Mit der Akquisition von J.D. Edwards bekam PeopleSoft Zugang zu einer für das Unternehmen bis dato relativ unbekannten Kundenschicht – dem Mittelstand. Stefan Höchbauer, Geschäftsführer der deutschen PeopleSoft Hauptniederlassung in München, sprach mit Michael Wirt über Strategien, Kunden und die Zusammenarbeit mit IBM als strategischem Partner.


Stefan Höchbauer, Geschäftsführer PeopleSoft GmbH Deutschland

Michael Wirt: Die Aktien- und damit die Unternehmensübernahme von J.D. Edwards ist reibungslos über die Bühne gegangen – die deutschen J.D. Edwards-Kunden haben davon wenig bemerkt. Wie werden Sie diese Kunden in Zukunft betreuen?

Stefan Höchbauer: Bei der Übernahme von J.D. Edwards ging es uns in erster Linie darum, unsere Marktposition im Mittelstand und in dem Produktions- und Logistik-Gewerbe auszubauen. PeopleSoft ist bekannt für seine Produktlinie Enterprise, die hauptsächlich bei größeren und Großunternehmen wie DaimlerChrysler, der Deutschen Bank oder auch Vodafone – d.h. weitestgehend im Dienstleistungsunternehmensektor – zur Anwendung kommt. Mit PeopleSoft EnterpriseOne, der ehemaligen ERP-Lösung von J.D. Edwards, verfügen wir jetzt über eine Lösung, die sich besonders an den Bedürfnissen des Mittelstandes nach einer vorintegrierten, einfach zu implementierenden und zu wartenden Lösung ausrichtet. Der Mittelstand wurde lange Zeit von den Software-Anbietern vernachlässigt, wir verfügen mit EnterpriseOne über die weltweit führende Lösung für dieses Segment. Wir haben jetzt mehr als 6.000 Kunden im Mittelstand, d.h.: Diese Unternehmensgröße ist für uns das Segment mit dem größten Wachstumspotential. Unser CEO Craig Conway hat klargestellt, dass wir auch in Zukunft die drei Produktlinien Enterprise, EnterpriseOne und PeopleSoft World (die iSeries-basierte Lösung) unterstützen werden. Alle drei Produktlinien adressieren spezifische Märkte mit einer/einem auf dieses Segment ausgerichteten Architektur und Funktionsangebot. Wir vertreten nicht den „mySAP-für-alle“-Ansatz, wir orientieren uns an den Bedürfnissen und Gepflogenheiten unserer Kunden. Wenn Sie und ich nicht mit einem Bulldozer unseren Garten bestellen wollen, warum soll dann ein Mittelständler sich zur Unterstützung seiner betriebswirtschaftlichen Prozesse eine überdimensionierte Lösung anschaffen?

Michael Wirt: Wie werden Sie die J.D. Edwards-Partner einbinden?

Stefan Höchbauer: Die ehemaligen J.D. Edwards-Partner haben ein großes Know-how im jetzigen EnterpriseOne-Umfeld aufgebaut, das wir auch weiterhin im Sinne unserer Kunden nutzen wollen. Die Partner haben durch erfolgreiche Projekte bewiesen, dass mit J.D. Edwards ökonomisch hoch attraktive Projekte realisiert werden konnten, die einen schnellen und hohen ROI zeigten. Mit PeopleSoft stehen jetzt zusätzlich erprobte Implementierungsverfahren und Qualitätssicherprozesse zur Verfügung, die eine Implementation noch sicherer und berechenbarer machen – speziell für den Kunden.

Michael Wirt: Werden die PeopleSoft-Partner zukünftig die Produkte EnterpriseOne und World anbieten?

