Logistik heißt, das schier Unmögliche möglich zu machen – wie etwa, dass die Produktion bei den großen deutschen Automobilherstellern trotz engster Lieferzeiten reibungslos läuft, dass eine Sendung im Sammelgutbereich trotz mehrfachen Ab- und Wiederaufladens auf verschiedene Fahrzeuge mit jeweils neuem Einscannen und Prüfen ihres Zustandes zur richtigen Zeit an den richtigen Ort geliefert wird oder dass Gefahrgut-Transporte nicht nur sicher ihr Ziel erreichen, sondern auch fachgerecht zwischengelagert werden. Das Geschäft von Speditionen, die sich auf Just-in-Time-Lieferungen spezialisiert haben, ist mit hohen Risiken behaftet. Denn durch die bei ihnen angesiedelte Lagerhaltung übernehmen sie einen erheblichen Teil der Verantwortung für die Bandfertigung ihrer Kunden – mit entsprechenden Konsequenzen, wenn bei einem Automobilhersteller ganze Produktionslinien still stehen.
Die Fritz-Gruppe hat sich auf Automobil- und Chemielogistik spezialisiert. Das bedeutet, dass die Bestellungen, die vom Hersteller an den jeweiligen Zubehör-Lieferanten gehen, an einem der Standorte angeliefert, eingelagert und nach Bedarf vom Hersteller dort abgerufen werden. In der Automobilbranche sind das bis zu 50.000 Einzelteile. Die Lieferzeiten haben es in sich: Zwischen 70 Minuten und zwei Stunden nach Abruf-Eingang muss die angeforderte Ware sequenziert auf dem Werksgelände eintreffen. Ein Ausfall der DV-Anlage kann durch die systembedingt chaotische Lagerhaltung innerhalb kurzer Zeit einen Bandstillstand verursachen. Das heißt für die Verantwortlichen, dass Störungen im System möglichst gar nicht erst zu einer Verzögerung der Lagerbewegungen führen dürfen.
Vorbeugen statt Wiederherstellen
Auf einen unterbrechungsfreien Betrieb wurde schon von jeher und mit jedem Automatisierungsschritt mehr Wert gelegt. Das gesamte operative Geschäft läuft auf der AS/400. Da Störungen aber im alltäglichen Betrieb nie vermeidbar sind, suchte das IT-Team der Fritz-Gruppe nach geeigneten Tools zur Systemüberwachung. Man entschied sich für die speziell auf die AS/400, Windows NT und Unix zugeschnittene Überwachungs- und Prozessoptimierungs-Software von Tango/04. Damit begann zugleich die Zusammenarbeit mit der Keos Software Service GmbH, die die Tango-Produkte als Teil ihres Lösungsangebots für Verfügbarkeitsmanagement im Portfolio hat.
„Unser Ziel ist es, alle Störungen so früh zu beheben, dass sie für den Anwender gar nicht spürbar werden“, so Klaus Weiss, kaufmännischer Leiter und Prokurist unternehmensweite IT-Abteilung der Fritz-Gruppe, „Und dazu braucht man geeignete Überwachungs-Tools.“ Das Visual Message Center (VCM) von Tango/04 wird bei der Fritz-Gruppe zur kompletten Überwachung aller IT-Ressourcen (Hardware, Betriebsysteme, PC-Server, Anwendungen etc.) genutzt. Speziell die Frühwarn-Funktionen der Lösung vermeiden, dass Störungen sich auf den operationalen Workflow-Prozess auswirken können.
Die Grenzen der Prävention: Feuer, Wasser & Co.
Stabile Rechner, eine erprobte Logistik- und Speditions-Software, Rundum-Monitoring der Rechner, Plattenspiegelung – das alles war noch keine befriedigende Antwort auf die Frage: „Was machen wir eigentlich, wenn die Produktivmaschine ausfällt?“
Fritz Logistik beliefert die Automobilhersteller einerseits mit Einzelteilen wie etwa Stoßstangen, die nach Typ und Farben geordnet entsprechend der jeweils produzierten Serie als Einzelteile „just in sequence“ angeliefert werden müssen. Hierbei werden die vom Zulieferer kommenden, bei Fritz zwischengelagerten Produkte noch an feste Plätze im Lager gebracht, man könnte sie also, wenn der operative Rechner ausfällt, zur Not wiederfinden. Andere Teile kommen in Behältern an und werden auch so weiterbefördert. Für diese Teile gibt es die chaotische Lagerhaltung, das heißt, was im Lager eintrifft, wird auf den bestgeeigneten freien Platz befördert. Wo es sich befindet, weiß nur der Computer. Fällt hier der Rechner, an den die Daten gemeldet werden, nur für eine Stunde aus, lässt sich aus dem letzten Sicherungsband bzw. den gespiegelten Platten bereits nicht mehr rekonstruieren, wo die zwischendurch angelieferten Waren sich befinden. Eine manuelle Inventur ist bei einem längeren Systemausfall ein unabdingbares Muss (sie kann aber nicht schnell genug erfolgen, um einen Bandstillstand zu verhindern) – mit allen Konsequenzen für das Unternehmen.
Hochverfügbarkeit – mehr als Produktionssicherung
Um ein Weiterlaufen des Betriebs auch beim Ausfall der Produktivmaschine zu gewährleisten, ist eine Echtzeitspiegelung aller operativen Prozesse mit einem binnen kürzester Zeit realisierbaren Umschalten auf den Backup-Rechner nötig. Erst damit hat ein Unternehmen wie die Fritz-Gruppe eine lückenlose Absicherung ihrer Prozesse erreicht.
