Die Entwickler von ERP-Software stehen vor einer scheinbar ambivalenten Aufgabe: Standard einerseits, Benutzerorientierung andererseits – und beides ist unter einen Hut zu bringen. Das sinnvolle Zusammenspiel dieses Doppels wird auf dem ERP-Markt künftig der Gradmesser sein, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt.

Softwareanpassung

Angesichts der Diskussion um e-Business und SCM geht sehr leicht unter, dass die Software-Anbieter die Entwicklung der ERP-Basis genauso intensiv vorantreiben wie die der Funktionen für den externen Datenaustausch. Der Markt ist umkämpfter denn je, und die Anbieter wissen, der Software-Kauf entscheidet sich vor der Gretchenfrage der Kunden: Muss sich das Unternehmen am Funktionsangebot des Systems ausrichten oder können die Programme allen Anforderungen adäquat angepasst werden? Die Frage ist freilich für die Kunden immer schon beantwortet, nämlich als Forderung an die Software: Das Unternehmen ist eine gewachsene Struktur, die sich nicht von heut auf morgen umorganisieren lässt, also muss das ERP-System Flexibilität mitbringen. Die Anwender können die Optimierung des Backends in diesem Sinne nur begrüßen, rücken sie doch damit ein Stück mehr in den Mittelpunkt der Entwicklungskonzepte.

Wer erinnert sich nicht, manche Systeme hatten früher Eingabemasken mit vielen Feldern, von denen einige einfach leer blieben, weil man sie in der Praxis gar nicht benötigte. Oder man wurde als User mit anderen Benennungen als der im Unternehmen üblichen konfrontiert. Beispielsweise musste man sich erst einmal darauf verständigen, dass „Artikelnummer“ in den Masken der Programme eigentlich dasselbe meint wie „Sachnummer“ in den bislang verwendeten Papierunterlagen. Das Ausmerzen derartiger Differenzen war meistens mit erheblichem Aufwand verbunden.

Das war einmal. Ein modernes System ist für das Unternehmen „passend“. Wo dies am Anfang nicht ganz der Fall ist, sollte es der Anwender auf einfache Weise passend machen können, am besten per Mausklick und „Drag and Drop“, wie man das von der herkömmlichen Windows-Arbeit schon gewohnt ist. Und so läuft es auch bei einem modernen ERP-System, die Betriebssystem-Plattform spielt dabei keine Rolle mehr.

Technisch möglich wird die Flexibilität der Systeme durch ein neues Programmierkonzept, das in der Hauptsache in der Trennung von Bedien- und Verarbeitungslogik besteht. Damit wird es möglich, dass sich der Anwender sein ERP-Frontend wunschgemäß konfiguriert. Er bestimmt die Anzahl der benötigten Felder und nimmt deren Benennung selbst vor, er kann die Farben nach Belieben einstellen oder Links zu oft gebrauchten Routinen setzen usw.

Differenziert betrachtet, verteilt sich das Thema „Benutzerorientierung“ auf zwei Ebenen: Zum einen ist damit die Anpassung der Software auf die branchenspezifischen Anforderungen des Unternehmens gemeint. Zum anderen geht es auch um die freie Gestaltung des einzelnen Arbeitsplatzes.

Riesenprogramme werden aufgebrochen

Das Beispiel eines ERP-Anbieters, der seine Produkte seit Jahren immer wieder auf die zeitgemäßen Anforderungen anpasst, ist die command ag in Ettlingen. Mit dem Standardprodukt FRIDA zählt das Unternehmen zu den führenden deutschen Software-Häusern von ERP-Lösungen auf der IBM iSeries. Als SAP-Systemhaus (mySAP.com Channel Partner VAR) verfügt man zudem über eigene SAP.readytowork-Lösungen sowie Add-Ons für das effiziente Debitorenmanagement. Im Angebot sind u.a. SAP-Branchenlösungen für die Nahrungsmittel- und Pharma-Industrie als auch für die Versorgungswirtschaft. Holger Behrens, Vorstand bei command und verantwortlich für den Geschäftsbereich SAP, meint Folgendes: „Wir haben einen ungebrochenen Trend zu speziellen Branchenpaketen. Da jede Branche ihr spezielles Anforderungsprofil hat, wird es mehr und mehr notwendig, die Eingabemasken flexibel zu gestalten. Aufgabe unserer Entwickler ist es, dafür zu sorgen, dass die individuellen Einstellungen mit den Standardprozessen im Backend nahtlos zusammenarbeiten.“

Damit scheint die Zeit des typischen Software-Tüftlers, der sich in die Programmierstube zurückzieht, vorbei zu sein. Praxisgerechte Systeme setzen nicht nur Programmier-Know-how voraus, sondern ebenso intimes Branchenwissen. Behrens weiter: „Wir sind heute angehalten, eine anwenderorientierte Entwicklung zu betreiben. Dafür sammeln wir Branchenkenntnisse, beobachten die entsprechenden Zielmärkte und führen einen intensiven Dialog mit den Usern.“ Ziel sei, laut Meinung des command-Vorstands, Fragen und Probleme schon im Vorfeld zu erkennen, bevor sie Thema der Hotline werden. Ehe ein Produkt auf den Markt kommt, werden repräsentative Anwender in die Testphasen einbezogen. Auf diese Weise lassen sich frühzeitig praxisechte Erfahrungen sammeln. Auf den Punkt gebracht: Eine Entwicklung von Unternehmens-Software kann man heute nicht mehr ohne die Anwender betreiben.

Das Beispiel FRIDA zeigt, inwiefern Komplettsysteme mit Blick auf den User neu strukturiert werden. „Für mehr Anwenderorientierung werden die Riesenprogramme der ERP-Anwendung aufgebrochen und in Business-Components getrennt, diese lassen sich dann über eine universell einsetzbare Oberfläche einzeln ansteuern“, erklärt auch command-Vorstand Günter Wiskot, Verantwortlicher für den FRIDA-Bereich. Mehr noch, selbst beliebig viele Nicht-ERP-Anwendungen – etwa Anwendungen und Tools aus dem Office-Bereich – lassen sich, laut Wiskot, mühelos in die ERP-Oberfläche nach Windows-Manier einbinden und jederzeit aufrufen.

Produktivitätsfaktor flexible Oberfläche

Wie man inzwischen erkannt hat, ist die freie Gestaltung des Arbeitsplatzes durch den Mitarbeiter selbst ein bedeutender Produktivitätsfaktor. Gerade der Software-Bereich bietet sich an, arbeitspsychologische Erkenntnisse dieser Art in die Tat umzusetzen. Werden Programmoberflächen personenbezogen konfiguriert, unterstützt das die Arbeitsweise des Einzelnen. Die Schranke fällt selbstverständlich sofort hinter der Oberfläche, auf Business-Logik-Prozesse kann kein Einfluss genommen werden.

Für eine solches Konzept gibt es eine anwendungstechnische Forderung: Der User sollte User bleiben und nicht Informatiker werden müssen. „Der ERP-Anbieter wird in Zukunft nur dann erfolgreich sein, wenn personenbezogene Anpassungsmöglichkeiten ohne oder mit äußerst geringem Programmieraufwand durchgeführt werden können und darüber hinaus Release-Wechsel und Hotline-Services nicht gefährden“, betont daher Günter Wiskot.

command ag

D–76275 Ettlingen

Telefon: (+49) 07243/590-230

www.command.de