„Gute alte Zeiten…“ – wenn dies in Zukunft jemand sagt, ist es sehr gut möglich, dass der Besuch bei der Hausbank gerade nicht sehr erfolgreich war. Doch woher kommt der plötzliche Wandel? Jahrelang konnten sich Unternehmen durch gepflegte Beziehungen mit dem persönlichen Berater bei notwendigen Investitionen auf eine sichere Finanzquelle verlassen. Im Zuge der Veränderungen an den Kreditmärkten und insbesondere durch Basel II wird sich genau dies drastisch ändern: Die bisher als Empfehlungen gehandhabten Richtlinien des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (kurz „Basel II“) treten im Juni 2006 endgültig in Kraft.

Neue Spielregeln

Diese fordern eine möglichst exakt am Risiko orientierte Eigenkapitalunterlegung des Kreditgeschäfts bei Banken. Die bisher pauschale Unterlegung von Krediten mit 8 Prozent Eigenkapital, die schlechtere Bonitäten gegenüber guten begünstigte, da mit gleichem aufsichtsrechtlichem Eigenkapital mit schlechteren Bonitäten eine höhere Zinsspanne realisierbar war, ist nicht mehr möglich. Darüber hinaus wird im Zuge der Umsetzung von Basel II in nationales Recht auch die Überwachung der Banken durch Vorortprüfungen des Kreditvergabe-Prozesses und der bankinternen Ermittlung der Kreditrisiken durch das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen verschärft.

Basel II ist damit der Schrittmacher eines ohnehin laufenden Prozesses, wonach Banken ihre Kreditkonditionen exakter als bisher an den erwarteten Ausfällen ausrichten werden. Damit werden Kredite nicht mehr nach pauschalen Vorgaben und persönlichen Erfahrungswerten vergeben, sondern streng betriebswirtschaftlich betrachtet. Dazu gehört unter anderem, dass durch eine differenziertere Risikobetrachtung nicht nur die individuelle Unternehmensentwicklung stärker im Fokus liegt, sondern auch die jeweilige Branche und der finanzierte Asset-Typ. Insbesondere IT-Investitionen sind davon betroffen, da der Realwert von Computer & Co im Verwertungsfalle sehr niedrig ist. Konsequenterweise werden IT-Anlagen auch unter Basel II nicht als Sicherheiten Risiko-reduzierend anerkannt, d.h.: Eine IT-Finanzierung ist banktechnisch immer ein Blankokredit und damit wesentlich teurer als besicherte Darlehen. Doch die regelmäßige Erneuerung der IT-Infrastruktur ist zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen unerlässlich! Eine Strategie ist das Leasing des benötigten IT-Equipments.

Der rechtzeitige Zugang zu Krediten für die Finanzierung von Anlagen, Betriebsmitteln und zur Produktvermarktung ist unternehmenskritisch. Das oberste Gebot bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit durch eine Bank heißt jedoch Liquidität und Eigenkapital! Ein Unternehmer sieht dies vielleicht anders, denn er kennt auch den inneren Wert seiner eingesetzten Güter, doch für die Bankinstitute rückt die Ausstattung der Firma mit bilanziellem Eigenkapital immer stärker ins Interesse. „Der derzeitige Strukturwandel in der deutschen Bankenlandschaft, die im internationalen Vergleich geringe Eigenkapitalquote des deutschen Mittelstandes und die Basel II-Vorgaben resultieren derzeit in einer sehr restriktiven Kreditvergabepolitik der klassischen Kreditbanken“, erklärt Konrad Göller, Partner Audit Financial Services der KPMG München und Spezialist in der Betreuung von Leasing- und Absatzfinanzierungsunternehmen.

Das Auftreten kapital- und ertragsstarker ausländischer Banken auf dem deutschen Markt, die erheblich steigenden Kosten für die Abwicklung von Geschäftsprozessen und der zunehmende Renditedruck bei gleichzeitig massiven Kreditausfällen hat einen Ausleseprozess im Kreditgeschäft eingeleitet, der eine deutliche Reduzierung der Anzahl traditioneller Kreditanstalten und deren Fokussierung auf Kunden mit überdurchschnittlicher Bonität zur Folge hat. „Blanko-Finanzierungen über eine längere Laufzeit ohne bankaufsichtsrechtlich anerkannte Sicherheiten werden sich für mittlere und insbesondere unterdurchschnittliche Bonitäten spürbar verteuern“, so Konrad Göller weiter. Zentrales Thema bei der Kreditvergabe ist das Rating, damit ist die Einordnung der Bonität des Kunden in eine entsprechende Rangliste gemeint – von AAA für „Sehr gut“ bis C für „Sehr schlecht“. Diese Bewertung entscheidet, ob und zu welchen Konditionen die gewünschte Geldspritze bewilligt wird.

