Punktgenau – so kennt man die Marketingstrategie der IBM. Eine klare Aussage, die sich wie ein roter Faden durch sämtliche Aktionen zieht, ist aber zur Zeit eher nicht zu erkennen. Man hört von Serverkonsolidierung, von Linux und Mittelstandsoffensiven – und immer wieder auch vom e-Business. Ist der blaue Riese auf der Suche nach seiner eigenen Identität? Mitnichten. Wohin die eServer-Reise gehen soll, weiß man zumindest genau. Details verriet uns Francis Kuhlen, IBM Vice President Systems Sales, EMEA Central Region.

IBM tanzt auf fünf Hochzeiten gleichzeitig: „Five Big Plays“ nennt das der eServer-Spezialist Francis Kuhlen. Erstes großes Thema ist die Server- und Storage-Konsolidierung – und die geht inzwischen weit über das rein physische Konsolidieren hinaus. Die Kunden, so Francis Kuhlen, vereinheitlichen zunächst ihre Geschäftsprozesse. Dadurch eröffne sich ein weiteres großes Potenzial an Kosteneinsparung – durch Systemkonsolidierung.

Auch im Bereich e-Business wird jetzt zusammengeführt. Das, was im Zuge des „Dabei-sein-ist-Alles-Hype“ schnell auf die Beine gestellt wurde, soll jetzt vereinheitlicht werden. Bei e-Aktivitäten orientiert man sich nun am Corporate Design, bringt die Insellösungen der einzelnen Abteilungen zusammen und damit eine klare Linie in die Web-Strukturen. Enterprise Applications sind ebenfalls einer der „Big Plays“; in der Central Region machen SAP und Siebel einen Großteil des Geschäftes aus. Thema vier ist der Mittelstand, Thema fünf das Zurückgewinnen von Marktanteilen. Dazu: „Diese Gebiete sind für uns sehr wichtig und ich sehe auch, dass wir in allen fünf Bereichen sehr erfolgreich sind“, erklärt Kuhlen.

Francis Kuhlen, Vice President Systems Sales EMEA Central Region: „Der Mittelstand in Central-Region war für mich immer ein Bereich, der entwicklungsbedürftig und -fähig war“.

Am wenigsten deutlich werde dieser Erfolg zur Zeit im Bereich e-Business – hier herrsche Zurückhaltung. Besonders groß sei das Interesse im Bereich Konsolidierung, an dem Zusammenführen vieler Server und damit einhergehend dem Einsparen von Kosten. Das sei ein Gebiet, auf dem IBM immer schon sehr gut aufgestellt gewesen sei: Man erarbeite nicht nur Konsolidierungsvorschläge sondern integriere gleichzeitig den Gesichtspunkt TCO. Es sei eine Stärke der IBM, Szenarien mit Kostenbetrachtung zu entwickeln.

Was rechnet sich?

Das e-Business-Dauerrennen ist unterbrochen. Unternehmen investieren nur noch dann, wenn sie nachweislich Kosten sparen können und einen deutlichen Return On Investment haben. „Stringent“ nennt Kuhlen die Anforderungen, auch die an den ROI: „Zwölf, höchstens 24 Monate“. Mit e-Business aber seien eben diese Nachweise etwas schwieriger zu erbringen, es gebe nur wenige Erfahrungszahlen, was man kenne, sei negativ behaftet. Beispiel e-Brokerage/e-Banking: Heute sei in diesem Bereich ein deutlicher Rückgang der Volumen zu verzeichnen. Viele Unternehmen hätten unstrukturiert in das e-Business investiert, schlicht aus Angst, den Anschluss zu verlieren. Heute gelte es mehr denn je, sinnvolle Lösungen aufzubauen. Eine wirkliche Investitionsbereitschaft sei zur Zeit aber nur im B2B-Bereich zu erkennen, als Beispiel nennt Kuhlen die jüngst angekündigte Zusammenarbeit zwischen IBM und Wal-Mart.

Facettenreich – Die eServer

Die technische Weiterentwicklung der Mittelstands-Server ist schnell fortgeschritten, auch respektive gerade mit dem neuen Betriebssystem-Release V5R2. Der Markt aber – und damit die ehemalige AS/400-Gemeinde – hält mit den Novitäten kaum noch Schritt. Vielen Entscheidern sind die Stärken und Einsatzmöglichkeiten von x- bis zSeries wenig geläufig.

