Diese Fragestellung war im Rahmen der diesjährigen ADMIN & Developer Konferenz –Konferenz für Domino-Administratoren und -Entwickler – kaum noch ein Thema. Neben einer Vielzahl von Fachvorträgen mit Bezug auf Domino-Administration und Anwendungsentwicklung waren auch Themen wie „Workplace“ Inhalt einiger Referate. Der Inhalt der Agenda spiegelt auch das wieder, was IBM mit der zweigleisigen Produktstrategie „Domino“ und „Workplace“ beabsichtig hat: das Zusammenwachsen der beiden Produktschienen. Die „ADMIN2005“ wurde in diesem Jahr bereits zum fünften Mal in Folge ausgerichtet und war mit mehr als 200 Teilnehmern und Ausstellern gut besucht. Die Resonanz auf diese Konferenz zeigt einmal mehr die Gewichtung von Domino/Notes auf dem Markt.

Deutlich war das Interesse an der bevorstehenden Auslieferung der Domino/Notes Version 7 zu spüren, die für das dritte Quartal dieses Jahres geplant ist. Dabei lag die Fokussierung klar auf den wesentlichen Neuerungen dieser Release-Version. Zu diesen Erneuerungen gehören:

  • die Unterstützung der DB2/UDB als zusätzliche und alternative Datenbank neben der bewährten, Domino-eigenen NSF-Datenbank,
  • die weiteren Annäherungen an den Internet-Standard,
  • die Performance-Optimierungen,
  • der Integration von Web-Services.

    Mit Release 7 setzt IBM einen neuen Meilenstein in der Geschichte von Domino/Notes. Denn allein durch die Unterstützung der DB2/UDB eröffnen sich weitere Einsatzmöglichkeiten für Domino. So könnte in Zukunft zum Beispiel die Datenintegration von DB2-Datenbanken wesentlich vereinfacht werden. Die Anwender von LEI und DECS werden sich freuen! Mit dieser Unterstützung werden die Anwender in der Lage sein, Domino-Informationen mit den Bordmitteln der iSeries – wie zum Beispiel Query und SQL – verarbeiten zu können. Weiterhin ist ein direkter Zugriff auf Domino-Informationen mit iSeries-Anwendungslogik – denken wir mal an RPG-Programme – möglich.

    iSeries-Anwender müssen sich allerdings noch ein wenig in Geduld üben, denn für die erste Version von Release 7 wird die DB2/UDB der iSeries noch nicht unterstützt. Ein Support der iSeries-spezifischen DB2 ist für ein Folge-Release (voraussichtlich Version 7.5) geplant.

    Trotz dieser Neuerungen beherrschten in den letzten Monaten die Diskussionen um die Zukunft von Domino/Notes den Kreis der Anwender. IBM hat auf dieser Veranstaltung keinen Zweifel daran gelassen: Domino/Notes bleiben weiter bestehen – und das auch, obwohl einige Funktionen, die einst Domino „vorbehalten“ waren, mittlerweile auch in Workplace integriert sind. Mit klarer Positionierung der IBM sollten jetzt alle Bedenken der Zweifler ausgeräumt sein, die aufgrund der Entwicklungen im Workplace-Umfeld ein baldiges Ende der Domino-Ära vorausgesagt haben.

    „Wir sind auf dem Weg zu Workplace“ – so Ralph Siepmann, „Pre-Sales IT-Spezialist“ im Lotus Technology Center der IBM Software Group, einem der Key-Note-Sprecher dieser Veranstaltung. Die Integration von Domino und Workplace, die heute bereits in einigen Bereichen begonnen hat (einige Lotus-Produkte werden von IBM unter der Flagge von „Workplace“ geführt und vertrieben), zeigt zwar auch, wie dieser Weg vielleicht einmal aussehen könnte, allerdings ist eine ganzheitliche Zusammenführung der beiden Produktschienen „Domino/Notes“ und „Workplace“ der IBM in absehbarer Zukunft noch nicht zu erwarten. Die Roadmap der IBM ist aktuell bis zur Version 8 von Domino geplant. Außerdem sind die Entwicklungsvorgaben zu den nächsten zukünftigen Release-Versionen bereits weitestgehend fixiert. Wer den Entwicklungszyklus der vergangenen Domino Release-Versionen beobachtet hat, der kann in etwa abschätzen, um welchen Zeitraum es bei einer Roadmap geht, die einen ganzen Versionssprung beinhaltet – es können mehrere Jahre sein!
    Für diesen Zeitraum zumindest ist die Zukunft von Domino gesichert. Man darf also den internen Aussagen der IBM vertrauen; somit werden wir auch noch die Version 9 und 10 (vielleicht auch noch weitere) zu erwarten haben.

