaltung von Foren oder natürlich Messaging und e-Mail geboten. Weiter bringt Domino – wie zuvor schon Notes – über LotusScript eine Entwicklungssprache für die Programmierung eventuell benötigter Zusatzfunktionen gleich mit. Bei nennenswerter Zusatzprogrammierung ist allerdings immer zu prüfen, ob die Release-Fähigkeit der Erweiterungen nicht verloren geht.

Über – teilweise allerdings noch brandneue oder in der Entwicklung befindliche – Zusatzprodukte können noch speziellere oder aufwändigere Aufgaben bewältigt werden, wie etwa Online-Meetings mit „Sametime“ oder fortgeschrittenere Wissensmanagement-Funktionen mit dem seit 1999 angekündigten „Raven“. Domino.Doc ist die für das Dokumentenmanagement zuständige Komponente; Domino Workflow hilft beim Modellieren einfacherer Arbeitsabläufe einschließlich Versionskontrolle und Freigabeprozesse.

Unverzichtbar: Das Partnernetzwerk

Software-Infrastruktur ist gut und schön, aber den meisten mittelständischen Unternehmen nützt das wenig – ohne Partner und Berater vor Ort. Mit den Lotus Business-Partnern existiert ein durch aufwändige Zertifizierungen qualifiziertes, weltweites Netzwerk von über 1.000 Systemintegratoren, Service-Dienstleistern und vor allem Systemhäusern, die auf der Domino-Architektur aufsetzend noch speziellere Applikationen für die individuellen Anforderungen bestimmter Branchen wie etwa von Banken, Versicherungen oder Maklern geschrieben haben (z.B. www.commtrain.com) oder für gänzlich neue Funktionsbereiche wie Kundenmanagement anbieten (z.B. www.gedys.de).

Denn in vielen Anwendungsfällen reicht die in der Lotus-Software „out of the box“ angebotene Funktionalität nicht aus. Etliche der in Domino angelegten Funktionsbereiche haben eben doch den Charakter von vorbereiteten Schablonen, von Templates, die es erst mit Daten und individuellen Anpassungen zu füllen gilt, bevor etwa ein mittelständisches Unternehmen mit vollem Effekt damit arbeiten kann.

Die Administrationsfrage

Die iSeries ist nachgewiesenermaßen eine Rechnerplattform, die Administrations- und Wartungskosten im Vergleich zu anderen Plattformen reduzieren hilft. Die IDC sprach in einer Studie zu e-Mail-Servern von einem Kostenvorteil zwischen 53 und 62 Prozent gegenüber PC-Servern. Lotus Notes/Domino ist eine mächtige Plattform, die Administratoren durch beispielsweise Fernwartungsfunktionen von beliebigen Notes-Clients aus durchaus unterstützt. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass große Installationen und starke Anpassungen durchaus die Expertise von ausgebildeten Notes-Administratoren erfordern. Das ist eben auch ein Preis für die Leistungsvielfalt dieser Software, deren Geschichte bereits in den 70er Jahren in den Entwicklungslabors der Universität Illinois ihren Anfang nahm und später zur Gründung der Unternehmung IRIS führte, die 1987 von Lotus gekauft wurde. Und diese stellte dann zwei Jahre später Version 1.0 des eigentlichen „Notes“ vor. 1995 wurde Lotus wiederum von der IBM übernommen, was beide Produkte sozusagen unter einem großen Dach zusammenführte. Seither wurden einige Anstrengungen übernommen, um die Stärken von Hard- und Software noch stärker zusammenspielen zu lassen. Dies resultierte etwa im heute verfügbaren, direkten Datenzugriff des nativen Domino auf die iSeries- bzw. AS/400-Datenbank, in automatisierter Synchronisierung von Verzeichnissen, in fundierten Sicherheitskonzepten und in beispielloser Skalierbarkeit auf dieser Plattform.

Neue Perspektiven durch iNotes

Server-Konsolidierung ist ein generell für die iSeries typisches Thema. Denn die Midrange-Plattform ist aufgrund ihrer Leistung, Flexibilität und vor allem Zuverlässigkeit in nahezu idealer Weise geeignet, heterogene Server-Landschaften zu ersetzen, wie sie gerade beim hektischen Aufbau von e-Business- und Kommunikations-Strukturen häufig entstanden sind. Daraus resultierende Probleme sind u. a. heterogene Systemwelten oder auch die sehr reale Macht von Anwendergewohnheiten.