Für Unternehmen heißt dies ganz konkret: Frühzeitig handeln und nicht auf die altvertraute Hausbank verlassen! Die Auswirkungen von Basel II und die Veränderung der Bankenlandschaft schränken die Entscheidungsspielräume massiv ein. Der Wegfall der Gewährträgerhaftung bzw. Anstaltslast bei den mittelstandsfreundlichen Sparkassen und Landesbanken wird in vielen Fällen zu einer Rückstufung des Ratings und damit deutlich verschlechternden Refinanzierungskonditionen führen, die dann an den Markt weitergegeben werden. Kapitalschwächere Banken müssen künftig noch stärker als bisher auf ihre eigenes Rating achten, um günstige Refinanzierungskonditionen zu bekommen und beschränken gegebenenfalls ihre Kredite zunehmend auf die Bedienung der Kerngeschäfte ihrer Kunden. Dazu gehört die Infrastruktur für die Datenverarbeitung nur in wenigen Ausnahmen.

Technologiebereich besonders geeignet für den Einsatz von Leasing

Es gibt über die reine Finanzierung hinaus eine Reihe von elementaren Gründen, die für Leasing gerade im Technologie-Bereich sprechen. Im Gegensatz zur Bank wird hier wesentlich schneller entschieden, ob eine Finanzierung in Frage kommt. Durch den meist erreichbaren Off-balance-Effekt bleibt die bilanzielle Verschuldungsquote des Leasing-Nehmers konstant, bei Sale-leaseback der vorhandenen IT wird sogar Liquidität freigesetzt, die für andere strategische Projekte eingesetzt werden kann. Über die ganze Laufzeit hinweg profitieren die Unternehmen von steuerlichen Vorteilen – wie etwa der Vermeidung von Gewerbesteuer auf Dauerschuldzinsen oder der Aushebelung der zunehmend restriktiven Abschreibungsmöglichkeiten auf mobile Wirtschaftsgüter durch kurze Leasing-Vertragslaufzeiten, der fachlichen Beratung sowie wesentlich günstigeren Anschaffungskosten durch die größere Verhandlungskraft des Vertragspartners. Im Gegensatz zur Finanzierung bei einem einzigen Hersteller kann der Leasing-Geber Produktunabhängigkeit garantieren. Das ermöglicht die Auswahl der am besten geeigneten Geräte.

Für einen Leasing-Geber zählt tatsächlich der Wert der eingesetzten Ausrüstung – und dies nicht nur durch die Höhe der vereinbarten Raten! Mitunter wird bereits von Anfang an eine bestimmte Summe für die Weitervermarktung am Ende der Laufzeit garantiert. Für Banken spielt ein möglicher Restwert hingegen überhaupt keine Rolle und die Zinsen bei einem Kredit werden dementsprechend hoch angesetzt. Natürlich erwartet auch niemand von Banken oder Unternehmen das Expertenwissen in der Vermarktung der IT nach der Nutzung. Deshalb können Leasing-Geber hier eine wichtige Rolle übernehmen, die sich ganz konkret in günstigeren Konditionen ausdrücken lässt. Während das Unternehmen bei einer Bank nicht einmal einen Kredit für den Kauf der Einrichtung bekommen hätte, wird mit Leasing sogar die Kapitaldecke des Unternehmens ausgebaut.

Verbessertes Controlling eröffnet Einsparpotential

Ein weiterer Mehrwert von Leasing ist das Controlling: Damit ist nicht die monatliche Abrechung gemeint, sondern das komplette Asset Management. Die technischen und ökonomischen Daten – auch der bereits vorhandenen IT – werden bei leistungsfähigen IT-Leasing-Gesellschaften in Web-basierte Systeme übertragen, die auch Lizenz-, Garantie- und Wartungsverträge abbilden. Dadurch ist für jeden Arbeitsplatz ersichtlich, wie alt die eingesetzten Rechner sind und wann es sinnvoll ist, diese auszutauschen, um Wartungskosten einzusparen, technologisch auf dem aktuellen Stand zu sein sowie Ausfallzeiten zu vermeiden. Über derartige Online-Systeme kann auch die Bestellung neuer Geräte direkt initiiert und automatisiert werden. Ein qualifizierter Leasing-Partner übernimmt oft auch eine beratende Funktion bei der Auslese des IT-Equipments.

Basel II bedeutet nicht, dass Kredite prinzipiell passé sind, sondern dass mehr Flexibilität und Weitblick bei der Suche nach Geldgebern an den Tag gelegt werden sollte. Diese Entwicklung weg vom klassischen Bankkredit hin zu Leasing und Projektfinanzierungen hat durchaus auch ihre positiven Seiten: So beinhaltet ein Leasing-Vertrag im Gegensatz zum Bankkredit in der Regel keine Klauseln, die zu einer vorzeitigen Kündigung – beispielsweise aufgrund der Verletzung von einzuhaltenden Finanzkennziffern – führen können. Auch sind Leasing-Gesellschaften sehr flexibel in der Anpassung von Leasing-Ratenverläufen an die Belange der Kunden. Daraus resultiert mehr Flexibilität, Planungssicherheit und Schutz vor kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen. Kurz gesagt: Mit einem intelligenten, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Leasing-Konzept für die komplette IT-Infrastruktur wird Basel II nicht nur leichter verdaulich, sondern es lassen sich auch eine Vielzahl weiterer Vorteile schöpfen.

Fachautoren: Caspar Graf von Preysing und Joachim Jaschke