    „Notes/Domino“ wird nicht ersetzt, sondern in einigen Bereichen mit Workplace zusammengeführt. Das Ziel ist es, die Stärken beider Systeme zu vereinen.

    Doch was verstehen wir eigentlich unter „Workplace“? Diese Frage stellen sich derzeit noch viele Domino-Anwender. IBM ist es auch in diesem Bereich gelungen, durch einen Wechsel der Produktbezeichnung für Verwirrung zu sorgen. Denn im Umfeld von „Workplace“ fallen unterschiedliche Produktbezeichnungen, wie zum Beispiel „Lotus Workplace“, „Workplace“, „IBM Workplace“, um nur einige zu nennen.

    „Workplace“ trägt aktuell die Bezeichnung „IBM Workplace Collaborative Services“ und ist vom Grundsatz her durchaus dem Funktionsbereich von Domino zuzuordnen. Die fehlende Unterstützung von J2EE (Java Version 2 Enterprise Edition) in Domino ist der wesentliche Faktor für die Entwicklung von Workplace. Diese fehlende J2EE-Unterstützung hat IBM dazu bewogen, ein Produktpaket zu schaffen, welches diese „Funktionslücke“ von Domino schließen soll. Denn eine komplette Umstrukturierung der Domino-Architektur allein für die Unterstützung von J2EE hätte einen zu großen Anpassungsaufwand bedeutet.

    Workplace bietet natürlich neben der J2EE-Unterstützung eine Vielzahl von Funktionen, die im Zusammenhang mit weiteren Produkten der IBM (und auch Produkten von „Fremdanbietern“) ein leistungsfähiges Portfolio darstellt. Dabei steht der Anwender im Fokus der Workplace-Strategie. Mit Workplace sollen die täglichen Arbeiten zentral von einem Einstiegspunkt aus durchgeführt werden. Das bringt auch der aktuelle Name „IBM Workplace Collaborative Services“ zum Ausdruckt. „Collaboration“ – also die „Zusammenarbeit“ – der einzelnen Funktions- und Programmbereiche stellen den Kern von Workplace dar. Im Bundle mit Domino, WebSphere Application Server und den Servern der WebSphere Portal-Familie lassen sich auf diese Weise komplexe Lösungen schaffen, die dem Anwender eine einfache und übersichtliche Plattform zur Verfügung stellen. Dabei sind die Einzelfunktionen in Form der Portal-Technik integriert.

    Ralph Siepmann machte den Hintergrund für die Entwicklung von Workplace an einem einfachen Beispiel deutlich:

    „Im Durchschnitt verbringen Mitarbeiter pro Tag mindestens eine Stunde damit, nach Informationen in den verschiedensten Systemen zu suchen. Das bedeutet – je nach Unternehmensgröße – mehrere Mannjahre Aufwand für die Suche nach Informationen, die in unterschiedlichen Anwendungen, Systemen oder Datenbanken gespeichert sind.“

    Sicher hängt die Produktivität der Mitarbeiter von deren Kenntnisstand und der Fähigkeit des Zugriffs auf die verschiedenen Informationsquellen ab. An Stelle von aufwändigen Schulungen und Einweisungen ist es sicher sinnvoller, Mitarbeitern eine intuitive Oberfläche zu bieten, aus der heraus auf alle erforderlichen Informationen und auch Anwendungen zugriffen werden kann. Workplace bietet diese Möglichkeit des zentralen Datenzugriffes. Es werden keine speziellen Kenntnisse darüber erfordert, wo Informationen abgelegt sind. Damit entfallen auch die häufigen Wechsel zwischen den einzelnen Programmen und den Funktionen. Mit Workplace lassen sich zum Beispiel Aufträge erfassen, die Kundenakte einsehen, eine Mail an einen Kollegen mit einem Bezug auf den Kunden schreiben und vieles mehr. Mit Workplace sollen alle Einzelschritte eines Prozesses zentral in einer Anwendung ausgeführt werden, ohne in andere Anwendungen wechseln zu müssen.

    Workplace bietet die Möglichkeit, nahezu alle Informationen und Anwendungen zu integrieren. So lassen sich zum Beispiel alle Domino-Anwendungen mit Portles in Workplace einbinden und stehen dort zentral für die Verarbeitung zur Verfügung. Die Anwender erhalten ein einheitliches „Look and Feel“, womit die Produktivität wesentlich verbessert werden dürfte.

    Ich hatte im Rahmen der ADMIN2005 die Gelegenheit, ein Gespräch mit Ralph Siepmann zu führen:

    Jörg Zeig: Herr Siepmann, IBM hat mit Ankündigung der Version 7 von Domino und der Unterstützung der Datenbank DB2/UDB einen Meilenstein in der Geschichte von Domino gesetzt. Derzeit werden allerdings nur einige wenige Versionen der DB2/UDB – wie zum Beispiel die DB2/UDB für Windows – unterstützt. Wann können wir mit einer Unterstützung der DB2/UDB der iSeries rechnen?

