Im Rahmen einer lokalen Initiative namens iSchool hat das Technische Sales Support Team der IBM unter Leitung von Dr. Dietmar Wierzimok im letzten Jahr ausgewählte Projekte an Universitäten und Fachhochschulen (FH) im deutschsprachigen Raum mit einem IBM eServer iSeries Modell 270 unterstützt. Zielsetzung war eine Förderung der Integration von kommerziellen Servern in den Hochschulbetrieb und die Erhöhung des Bekanntheitsgrades bei jungen Leuten. Hier soll über die Erfahrungen dieses Programms berichtet werden.
Server!? What’s a Server?
Mit der Dezentralisierung in den neunziger Jahren – vom Universitätsrechenzentrum zu Einzelplatzlösungen, lokalen Servern und Netzen – hat auch bei den Studenten eine Verschiebung der Erfahrungswelt sowie der IT-Kenntnisse zu Desktop-Betriebssystemen wie MS-DOS und Windows eingesetzt, die seither auf dem Fachkräftemarkt ihre Wirkung zeigt. Durch Laptops verstärkt sich dieser Trend heute weiter. Immer mehr Studenten sammeln heute ihre IT-Erfahrungen ausschließlich durch die Arbeit mit dem eigenen Gerät. Das Wissensspektrum und die Erwartungshaltung werden davon maßgeblich geprägt. So kennt man heute Windows, eventuell Linux oder MacOS, ist vertraut mit Begriffen wie PCI, USB, Firewire, kann MHz-Taktraten bewerten und weiß natürlich, dass es sich bei DDR-Speicherchips nicht um ein Überbleibsel alter Robotron Bestände handelt. Erfahrungen mit Unternehmensstandards, Enterprise Middleware, Storage- und Server-Architekturen, Server-Betriebssystemen oder System-Management-Konzepten, Hochverfügbarkeit oder Autonomic Computing hingegen sind eher selten.
In der Industrie, mit einer fast inversen Kostenstruktur, hat seit einiger Zeit ein gegenläufiger Trend zur Konsolidierung eingesetzt, getrieben durch die notwenige Verringerung von Komplexität und Personalkosten. Dort spielen Server-Betriebsysteme sowie Standard-Middleware und Anwendungen eine außerordentlich wichtige Rolle. Die Diskrepanz zwischen IT-Kenntnissen der Bewerber und Bedürfnissen der Unternehmen müssen diese durch zusätzlichen Einarbeitungsaufwand und entsprechenden zeitlichen Vorlauf kompensieren.
Zielsetzung des Programms
Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit ausgewählten Instituten von Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz soll Technology und Komponenten des IBM eServer iSeries, früher unter dem Namen AS/400 bekannt, Studenten zugänglich gemacht werden. Mit über 400.000 aktiven Systemen ist die iSeries ein vor allem im Mittelstand weit verbreiteter Unternehmens-Server. Die Institute hatten dazu ein Model des Servers iSeries 270 mit entsprechender Middleware und Entwicklungsumgebung für die Dauer von individuell vereinbarten Projekten zur Verfügung gestellt bekommen.
Zielsetzung des Programms, das intern iSchool („i is cool“) genannt wird, war es, durch Unterstützung der Projekte mit modernster Server-Technologie, Middleware und Entwicklungstools – wie Eclipse – die Stärken und Vorteile dieser Technologien an den entsprechenden Universitäten und Fachhochschulen für die Studenten spürbar zu machen.
Die Projekte waren dabei so ausgesucht worden, dass im Rahmen der Durchführung möglichst viele Studenten und Dozenten wissentlich Zugriff die iSeries haben konnten und dass die erwarteten Ergebnisse möglichst auch für andere Universitäten und Fachhochschulen einen potentiellen Nutzen haben – so beispielsweise die „Vorlesungsräume“ des Gründerzentrums der FH Heidelberg zur Kommunikation zwischen Dozenten einer Vorlesung und Ihren Studenten sowie zwischen den Studenten selbst.
Im letzten Jahr wurden so den Universitäten Kassel und Hohenheim, der Hochschule Zürich Winterthur, den Fachhochschulen Heidelberg, Basel und Furtwangen sowie dem Schulzentrum Utbremen iSeries-Systeme zur Verfügung gestellt.
Für die Dauer der Projekte stand ein iSeries-Spezialist der IBM als Ansprechpartner zur Verfügung, der vor allem am Anfang auch gelegentlich vor Ort in die Institute kam und mit den Studenten und Professoren die technische Umsetzung diskutierte. Zum einen sollte so eine effiziente Einarbeitung und damit ein schneller Start der Projekte gewährleistet werden, zum anderen konnten auch Erfahrungen oder Vorschläge der Studenten schneller aufgegriffen werden. Es zeigte sich schnell, dass dieses Mentoring ein wichtiger Schlüssel zum Gelingen der Projekte darstellte.