Die grundsätzliche Entscheidung für diese Lösung fiel schnell, es folgte die übliche Prüfphase. Es gibt mehrere Anbieter von Hochverfügbarkeitslösungen, zwei kamen in die engere Wahl. Das EDV-Team bei Fritz nahm entsprechend mehrere Referenz-Installationen in Augenschein, bevor die Entscheidung für die von der Firma Keos vertriebene Hochverfügbarkeitslösung MiMiX des Anbieters Lakeview fiel.
„Natürlich lag das auch daran, dass wir mit Lösungen von Keos bereits gute Erfahrungen gemacht hatten“, erklärt Weiss. „Aber das war es nicht allein: Uns überzeugte die Qualität der Software wie die des Implementierungskonzeptes und der Schulung – und nicht zuletzt war auch der Preis in Ordnung.“
Bevor die Software installiert werden konnte, musste zunächst die Hardware beschafft werden. Bei Fritz waren bis dahin vier AS/400 im Einsatz. Auf einer lief die Buchhaltung (170) für die gesamte Gruppe, auf den drei anderen wurden die Bereiche Spedition und Logistik für die Standorte Heilbronn und Bad Friedrichshall (je auf einer 720-2062) abgewickelt.
Für die angestrebte Lösung einer Überkreuz-Spiegelung reichten die Maschinen nicht aus. Die dafür benötigten Rechner, zwei S20-2177- und eine S30-2320-Maschine, lieferte die Ulrich Wilsch KG. „Die Maschinen kamen in Rekordzeit und preisoptimiert“, meint Klaus Weiss, „und das in der letzten Woche vor Weihnachten. Dank dem Engagement unserer Hardware- und Software-Lieferanten hatten wir die Hochverfügbarkeitslösung Mitte Januar einsatzbereit.“ Damals hätte man allerdings einen Umschaltprozess noch unter mithilfe des Hochverfügbarkeitspartners bewältigen müssen. Das Fein-Tuning dauerte bis Mitte Mai. Inzwischen ist der Umgang mit MiMiX fest im Arbeitsalltag verankert.
Die drei AS/400 bilden bei der Fritz-Gruppe ein Hochverfügbarkeits-Cluster. Dabei läuft auf der ersten S20 operativ der Bereich Spedition, sie ist zugleich die Backup-Maschine für die Buchhaltung. Auf der zweiten S20 wird die Logistik für den Standort Bad Friedrichshall abgewickelt, gespiegelt wird auf sie die Logistik für den Standort Heilbronn. Die S 30 ist Produktivrechner für die Logistik Heilbronn und für die Buchhaltung und dient als Backup für Spedition und Bad Friedrichshall.
Durch die Aufrüstung und Umstrukturierung konnte das Team ganz nebenbei auch einen Leistungsengpass beheben: Früher gab es auf den dezentralen Systemen temporäre Laufzeitprobleme. Nach der Rechnerkonsolidierung stand insgesamt die gleiche Leistungskraft zur Verfügung, konnte aber durch geschicktes Workload-Balancing optimiert genutzt werden, quasi als „Abfallprodukt“ des Hochverfügbarkeitskonzeptes. Möglich gemacht wurde das nicht zuletzt durch das unkonventionelle Sizing- und Upgrade-Szenario des Hardware-Lieferanten.
Und noch ein weiteres Problem wurde durch den Einsatz von MiMiX elegant behoben: die auf Grund der ständig gestiegenen Anforderungen an die Laufzeit der Maschinen immer schwieriger gewordenen täglichen Sicherungsläufe. Im 24-Stunden-Betrieb war die Sicherung kaum mehr machbar, trotz modernster Technik und dem Reduzieren auf das absolut Unverzichtbare.
Durch die Hochverfügbarkeitssoftware können die Sicherungsläufe auf den Backup-Maschinen erfolgen. Während die Sicherung läuft, werden die Datenänderungen im Produktivsystem von MiMiX gespeichert und nach abgeschlossener Sicherung werden Operativ- und Backup-Maschine synchronisiert.
Keine Überraschungen bitte
Um wirklich nichts dem Zufall zu überlassen, wird die Funktionalität von MiMiX genau wie die Infrastruktur und die Anwendungs-Software überwacht und aktiv geprüft. Dies geschieht durch einen Agenten, der Störungen der Spiegelungslösung in das Visual Message Center von Tango/04 einspeist, sodass die Zwischenfallmeldung auf dem gleichen Weg wie für alle anderen Bestandteile erfolgen kann.
Der Agent prüft auch, ob Veränderungen an der Software oder der Infrastruktur in MiMiX integriert worden sind. Geschieht das nämlich nicht, kann man beim Umschalten im Fall einer Katastrophe doch noch unangenehme Überraschungen erleben. Und schlussendlich werden halbjährlich Umschalttests gemacht. Auch die Feuerwehr führt schließlich regelmäßige Übungen durch.
Es gibt also nichts mehr zu tun? Weit gefehlt: „Im Augenblick sind wir dabei, an jedem Standort ein Ausfallrechenzentrum mit zusätzlichem Router und Schaltschrank aufzubauen – etwa 200 Meter vom Produktivsystem entfernt, um durch die räumliche Trennung einen noch besseren Katastrophenschutz zu erreichen“, erklärt Weiss. „Katastrophenprävention ist ein ständiger Prozess, und wird bei uns weiterhin mit höchster Priorität behandelt.“
KEOS Software-Service GmbH
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