Benötigt wird also eine Technologie, die es gestattet, z. B. bestehende Microsoft Exchange Server in einer Weise auf Domino-Server (auf einer iSeries oder AS/400) zu überführen, die es den Anwendern ermöglicht, so weiterzuarbeiten wie bisher. Hier tritt Lotus iNotes auf den Plan! iNotes ist – technisch gesprochen – kein Produkt, sondern der Name für eine Produktgruppe und eine Technologie, die es möglich macht, künftig nicht nur mit Notes-Clients, sondern auch mit Web-Browsern, Microsoft Outlook und POP3-Clients auf Domino-Server zuzugreifen. Das bedeutet, Unternehmen können mit iNotes Access for Microsoft Outlook den möglicherweise entstandenen Wildwuchs ihrer NT-Serverfarmen auf eine iSeries zurückstutzen und so die leichte Administrierbarkeit und das Load Balancing dieser Plattform nutzen, ohne dass sich für die Benutzer irgendetwas ändern muss. Hinzu kommt, dass den Endanwendern Domino-Funktionalität zur Verfügung gestellt werden kann, die Exchange und Outlook nicht bieten, wie zum Beispiel Ad-hoc-Replikation für mobile Clients oder Volltextsuche über alle Mailbox-Daten sowie die native Unterstützung von Internetstandards wie SMTP/MIME (Simple Mail Transport Protocol/Multi-Purpose Internet Mail Extensions) und HTML (Hypertext Markup Language).

iNotes Web Access ist ein Web Client, der Domino-Funktionen wie Messaging, Kollaboration, Informationen aus dem Firmennetz und Ähnliches über einen Standard-Web-Browser verfügbar macht. Das Besondere hierbei: Dies geschieht mit denselben Offline-Fähigkeiten, wie Notes sie bietet; man muss also nicht ständig online sein, um mit Intranet-Daten wie dem Kalender arbeiten zu können. iNotes setzt den Domino Server ab R5.0.8 voraus sowie auf Client-Seite MS-Internet Explorer ab Version 5.0. Die Abrechnung geschieht pro iNotes-Lizenz auf dem jeweiligen Client. IBM bietet Migrationswerkzeuge für die Datenüberführung von MS-Exchange-Servern auf den Domino Server an.

Ausblick mit Rnext:

Die nächsten Versionen des Notes-Client und des Domino-Server existieren als Beta und werden unter dem Code-Namen „Rnext“ bereits stark diskutiert. Sie sollen unter anderem durch verbesserte, native XML-Unterstützung und Java Server Pages sowie optimierte Einbindungsmöglichkeiten in den Applikationsserver IBM WebSphere sowie die Tivoli Systemmanagement-Suite glänzen. Auch die Sicherheitsfunktionen wurden entscheidend erweitert und vor allem vereinfacht. So ist es künftig beispielsweise möglich, eine Public Key Infrastructure (PKI)-Verschlüsselungslösung pro Benutzer serverseitig vorzuhalten, unabhängig davon, ob dieser Benutzer über einen MobileNotes-Client, den iNotes Web Client oder einen üblichen „Fat“ Client zugreift.

Die Plattformen Linux oder OS/2 werden über den iNotes-Client mitbedient, für Macintosh und 32-Bit-Windows hingegen wird es richtige Client-Vollversionen geben. Die Domino Everyplace-Server-Familie soll den mobilen Zugriff auch von PDAs oder Mobiltelefonen aus gestatten. Über ein neues Programm-Feature „Advanced Real-Time Data Access“ können überdies erstmalig Domino-Anwendungen ihre Daten auch in relationalen Datenbanken ablegen. Diese – gerade unter dem Integrationsgedanken für viele Unternehmen – wichtigen Erweiterungen dürften viele weitere erfolgreiche Spielzüge des Teams iSeries und Domino bedingen.

Weitere Informationen unter:
www.lotus.com
www.searchdomino.com
www.notes.net