Das Ziel ist ein ehrgeiziges: bis zum Jahr 2010 werde China Autos und Automobilkomponenten im Wert von 100 Mrd. US Dollar exportieren – eine 20fache Steigerung gegenüber 2003. Der stellvertretende Außenhandelsminister Wei Jianguo äußerte diese Zahl im April 2004 in der „China Daily“ und wagte die Prognose, dass „China in Zukunft wahrscheinlich das Zulieferzentrum für Komponenten der internationalen Automobilhersteller wird“. Nach einem Bericht des „Spiegel“ sollen in zehn Jahren (2015) laut chinesischem Regierungsplan 50 der 500 größten Konzerne sowie 500 „mittlere“ und 5000 „kleine Multis“ aus China kommen. Das sollte für deutsche Zulieferer Grund genug sein, sich jetzt Gedanken über Kostensenkungen und eine engere Verbindung zu den Herstellern zu machen. Ein SCM-System kann in beiden Fällen die Position eines Zulieferers stärken.

Das Beispiel China zeigt: die Tendenz zur Globalisierung geht unvermindert weiter und macht sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar. Dabei ist China nicht das einzige Land, das mit kostengünstig arbeitenden Zulieferern auf den Weltmarkt drängt. Außer China, als einem der bereits heute größten Auto-Absatzmärkte, rücken weitere Niedriglohnländer wie die osteuropäischen Staaten inklusive Russland, Indien oder Mexiko in den Blickpunkt.

Neben dem Trend zur Globalisierung gibt es weitere, die die deutschen Hersteller vor große Herausforderungen stellen: Die gesamte technologische Entwicklung in den letzten Jahren / Jahrzehnten ist beeindruckend und die Hersteller müssen sich immer mehr auch auf das spezielle Know-how von Zulieferern verlassen. Eine weitere Herausforderung ist der kontinuierliche Innovationsbedarf, um künftig noch rationellere Fertigungsmethoden und Ablaufstrukturen zu schaffen.

Bis zu 80 Prozent eines KFZ kommen von Lieferanten

Durch die zwei Grundkomponenten Produkt- und Fertigungsinnovationen wird die Zusammenarbeit und die gegenseitige Verantwortung bzw. Abhängigkeit zwischen Hersteller und dessen Zuliefernetz immer enger. Bis zu ca. 80 Prozent des KFZ werden mittlerweile durch Lieferanten hergestellt. Die am besten funktionierende Fertigungskette wird dabei auch das kostengünstigste und beste Produkt liefern. Die dazu entwickelten SCM-Systeme und ihre Strategien werden seit einigen Jahren diskutiert und es ist heute an der Zeit, sie auch in der Praxis auf breiter Front einzuführen, um weitere Kostensenkungspotenziale zu nutzen.


Bild 1: SupplyWEB von Infor bietet Kunden und Lieferanten die gleiche Kommunikationsplattform. Dabei kann zusätzlich auch konventionelles EDI integriert werden, das funktional parallel läuft.

Denn: In ersten SCM-Projekten wird von signifikanten, zum größten Teil zweistelligen Einsparungen berichtet. Dabei kommt jeder Prozentpunkt der eingesparten Beschaffungskosten mit einer gewissen Hebelwirkung beim Gewinn an. Das Marktforschungsinstitut Gartner nennt einen Beschaffungsanteil am Umsatz von 40 Prozent – über alle Branchen betrachtet. Bei einer angenommenen Gewinnspanne von 10 Prozent hat also jede prozentuale Einsparung in der Beschaffung einen in diesem Verhältnis größeren Gewinnsprung zur Folge.

Allerdings sind die Beschaffungskosten in ihrer Gesamtheit zu sehen. Es macht z. B. keinen Sinn, eine Reduzierung der Materialkosten (durch neue Lieferanten oder eine Erhöhung der Frequenz der Lieferabrufe) mit unverhältnismäßig höheren Frachtkosten aufgrund eines längeren oder häufiger zu fahrenden Anlieferweges einzukaufen (bei gleicher Materialqualität). Zu den Beschaffungskosten zählen natürlich auch Prozesskosten, Lagerhaltungskosten und Frachtkosten sowie theoretisch auch die Kosten für evtl. Bandstillstände oder unterschiedliche Qualität.