Bislang hatte jede der vier Server-Linien ihr eigenes Zuhause: Eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, getrenntes Manufacturing, technischen Support und Außendienst. Horizontale Verknüpfungen gab es kaum. AS/400 und RS/6000 kamen sich langsam näher, am deutlichsten erkennbar durch gemeinsame PowerProzessor-Roadmaps. Die Zusammenarbeit ging aber schon bald über die Prozessoren hinaus.

Dem neuen IBM CEO Sam Palmisano ist es zu verdanken, dass es heute für alle eServer nur noch eine gemeinsame F&E-Abteilung gibt. Gleichzeitig hat er auch den Grundstein für die gemeinsame Nutzung von Softwarekomponenten gelegt. Beispiel: Linux. Die Voraussetzung, Linux sinnvoll einzusetzen, heißt Logical Partitioning. Die Funktionalität an sich gibt es schon länger – inzwischen aber in der gleichen Granularität auf der iSeries wie auf der pSeries, auch ähnlich flexibel. „Die xSeries gehe in ihrer Entwicklung in die gleiche Richtung“, betont Kuhlen.

Flexibilität ermögliche IBM ihren Kunden insbesondere durch Virtualisierung: Eine Schicht zwischen Hardware und Betriebssystem sowie zwischen Betriebssystem und Middleware habe zur Folge, dass das Operating System nicht mehr direkt auf die Hardware greife.

Völlig losgelöst

Vom Betriebssystem völlig losgelöst könne Linux auf pSeries und zSeries laufen. Im Bereich der typischen Mainframes werde man im nächsten Jahr zum ersten Mal zeigen, wie eine logische Partition über die physischen Grenzen eines 16 Prozessor-Knotens hinweg gelegt werden kann – „zum ersten Mal in der Informationstechnologie“, erklärt Kuhlen stolz.

LPAR macht auch die iSeries zum Universaltalent: Auf einer Maschine können heute ganz locker bewährte OS/400-Applikationen, e-Business-Lösungen unter Linux und gleichzeitig zum Beispiel SAP-Anwendungen unter dem Unix-Derivat AIX laufen. AIX auf der iSeries ist allerdings noch nicht ohne OS/400 möglich; völlig losgelöst vom bewährten Betriebssystem sind zur Zeit also weder Administrator noch Maschine. Im Bereich zSeries gibt es aber bereits imposante Referenzinstallationen, u.a. bei der Swisscom. Hier haben IBM-Partner reines Linux implementiert, ohne dass das Mainframe-Betriebssystem von Nöten war.

64-Bit für Mainframes

Bei i- und pSeries bereits seit längerer Zeit bekannte Größen, sind nun auch im Mainframe-Bereich 64-Bit-Prozessoren im Einsatz. Von einem Zusammenwachsen mit den anderen Prozessoren der eServer-Familienmitgliedern will Kuhlen aber nichts wissen: Die Architektur des z Instruction Sets und die der Power- und der Intel-Architektur seien nicht vergleichbar. Power habe fixe Befehlslängen, zIS nicht – zudem sei der PowerProzessor rein ASCII-basierend. „Es gibt also einige wesentliche Unterschiede, die das für längere Zeit noch ausschließen“, erklärt Kuhlen. Außerdem sei zu prüfen, ob es wirtschaftlich sinnvoll sei, hier gemeinschaftliche Prozessoren zuhaben.

Wo bleibt der RPGist?

Linux, Java – Sprachgewirr auch bei IBM. Auf die Frage nach dem Verbleib der RPGisten hat Francis Kuhlen eine clevere Antwort: „In RPG wurde viel investiert – das kann man nicht schlicht über Bord werfen. Die Menschen, die diese Erfahrung haben, sind nicht einfach von heute auf morgen zu ersetzen.“ Und was tun die, die bis übermorgen denken? Die versuchen wahrscheinlich, einen prozentualen Beitrag zur Java-sprechenden Entwicklergemeinde zu leisten. Zur Zeit sind nur 10 Prozent aller Entwickler weltweit dieser Programmiersprache mächtig.

Dediziert ganz minimiert?