Stefan Höchbauer: Schon in der Vergangenheit haben die J.D. Edwards-Partner keinen Produktvertrieb betrieben. Wir reden hier von Servicepartnern, die natürlich auch das Neukundengeschäft teilweise mitinitiiert haben. Wir vertreiben EnterpriseOne in Deutschland über eine eigene Direktvertriebsorganisation, die regional auf den Kunden ausgerichtet ist. Nur in Ländern, in denen PeopleSoft nicht direkt vertreten ist, wird der Vertrieb von Partnern oder Distributoren übernommen. Enterprise World wird nicht aktiv an Neukunden vertrieben.

Michael Wirt: Welche Rolle spielt das Vertriebsgeschäft dieser Produkte in Zukunft?

Stefan Höchbauer: Speziell in Deutschland setzen wir hohe Erwartungen in EnterpriseOne. Mehr als 200 Kunden nutzen EnterpriseOne oder Enterprise World. Damit haben wir bereits eine gute Position im gehobenen Mittelstand geschaffen. Unser Ziel ist es hier, die klare Nummer zwei zu werden. Dazu bauen wir verstärkt den Vertrieb, das Marketing und den Support im EnterpriseOne-Umfeld aus.

Michael Wirt: PeopleSoft hat bereits bekannt gegeben, dass die EnterpriseOne- und World-Produktlinie weiterentwickelt wird. Ist damit eine Art „Erhaltungs“-Entwickeln gemeint oder können die Kunden dieser Software in Zukunft neue Funktionalitäten erwarten? Welchen zusätzlichen Nutzen bieten Sie als neuer „Software-Herr“ heute EnterpriseOne- und World-Kunden?

Stefan Höchbauer: Wie bereits gesagt, mit EnterpriseOne ist PeopleSoft jetzt der Spieler im Mittelstand und im Produktions-/Logistikumfeld auch großer Unternehmen. Wir haben hier renommierte Kunden – wie z.B. Sennheiser, Rotkäppchen, BMW, Leiheit oder MAN. Speziell in Deutschland ist das EnterpriseOne-Geschäft der Wachstumsmarkt für PeopleSoft. Zur CeBIT werden wir Einzelheiten zu unserem neusten Release EnterpriseOne veröffentlichen – dem größten Unterfangen in der Geschichte dieses Lösungsangebotes. Wir gehen damit neue Branchen an und unterstützen die neuesten Trends in Produktion und Logistik. In den letzten 6-8 Monaten haben wir über 200 Neuerungen im PeopleSoft World-Umfeld freigegeben – und auch hier wird es zur CeBIT eine umfassende Neuerung geben. In der Vergangenheit haben wir sukzessive die Kooperation zwischen World, EnterpriseOne Enterprise ausgebaut. Beispielsweise können die analytischen Funktionalitäten aus Enterprise in beiden Produktlinien genutzt werden, umgekehrt nutzt Enterprise die hohe Funktionalität des Asset Management von EnterpriseOne. Was zurzeit stattfindet, ist eine Integration von Enterprise und EnterpriseOne und die Zur-Verfügungstellung von Funktionalitäten aus beiden Produktlinien zur World. In den nächsten Monaten wird dies verstärkt ausgebaut, jedoch findet auch ein Austausch der führenden Funktionalitäten zwischen Enterprise und EnterpriseOne in der Form statt, dass jeweils fehlende Teile auf der anderen Plattform neu entwickelt werden. Hierbei kommt natürlich der Synergievorteil des einfachen Wissenstransfers der jeweiligen Mitarbeiten voll zur Geltung.

Michael Wirt: Welche Vertriebsinitiativen gibt es von PeopleSoft? Welche neuen Marktsegmente im deutschsprachigen Raum wollen Sie abdecken?

Stefan Höchbauer: Im EnterpriseOne-Umfeld konzentrieren wir uns auf unsere Stärken in den Branchen Industrial (diskret und prozessbezogen), Konsumartikel, Life Science/Pharma/Chemie/Kosmetik, Metallwaren/Maschinenbau, Hi-Tech und Großhandel. Es wird zusätzlich Initiativen im Automotivumfeld und speziell gegen einen unserer Hauptwettbewerber geben.

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