    Ralph Siepmann: Die Unterstützung der DB2/UDB der iSeries ist aktuell in Vorbereitung und wird voraussichtlich mit der Version 7.5 von Domino realisiert werden. Damit haben zukünftig auch die iSeries-Anwender die Möglichkeit, die Vorteile der DB2/UDB in Verbindung mit Domino/Notes nutzen zu können.

    Jörg Zeig: Die Installation und Konfiguration von Workplace setzt auf einigen, zum Teil sehr komplexen Anwendungen und Techniken – wie zum Beispiel dem WebSphere Application Server und dem WebSphere Portal Server – auf. Ohne spezielle Kenntnisse in diesen Bereichen und dem Know-how rund um Workplace ist der Einsatz von Workplace kaum möglich. Können wir auf einen vereinfachten Installationsprozess hoffen?

    Ralph Siepmann: IBM hat mit den aktuellen Versionen 2.5 des „IBM Workplace Collaborative Services“ bereits wesentliche Verbesserungen in Hinblick auf Installation und Konfiguration realisiert. Die Unterstützung der Express-Versionen des WebSphere Application Servers und des WebSphere Portal Servers vereinfachen die Installation von Workplace erheblich. Der Installationsprozess ist weitestgehend automatisiert und auch ohne spezielle Kenntnisse in diesen Bereichen sehr einfach durchzuführen. Mit diesem vereinfachten Installationsverfahren kann die Installation innerhalb von 1-2 Stunden realisiert werden. Ein Installations- und Konfigurations-Wizard führt dabei durch die Installation und die Konfigurationsschritte.

    IBM hat außerdem die Workplace-Familie auf die speziellen Anforderungen angepasst. So bietet zum Beispiel der „Workplace Services Express“ alle erforderlichen Werkzeuge, die für die Dokumentenablage und Collaboration-Services benötigt werden. Eine Mail-Unterstützung ist in dieser Version nicht enthalten.

    Einen vollständigen Funktionsumfang bietet der „Workplace Services Express 2.5“.

    Für alle Produkte gilt: Es ist kein spezifisches Know-how für Installation und Konfiguration erforderlich!

    Jörg Zeig: Die Roadmap der IBM scheint auch bis zur Version 8 von Domino die Eigenständigkeit dieses Produkts weiter zu führen. Ist es absehbar, dass es eine Verschmelzung der Produktbereiche „Lotus/Domino“ und „Workplace“ geben wird?

    Ralph Siepmann: Mit der Version 7.5 von Domino und Workplace 3.5 wird es eine weitere Annäherung der Produktlinien geben. Unter anderem wird Workplace 3.5 auch kundenindividuelle Domino-Anwendungen unterstützen können, die dann in einem Workplace-Client ausgeführt werden. Die Domino-Roadmap ist bis zur Version 8 bereits fixiert; die Entwicklung für dieses Release ist bereits angelaufen. Derzeit sind bereits die Versionen 9 und 10 von Domino in Planung. Eine Ablösung der Domino-Produkte ist also nicht vorgesehen, allerdings werden die beiden Produktlinien mit ihren Funktionen weiter zusammengeführt werden.

    Jörg Zeig: Die Auslieferung von Domino 7 steht unmittelbar bevor. Die Unterstützung der DB2 bedeutet einen tiefen Eingriff in Domino. Welche Erfahrungen haben Sie mit den Beta-Versionen gemacht, und gibt es bereits erste Erfahrungen mit der Auslieferungsversion von Domino 7?

    Ralph Siepmann: Die Integration von DB2 in Domino läuft sehr stabil. Diese Unterstützung wird zwar mit dem Release 7 realisiert, die Voraussetzungen für diese Integration sind aber bereits mit der aktuellen Version von Domino 6.0 geschaffen worden. Die Konnektoren, die für die Unterstützung der DB2 benötigt werden, wurden bereits in der Version 6 in Domino integriert. Die für die Verarbeitung von DB2 Domino-Daten erforderlichen Access Views werden erstmals mit der Version 7 ausgeliefert. IBM hat erste Erfahrungen mit DB2 und Domino gemacht – die sehr positiv waren. Anfängliche Performance-Probleme konnten behoben werden, so dass den Anwendern eine stabile und auch schnelle Version 7 zur Verfügung stehen wird.