Dedicated Server waren für einen kurzen Zeitraum ein großes Thema. Es gab spezielle iSeries-Modelle für Domino, für J.D. Edwards und andere. Das Logische Partitionieren ermöglicht aber auch eine Serverkonsolidierung innerhalb einer schlichten Partition: Die läuft nämlich instruktionsgestützt, völlig isoliert von den anderen. Leistung ist verteilbar – die Partition kann sie sich nehmen, oder auch nicht. Die Frage nach dem Erfolg der Dedicated Server stellt sich also eigentlich nicht mehr, dennoch bestätigt Kuhlen, auch in der Central Region „etliche“ Domino-Server als integrierte Lösungen verkauft zu haben. „Und ich denke, dass diese Lösung gerade unter dem Gesichtspunkt der Konsolidierung und der TCO immer noch eine sinnvolle ist.“ Mit Konsolidierung seien die meisten Kosten zu sparen. Auch in der momentanen Lage sei diese Alternative interessant und es rechne sich eine Veränderung – gerade im Hinblick auf die TCO.

Einschieben und fertig

Zwei Klassen von Kunden macht Francis Kuhlen aus. Die eine sei davon überzeugt, dass ein Netz von Mandanten auch ein Netz an IT nötig mache: Jeder müsse seinen eigenen Bereich haben für Firewall, Directory Server usw. Die andere Klasse hingegen habe inzwischen soviel Vertrauen in das Logische Partitionieren, dass sie alle Bereiche auf einem Server zusammenlegen. „Wir offerieren beides“, so Kuhlen.

Seit Ende September hat Big Blue auch eServer BladeCenter im Programm, mit Hochverfügbarkeitsfunktionalität und Platz für bis zu 84 Blades in einem Rack. Das neue Angebot bietet integrierte Funktionen wie optionale Fibre Switches, Gigabit Ethernet Connectivity und künftige Networking Upgrades. Das Setup erfolgt automatisch, kleine Wizards erleichtern die Konfiguration. „Es waren einige technische Herausforderungen wie die Kühlung zu bewältigen“, so Kuhlen. Das sei erfolgreich geschehen.

Im hinteren Bereich der Racks sind neben der Kühlung auch Managing Module und die I/O-Module untergebracht, die redundant ausgelegt sind. „Auch bei Blade liefern wir eLiza-Technologie – konzipiert mit hoher Verfügbarkeit“, so Kuhlen.

Entscheidungsfreude

Die Anschaffung von Hardware war in der Vergangenheit meist simpel: Kleinere Investitionen wurden in vielen Unternehmen „schnell mal eben“ realisiert – Quick-Shot Business also. Das Ende vom Lied ist eine sehr heterogene Landschaft und übervolle EDV-Räume. LPAR kann hier Abhilfe schaffen, aber wer gibt den Startschuss für eine neue iSeries? Von den technischen Raffinessen der Logischen Partitionierung zu überzeugen, gelingt ja selbst der IBM nur zögerlich. Kuhlen fasst die Vorteile zusammen: Nachweisliche Einsparpotenziale im Bezug auf TCO, wenig Technik, nur wenig offene Fragen. Die Isolierung und damit der Schutz von Daten sei gewährleistet, ebenso wie eine bessere Hardwareauslastung und damit auch Wirtschaftlichkeit. „Das sind die Punkte, die ein Einsparwilligerbetrachten sollte“, so Kuhlen, „und auch betrachten wird.“ 40 bis 50 Prozent an Kostenreduktion sei durch Konsolidierung möglich sind. Wenn das kein Argument ist…

eServer BladeCenter

Das Ende des Kabelsalats versprechen eServer Blade Center. Server-Blades sind unabhängige Computersysteme mit Prozessoren, Arbeitsspeicher, Netzwerkanschlüssen und weiteren zugehörigen Elektronikkomponenten auf einem einzigen Motherboard. Mehrere dieser Blades werden nebeneinander in ein Rack eingeschoben – gleich einem Bücherregal. Die einzelnen Blades sind über eine Backplane miteinander verbunden; sie teilen sich die integrierten Netzteile und Komponenten wie Kühlung/Lüftung. Die Architektur der Server-Blades zielt auf erhöhte Rechendichte ab; die modulare Architektur bietet gleichzeitig Flexibilität und Skalierbarkeit. Eine Management-Software kontrolliert die Systemressourcen und übernimmt die Aufgabenverteilung.

Zu den Vorteilen von Blades gehören:

– schnelle Implementierung

– kostengünstige Verwaltung dynamischer Technologie
– kein Kabelsalat
– geringer Stromverbraucher, weniger Kühlung nötig
– hohe Rechendichte, geringer Raumbedarf
– integrierte Vernetzung
– im laufenden Betrieb austauschbare Komponenten (Hot Swapping)
– strukturierte Umgebung – weniger Personalbedarf

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