Bei vielen iSeries-Anwendern wird Linux heiß diskutiert. Dabei stehen vor allen Kostengesichtspunkte im Vordergrund. Die beiden derzeit für iSeries-Systeme verfügbaren Distributionen von Suse und Red Hat werden derzeit zwischen ca. 1300,- € und 1900,- € abgegeben. Das ist verglichen mit OS/400 bzw. i5/OS geradezu ein Schnäppchenpreis! Die Diskussion, welche Dienste auf Linux zum Einsatz kommen sollen, wird deutlich weniger differenziert geführt, wohl auch aus dem Grund, da eine gute Kenntnis der unter Linux verfügbaren Software oftmals nicht vorhanden ist. Also stellt sich die Frage – Was soll Linux auf der iSeries?
OS/400-basiertes ablösen?
Die Analyse, welche Software unter Linux genutzt werden soll, wird oftmals durch den Gedanken geleitet, die in die Jahre gekommene OS/400-basierte Software abzulösen. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass Linux von sich aus nicht alle Funktionen beinhaltet, die ein OS/400 bzw. i5/OS sozusagen „out of the box“ bereitstellt. Linux verfügt nicht über eine integrierte Datenbank, sondern benötigt eine separat zu installierende Datenbank. Da Datenbanken für Linux, wie auch für andere Betriebssysteme außer i5/OS und OS/400, als Applikationen gelten, kann die Administration einer Datenbank deutlich komplexer ausfallen, als wir es bei den iSeries-Systemen gewohnt sind. Weiterhin ist das Angebot von Software zur Abwicklung von Unternehmensprozessen derzeit bei weitem nicht so umfangreich wie für OS/400 bzw. i5/OS. Also stellt sich wieder die Frage – Was soll Linux auf der iSeries?
Pluspunkte für Linux
Wo Linux derzeit punkten kann, ist im so genannten Backoffice-Bereich. Angefangen von Security-Software für die Absicherung des Netzwerks, über Internet-basierte Dienste für Web- und Application-Serving, Datentransfer- und Maildienste, bis hin zum Terminal- und Fileserving – hier spielt bei Linux die Musik und hier profitiert Linux von der Solidität und Robustheit der iSeries-Systeme.
Wenn es also heißt: Wir brauchen einen Fileserver, der stabil ist wie eine iSeries! Dann kann die Antwort lauten: Nehmen wir doch Linux auf der iSeries, denn Linux kennt Servingdienste, die alle Clients verstehen, ob es nun UNIX NFS(Net File Services) oder Windows-Serving unter SAMBA ist, beide Dienste sind verfügbar und hochfunktional und die iSeries kann mit beiden ebenfalls kommunizieren. Damit Sie jedoch in den Dienst dieser Dienste gelangen können, müssen Sie Ihr Wissen erweitern, da die Linux-Implementierung im OS/400 und i5/OS an die iSeries-Gegebenheiten angepasst werden mussten.
Das müssen Sie lernen
Da Linux in einer native Partition installiert wird, benötigen Sie entsprechendes Wissen, um logische Partitionen auf der iSeries erstellen und pflegen zu können. Sie müssen wissen, wie Linux mit OS/400 oder i5/OS und mit anderen Systemen im Netzwerk kommunizieren kann. Fortgeschrittene Kenntnisse im Bereich des Routings sind hierbei unbedingt zu erwerben. Sie müssen lernen, Linux auf der iSeries zu installieren. Haben Sie bereits Linux-Erfahrungen, so ist das hilfreich, entbindet Sie aber nicht davon, in diesem Bereich zuzulegen. Linux ist zwar Linux – egal auf welchem System – aber die Installationsvorgänge sind auf den unterschiedlichen Hardwareplattformen ebenfalls unterschiedlich. Wichtig ist, dass Sie Softwarepakete selektiv im Linux installieren können.
Was kann Linux?
Sofern Sie kein Linux-Wissen besitzen, sollten Sie sich über grundlegende Administrationsaufgaben für den Linux-Server informieren: Benutzer und Gruppen anlegen, Berechtigungen steuern, mit Verzeichnissen und Dateien arbeiten, Tasks zeitgesteuert ausführen, Prozesse überwachen etc. Last but not least sollten Sie sich mit den in Linux implementierten Diensten beschäftigen, die eine Brücke zwischen OS/400 bzw. i5/OS, Linux und gegebenenfalls Windows bilden: Konfiguration und Betrieb von Telnet, Nutzung von Samba-Servern als Dateiserver, Datenaustausch zwischen den verschiedenen Systemen mittels FTP, Linux als Mail- und Groupware-Server.
Sie sehen, es gibt viel zu tun, um Linux für Sie und Ihr Unternehmen in Wert zu setzen. Lassen Sie sich dabei anfänglich nicht nur von möglichen Kostenvorteilen leiten, sondern achten Sie auf die bereitgestellten Dienste und ihre Qualität. Benötigen Sie für Linux kommerzielle Software, so werden auch kommerzielle Preise verlangt.
Fachautor: Klaus-Peter Luttkus