Die Prozesskosten addieren die reinen Kommunikationskosten per Telefon, Fax oder Mail, sowie den Verwaltungsaufwand in den einzelnen Prozessschritten wie Bedarfsplanung, Bestellung, Wareneingang, Rechnungsprüfung etc. Im SCM-Fall sollte eine komplett papierlose und weitgehend automatische Beschaffung möglich sein. Die Lagerhaltungskosten bzw. der Bestand lassen sich durch die Implementierung eines SCM-Systems wesentlich reduzieren, da u. a. die Zuverlässigkeit der Lieferanten und der Statusinformationen steigen. Die beiden Punkte werden auch helfen, die Versandkosten zu reduzieren. Durch den Gesamtüberblick der Bedarfe bei den Lieferanten können diese den Versand optimieren und rechtzeitig Engpässe vermeiden. Und durch genauere Statusinformationen mit kürzeren Reaktionszeiten können sie dennoch auftretende Ausnahmesituationen besser in den Griff bekommen, sodass Ausnahmefrachtsendungen die Kosten nicht mehr so hoch treiben können wie bisher.

Auch der Mittelstand kann mit SCM Vorteile erreichen

Eine engere Verzahnung mit den Lieferanten – eventuell bis hin zu einer Just-in-time-Anlieferung – hilft auch im Mittelstand bei steigenden Materialkosten die Fertigungstiefe zu verringern und damit einen Teil der Kosten und der Verantwortung weiterzugeben. Wichtig nicht nur für die eigene Kostensituation, denn z. B. im Automobilsektor bewerten die Hersteller im Rahmen der Audits bei ihren Zulieferern auch deren Beschaffungsprozesse.

Das Internet hat Türen geöffnet für erschwingliche Lösungen mit robusten eConnectivity-Werkzeugen und durchgehender Transaktionsüberwachung. Die SCM-Lösung SupplyWEB der Infor Global Solutions (ein Zusammenschluss u. a. von Agilisys, Brain, infor, Varial etc.) vereint beide Wege in einem System: sowohl traditionelle EDI-Kommunikation als auch webbasierende Methoden.

Alle ERP-Systeme integriert

Aufgrund der offenen Schnittstellen und im SupplyWEB-System integrierten EDI-Funktionen können auch Daten von einem existierenden EDI-System integriert werden. Mit den offenen Schnittstellen garantiert das SCM-System auch die Kommunikation zwischen allen ERP-Systemen der beteiligten Partner. Somit lassen sich alle Elemente eines Beschaffungsprozesses abbilden: angefangen von der Preisvereinbarung über Bestell-, Transport- und Abrechnungsinformationen bis hin zur integrierten Lieferantenbewertung und Reklamationsabwicklung. Das Infor-SCM erhöht damit die Transparenz sämtlicher Lieferantentransaktionen und gewährleistet einen hohen Integrationsgrad. Es ermöglicht kurze Reaktionszeiten und große Flexibilität, um die Beschaffung der Güter anhand der Verwendung und des Verbrauchs zu kontrollieren.


Bild 2: Übergang von ‚Push’ zu ‚Pull’-Beschaffung: eKanban und SMI zeigen bei diesem Applikationsbeispiel einen deutlichen Trend zur Reduzierung der Lagerreichweite. Trotzdem sollten für ein optimales Ergebnis alle Beschaffungskosten berücksichtigt werden.

Den Zulieferprozess und dessen IT-Unterstützung zu optimieren, ist eine Seite der Kostenreduzierung. Weitere Vorteile werden erreicht, wenn man die für jeden Artikel optimale Beschaffungsmethode einsetzen kann. Deshalb unterstützt SupplyWEB nicht nur die konventionellen Lieferabrufe, sondern auch Beschaffungsmethoden wie Kundeneinzelaufträge, sequenzgenaue Lieferung, eKanban oder SMI (Supplier Managed Inventory). 25000 lizenzierte Lieferanten bei Anwendern wie Knorr-Bremse, TRW, TI Group Automotive Systems etc. arbeiten bereits mit SupplyWEB und haben teilweise erstaunliche Kostenreduzierungen erzielt.

Fachautor: Dipl.-Wirtschaftsing. Eduard Rüsing