Web Services sind nichts grundlegend Neues, sie erweitern lediglich das Thema Integration um eine zukunftsweisende Nuance. Bieten sie doch einen Rahmen für dynamische, Web-basierte Application-to-Application-Interaktionen. Grundlage dieser Web Services sind modulare Softwarekomponenten, mit denen sich vorhandene Anwendungen in unterschiedlichen Unternehmen über System- und Plattformgrenzen hinweg miteinander verknüpfen lassen. Realisiert sind Web Services als additive Technologien: Bereits vorhandene Anwendungen werden um zusätzliche Funktionen erweitert – die Architektur der Applikationen bleibt dabei erhalten.
Web Services entstehen im Wesentlichen durch die vier offene Internet-Technologien: XML (eXtensible Markup Language), SOAP (Simplified Object Access Protocol), WSDL (Web Services Description Language) und UDDI (Universal Description, Discovery and Integration). Diese Standards sowie weitere daraus entstehende bilden die zentralen Bausteine des Web Service-Modells. Entwickler können diese Technologien nutzen, um daraus verteilte, modulare Funktionen zu erstellen, die vorhandene Anwendungen miteinander verknüpfen.
Beispiel
Ein Softwarehersteller hat beispielsweise eine auf Lotus Notes/Domino basierende Unified-Messaging-Anwendung, die e-Mail-, Voice- und Faxdienste kombiniert, erstellt und plant nun, diese als Web Service zu publizieren. Als erstes ist die Applikation auf einem Webserver zu registrieren, der SOAP – implementiert als HTTP-Extension – unterstützt. Anschließend generiert der Softwarehersteller eine WSDL-Beschreibung der Anwendung, die erläutert, wie auf die Applikation zugegriffen werden kann. Veröffentlicht werden diese Angaben dann in einem UDDI-Directory.
Will nun ein anderer Entwickler die Unified-Messaging-Anwendung in einer eigenen Applikation nutzen, durchsucht er ein UDDI-Directory und findet dort den Eintrag. Die WSDL-Übersicht liefert die Details, wie der Web Service verwendet werden kann. Als nächstes erzeugt der Entwickler den notwendigen Programmcode – ein XML/SOAP Remote Procedure Call (RPC) – , der die benötigte Funktionalität spezifiziert. Via RPC steht die Unified-Messaging-Anwendung anschließend als Web Service im Rahmen einer weiteren Applikation bereit.
Das Beispiel verdeutlicht: Web Services verändern keine vorhandenen Anwendungen. Sie eröffnen vielmehr neue Möglichkeiten, bewährte Funktionen in einem erweiterten Zusammenhang zu nutzen. Implizit geht das Modell der Web Services davon aus, dass Applikationen bestimmte Aufgaben erfüllen und spezifische Probleme lösen. Damit wird die Applikations-Integration unabhängig von Plattformen, Programmiersprachen und Datenstrukturen. Die verwendeten Internet-Technologien ermöglichen eine dynamische Programm-zu-Programm-Integration – und dies in einer deutlich kürzeren Zeit und mit geringeren IT-Investitionen. Entwickler sind damit in der Lage, sehr flexibel auf sich verändernde Geschäftsmodelle zu reagieren.
Vergleich zu APIs und EDI
Im Vergleich zu bislang üblichen Integrationsmethoden (manuelle Anpassung via APIs, Middleware etc.) weist das Modell der Web Services deutliche Vorteile auf. Eine Anbindung unterschiedlicher Systeme ist auch heute schon möglich, allerdings nur mit einem erheblichen Aufwand sowohl in der Erstellungs- als auch in der Wartungsphase von Integrationsprojekten. Unterschiedlichste APIs und deren jeweiligen Feinheiten erschweren derartige Vorhaben ganz massiv.
Bei einer Integration auf Basis von EDI handelt es sich immer um Punkt-zu-Punkt-Lösungen. Kommt etwa ein neuer Lieferant hinzu, muss eigens für ihn eine separate Anbindung geschaffen werden. Web Services dagegen ermöglichen eine nahezu beliebig große Zahl von angeschlossenen Benutzern. Alltägliche Geschäftsprozesse wie Anfragen, Ausschreibungen oder auch nahezu alle Einzelschritte einer Auftragsverarbeitung, die Vorlieferanten einbezieht, lassen sich mit Web Services optimieren.
Fazit
Bereits jetzt können das gesamte Lotus-Software-Portfolio sowie Anwendungen, die damit erstellt wurden, als Web Services genutzt werden. Mit Hilfe von XML lassen sich neue und vorhandene Anwendungen um SOAP-Schnittstellen und WSDL-Beschreibungen erweitern. Seit Anfang Juli steht unter http://alphaworks.ibm.com ein Lotus Web Services Enablement Kit bereit, dass Entwicklern die Arbeit deutlich vereinfachen wird.
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