    Trotz der Unterstützung der DB2 besteht nach wie vor die Möglichkeit, NSF-Datenbanken zu verwenden. Es bleibt dem Administrator bzw. dem Entwickler von Domino-Anwendungen überlassen, ob Domino-Datenbanken in Zukunft weiter als NSF-Datenbanken eingesetzt werden oder ob die DB2 verwendet wird. Auf einem Domino-Server können beide Datenbank-Modelle parallel betrieben werden. IBM empfiehlt die Verwendung von NSF-Datenbank in allen Fällen, in denen primär Anhänge verwendet werden, sowie für die klassische Dokumentenablage. Gerade für große Datenbanken bietet sich in Zukunft die Verwendung der DB2 als Datenbank an.

    Selbstverständlich werden alle Domino-spezifischen Funktionen – wie zum Beispiel die Replikationen – auch für die DB2-Datenbanken zur Verfügung stehen.

    Jörg Zeig: Auf der Lotusphere 2005 wurde der „Activity Explorer“ vorgestellt. Was verbirgt sich hinter diesem Produkt, und wie ist es in Relation zu Domino und Workplace zu sehen?

    Ralph Siepmann: Der „Activity Explorer“ ist ein weiterer wichtiger Schritt innerhalb der Workplace-Strategie. Ziel ist die zentrale Ausführung aller Tätigkeiten im Collaborations-Umfeld, wie zum Beispiel der direkte Zugriff auf Mails, die Unterstützung von Instant-Messaging Funktionen, die Ausführung von Web-Konferenzen, um nur einige zu nennen. Mit dem Activity Explorer können alle Informationen gesammelt werden, die für eine Team-Arbeit benötigt werden. Wenn Sie zum Beispiel eine Web-Konferenz durchführen, dann können die während dieser Konferenz gesammelten Informationen später nochmals eingesehen und verarbeitet werden. Mit dem Activity Explorer soll die Lücke in der Kommunikationskette geschlossen werden, die derzeit noch besteht.

    Jörg Zeig: IBM forciert in vielen Bereichen den Einsatz des „WebSphere Development Studio“ (WDSC) als einheitliches Werkzeug für die Anwendungsentwicklung. Auch für die Anwendungsentwicklung im Bereich von Domino existieren heute einige Plugins. Allerdings ist damit noch keine vollständige Entwicklung von Domino-Anwendungen möglich. Können wir in der nächsten Zeit mit einer Erweiterung der Plugins des WDSC rechnen, die eine Ablösung des Domino-Designers zur Folge hätten?

    Ralph Siepmann: Die Entwicklung für Domino- und Workplace-Anwendungen wird innerhalb der IBM im Bereich „Rational“ zusammengefasst. (Anmerkung des Autors: Die nächste Version der Entwicklungsumgebung von WebSphere – also des WDSC – wird unter der Bezeichnung „Rational“ geführt werden.) Es wird keine Integration oder Ablösung des Domino-Designers geben. Lediglich die Workplace-Anwendungsentwicklung wird in Rational integriert werden.

    Für die Anwendungsentwicklung von „klassischen“ Domino-Anwendungen wird es keine Ablösung des Domino-Designers geben.

    Jörg Zeig: Wie sehen Sie die Zukunft von Domino und Workplace in Bezug auf den Einsatz in den Unternehmen? Welchen Vorteil hat ein Unternehmen mit dem Wechsel auf Workplace, und wann sollte Workplace eingesetzt werden?

    Ralph Siepmann: Grundsätzlich werden sowohl Domino als auch Workplace weiter entwickelt werden. IBM wird keinen Kunden zwingen, auf die Workplace-Technologie zu wechseln. Eine Ergänzung beider Produktfamilien ist sicher der sinnvollste Weg. IBM sieht den Einsatz von Workplace in der Regel in komplexen Umgebungen, während Domino sich speziell für kleine und mittlere Installationen eignet.

    Derzeit befinden sich die Release-Versionen 7, 7.5 und 8 von Domino in der Entwicklung bzw. sie sind bereits detailliert geplant. Für die Domino-Version 7.5 können wir bereits heute mit wesentlichen Erweiterungen in den Bereichen „Web-Services“ und Transaktionsfähigkeit rechnen. Außerdem wird die Integration von Domino in Portale weiter verbessert.

    Die Entwicklungen im Bereich von Workplace werden an die Domino-Release-Entwicklungen angepasst. Bereits mit Workplace in Version 3.0 wird eine weitere Annäherung an die Domino-Version 7.5 erreicht werden. Mit Workplace 3.0 wird außerdem die Unterstützung von mobilen Geräten weiter ausgebaut.

    Mit der Notes-Version 7.5 wird auch Linux als Betriebssystem für die Notes-Client-Welt unterstützt.

    Es bleibt letztlich eine Entscheidung des Kunden, welche Funktionen er benötigt und welches der beiden Produkte er einsetzen möchte.

    Fachautor: Jörg Zeig