In Deutschland werden jährlich etwa 592 Millionen Gehaltsabrechnungen erstellt. Der Markt für personalwirtschaftliche Software ist also weit größer als bisher vermutet. Bisher hatte sich die Branche an „nur“ 432 Millionen orientiert. Verblüffende Erkenntnisse erzielte Strategy Partners International auch im Hinblick auf die Preisspanne beim HR-Outsourcing. Das Unternehmen hat den Markt für Software- und IT-Dienstleistungen im Rahmen der Studie „So wird abgerechnet“ untersucht. Zwischen 2 und 20 Euro berechnen die Anbieter pro Nase und Monat – durchschnittlich fallen 6,90 Euro für diese Dienstleistung an. Zur Zahl der Gehaltsabrechnungen in Deutschland waren bisher nur Schätzungen vorhanden, mit 432 Millionen pro Jahr lagen diese deutlich niedriger als der von Strategy Partners jetzt durch eigene Erhebung festgestellte Wert. Neben den etwa 36 Millionen Arbeitnehmern in Deutschland erhielten auch vier Millionen Betriebsrentner und deren Hinterbliebene eine monatliche Gehaltsabrechnung, 8 bis 12 Prozent der Arbeitnehmer übten Zweit- und Mehrfachtätigkeiten aus, so die Verantwortlichen. Auch durch separates Handling des Weihnachts- und Urlaubsgeldes liege die Zahl der jährlichen „Gehaltszettel“ um etwa 160 Millionen höher als bisher vermutet.

Faktor 1 zu 10

Die Preisspanne beim Outsourcing von Gehaltsabrechnungen ist groß; die Preisunterschiede liegen im Extremfall beim Faktor 1 zu 10. Der günstigste Outsourcing-Anbieter in Deutschland erstellt eine Gehaltsabrechnung bereits zum Preis von 2,02 Euro pro Abrechnungsfall, andere verlangen 20 Euro und mehr. Vergleichen lohnt sich also, auch im Hinblick auf die angebotenen Leistungen.

Laut Strategy Partners International bieten mehr als 50 Unternehmen in Deutschland HR-Outsourcing als Dienstleistung an. Dabei seien nur diejenigen gezählt worden, die diese Leistung selbst erbringen. Mehr als 130 Unternehmen erweckten zwar den Eindruck, sie seien HR-Dienstleister, die Überprüfung habe aber ergeben, dass die Mehrheit lediglich als Vermittler auftrete.

37 Prozent außer Haus

Laut Strategy Partners International werden derzeit 37 Prozent der Gehaltsabrechnungen in Deutschland von IT-Dienstleistern im Outsourcing erstellt. 63 Prozent entfallen auf industrielle Anwender, die für ihren Eigenbedarf rechnen. Das Marktpotenzial für HR-Outsourcing liege aber deutlich über dem derzeitigen Wert, bis 2006 könne sich der Outsourcing-Anteil des HR-Gesamtmarktes deutlich erhöhen. Bei Ausschöpfung aller Potenziale seien künftig 75 Prozent Outsourcing-Anteil möglich, so die Analysten. Gute Zukunftsaussichten also für manche Anbieter.

Alle wollen SAP?

Als überraschendes Ergebnis der Studie nennt Herbert Kunisch, Analyst bei Strategy Partners, die Erkenntnis, dass SAP im Bereich Personalverwaltung kein Industriestandard sei – weder weltweit noch in Deutschland. Nicht einmal bei SAP-Anwendern könne man das Modul so betiteln – bei weltweit insgesamt 58.000 Installationen sei nur 7.800-mal das Modul HR vertreten. In Deutschland stehe den insgesamt 10.000 SAP-Installationen eine Walldorfer HR-Quote von 60 Prozent gegenüber. „Meistens Schlafinstallationen“. so Kunisch. Die würden entweder gar nicht oder nur in Teilbereichen benutzt oder liefen nur im Testbetrieb. Ein Drittel der SAP-HR-Module in Deutschland sei in vollem Umfang produktiv.

Selbst bei SAP-affinen Unternehmen, die zumindest ein Modul der Walldorfer im Einsatz hätten, käme HR nur auf eine Nutzerquote von 20 bis 30 Prozent. 70 bis 80 Prozent der User nutzten in diesem sensiblen Bereich ganz oder überwiegend die Software anderer Hersteller. Den prozentualen Spielraum erklärt Kunisch mit dem Umstand, dass manche Anwender parallel arbeiten: Sie koppeln Teilfunktionen von SAP HR mit denen anderer Lösungen. Kunisch weiß auch gleich ein prominentes Beispiel für diese Zweigleisigkeit: Daimler-Chrysler.

Die Schweiz rechnet anders

In Deutschland rangiert SAP mit 60 Millionen Gehaltsabrechnungen pro Jahr auf dem dritten Platz, Rang 1 besetzt ADP (Paisy) mit 90 Millionen und Rang 2 Datev mit 88 Millionen Abrechnungen. In der Schweiz stellt sich die Situation anders dar: Die Walldorfer sind mit dem SAP HR (für R/3 und mySAP) mit großem Vorsprung Marktführer. Das hat laut Herbert Kunisch mehrere Gründe. Die Datev sei in der Schweiz überhaupt nicht vertreten. „Es existiert also eine Marktlücke für einfache, kostengünstige Personalverwaltungs-Software“, so der Experte. Zahlreiche Schweizer Anbieter bedienten dieses Bedürfnis, darunter Soreco, Abacus, Persoline, Simultan, Jürgensen, Inel und Coment. Die meisten von ihnen seien in Deutschland gar nicht oder kaum aktiv.

Außerdem werde SAP HR hierzulande immer noch fast ausschließlich in Großbetrieben eingesetzt. In der Schweiz hingegen bietet der IT-Dienstleister Mummert-Swicon die Personalverwaltung SAP HR als Outsourcing-Lösung im Application Service Providing an. Die Offerte nutzen inzwischen rund 160 Kunden, meist aus der mittleren Industrie. Die Zahl der SAP-HR-Installationen bei Großanwendern stagniere in der Schweiz seit 2001 bei etwa 350. Der Zuwachs von 350 auf 510 Anwender bis 2003 resultiere ausschließlich aus dem ASP-Angebot, das in Deutschland nicht vorhanden sei.

Kleiner Tipp: Am Rande…

„Die Rechenzentren in den Randlagen der Republik sind fast immer billiger als Anbieter aus den Metropolen. Wir raten daher stets zu landesweiten Ausschreibungen“, erklärt Herbert Kunisch das Preisgefüge im HR-Outsourcing.

Strategy Partners International spricht mit „So wird abgerechnet“ sowohl Anwenderunternehmen auf der Suche nach Outsourcing-Partnern an als auch Anbieter, die ihre Wettbewerbssituation besser einschätzen wollen. Die Kosten für die Studie liegen – je nach Variante – zwischen 2.200 und 8.000 Euro.

Sie erreichen Herbert Kunisch unter der Mailadresse herbert.kunisch@strategypartners.com

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