Aktivitäten der Universitäten
Eine erste Beobachtung war, dass es für Studenten und Dozenten offenbar gleichermaßen erstaunlich war, mit wie wenig spezifischem Wissen und Systemadministration man klar kam. Joachim Haydecker von der Universität Kassel, der ein IBM eServer iSeries Modell 270 für die Entwicklung von e-Learning-Lösungen betreibt, beschrieb dies nach drei Monaten Erfahrung mit der neuen iSeries während seines Vortrages bei der COMMON-Jahrestagung: „Das verrückte ist, das man das System selbst sehr bald nach der Installation einfach vergisst. Im alltäglichen Betrieb fällt praktisch keine weitere manuelle Administration an und man konzentriert sich automatisch ganz auf die Lösung.“
Da viele der teilnehmenden Professoren durch Linux auf die iSeries aufmerksam wurden, kam es auch ein wenig überraschend, dass sich Linux nicht zum eindeutigen Favoriten bei der Mehrzahl der Projekte herauskristallisierte. Häufiger kamen die Lotus Middleware und Lösungen wie Domino, Quickplace und LearningSpace zum Einsatz; sie wurden sogar nativ unter OS/400 betrieben. Begründung dafür: Die gesuchten Lösungen waren dort besonders einfach zu implementieren und die Projekte konnten so schneller umgesetzt werden.
Linux
Dennoch wurden (und werden) an einigen Hochschulen derzeit auch explizit Erfahrungen mit Linux auf der IBM eServer iSeries gesammelt: in der Schweiz an der Fachhochschule Winterthur in Zusammenarbeit mit dem IBM-Geschäftspartner Exogen, in Basel bei Projekten mit SuSE und RedHat oder im Fachbereich Computer & Electrical Engineering, in der FH Furtwangen bei der Migration einer Java-Lösung mit DB2 und Websphere Linux.
Auch an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich am Department für Physik ist man sehr zufrieden mit dem Betrieb der dort angeschafften iSeries. Das Modell 270 mit Expansion Unit wird hier hauptsächlich zur Benutzerverwaltung eingesetzt. Dabei nutzt man LDAP (Lightweight Directory Access Protocol), um die mehr als 3.000 User zu adressieren und zu betreuen, und setzt Linux in einer separaten Partition für den Web-Server des Departments ein. Im Hintergrund arbeitet dabei ein Linux-basiertes Content-Management-System. Zur Zeit wird geplant, mit Hilfe der integrierten DB2-Datenbank, einen webbasierten Katalog für mehr als 12.000 Artikel des Fachbereichs ins Leben zu rufen.
Lotus Solutions (Domino, Quickplace, Learning Services):
An der Universität Hohenheim bei Stuttgart konnten zahlreiche Studenten des Fachbereichs Software Engineering im Rahmen einer Semesterarbeit im letzten Jahr auf einem IBM eServer iSeries Erfahrungen bei der Entwicklung von Software im Umfeld von Lotus Domino und Lotus Notes sammeln. Ziel war es, den Studenten der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik ein Bewusstsein zu schaffen, was Programmierung und Entwicklung unter Zeit- und Erfolgsdruck bedeutet.
Die Studenten bekamen ein abstraktes Thema gestellt und erhielten Schulungen für die Programmierung auf Lotus Notes und Domino. Binnen drei Monaten sollten Personal-Datenbanken, Content-Management-Lösungen, Online-Kataloge und Shopping-Websites, Projektmanagement-Software und Datenbanken mit Verbindung zum SAP Business Warehouse geschaffen werden.
Den Studenten und Schülern wurde auch die Gelegenheit geboten, die kollaborative Plattform Lotus Quickplace zum Daten und Nachrichtenaustausch zu nutzen. Ebenso gab es eine Lizenz für das Real-Time-Collaboration-Tool Lotus Sametime oben drauf.
Die Jury der Abschlusspräsentation war sichtlich beeindruckt, als sie eine One-Click-Shopping-Lösung für Fastfood präsentiert bekam, in der man à la Amazon einkaufen und liefern lassen konnte. Auch das Web-Portal eQuix, in dem der Bewerber sich seinen optimalen Chef suchen konnte, fand großen Anklang. Die Studenten lobten den einfachen Umgang mit der iSeries und Lotus Domino, wodurch man mit relativ wenig technischen Kenntnissen in der Lage gewesen sei, ansprechende Ergebnisse zu erzeugen.
Ein neues Projekt wurde auch schon vereinbart. So möchte das Gründerzentrum für seine Gründer mit der iSeries im Rahmen eines ASP- (Application Service Provider-) Konzeptes, Tools entwickeln, die es erlauben sollen, betriebswirtschaftliche Funktionalitäten und Services – wie zentrale Datenbackups für junge Selbständige – kostengünstig remote anzubieten, so dass diese in der Gründungsphase von Aufwänden und hohen Anfangsinvestitionen für die Infrastruktur weitgehend entlastet werden.
Fazit
Mit diesem nur kleinen Ausschnitt aus den aktuellen Projekten wird ersichtlich, dass bei den ausgewählten Instituten und Fachrichtungen die effektive Implementierung einer Lösung im Vordergrund stand – nicht die Anzahl der zu entwickelten Lines of Codes. Als angenehme Begleiterscheinung wurde von den Studenten registriert, dass durch die grafische Bedienung im Verlauf des Projektes kaum Spezialkenntnisse für Systemadministratoren erforderlich waren und der Fokus schnell zur Lösung überging. Mit den ersten Ergebnissen darf man schon einmal zufrieden sein. Geplant ist es daher, in diesem Jahr weitere Uni-Projekte zu unterstützen – diesmal vor allem mit den Schwerpunkten Websphere und wieder Linux.
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