ERP-Systeme in der heutigen Funktionalität – gewachsen aus Warenwirtschaft, Zeitwirtschaft, Finanzbuchhaltung und Personalwirtschaft – steuern den gesamten Informationsfluss zwischen allen internen „Abteilungen“, die an der Wertschöpfungskette des Unternehmens beteiligt sind. Mit den e-Business-Produkten der New Economy wurde die Brücke von den relativ starren internen Systemen nach draußen geschlagen – in die freie Wildbahn der „anarchischen“ Internet-Anbindungen oder auch als Verbindung von einem internen System zum anderen. Kreativ, unbelastet, mit vielen neuen Ideen und unter Nutzung aller technischen Möglichkeiten haben junge Informatiker gearbeitet, ohne dass konkrete Anforderungen an ihre Entwicklungen geknüpft waren. Aus der Natur des Webs heraus wurden unstrukturierte Systeme geschaffen, die ideologisch meilenweit von den konservativen strukturierten Prozessen der ERP-Systeme entfernt sind. Die neuen Lösungsansätze und Ideen, die dabei produziert wurden, erfordern aber ein völlig neues Denkverständnis für die traditionellen ERP-Anwendungen. Dieses bisherige gegenseitige Unverständnis ist für eine Vielzahl von Bauchlandungen aus den e-Business-Installationen der letzten zwei Jahre verantwortlich. Erst der Schulterschluss der beiden Denkmodelle ermöglicht es, den produktiven Nutzen aus den vielen guten und wichtigen Ideen der New Economy zu ziehen.
Zwei Welten – zwei Philosophien – e i n e Lösung?
Die eindeutig negativen Kundenreaktionen der letzten Monate ergeben als Konsequenz, dass eine schnöde Datenverbindung zwischen strukturierten und unstrukturierten Systemen als Lösung vom Markt nicht akzeptiert wird. Das bedeutet meines Erachtens: Die Anbieter aus den zwei Welten müssen an einen Tisch, um Lösungen zu finden, welche die kreativen Ideen und technologischen Experimente mit den internen Prozessen abstimmen. Denn schließlich ist die wichtigste Aufgabe einer erfolgreichen EDV-Lösung, Daten zu liefern, die im Unternehmen selbst und für dessen erfolgreiche Tätigkeit im Markt wirklich gebraucht werden. Und das bitte ohne die manuellen Eingriffe, mit denen in der Vergangenheit die e-Business-Daten in die internen organisatorischen Strukturen integriert wurden.
Wenn das endlich passiert und folglich auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmte Systeme implementiert werden, lässt sich auch in dem gesamten New Economy-Bereich ein ROI rechnen. Erst dann wird der Mittelstand wieder bereit sein, zu investieren. Alleine die Wachstumsprognosen von Gartner Group, IDCV und anderen, die sich gegenüber den Vorjahren nur in der Tonlage zwischen den Zeilen verändert haben, werden den Zug nicht ins Rollen bringen. Die Lösungsanbieter kommen nicht umhin, sich den in den letzten Jahren ins Wanken geratenen Vertrauensvorschuss in neue Technologien mühsam wieder zu erarbeiten.
Es gibt keinen Königsweg
Dieser hohe Integrationsgrad lässt sich nach meiner Überzeugung nur zwischen Partnern erreichen, die sich auf eine sehr enge Zusammenarbeit einlassen und einen sehr hohen Grad von Know-how-Transfer intern realisieren. Dabei ist es belanglos, ob die Partner voneinander wirtschaftlich abhängig oder unabhängig sind. Erst wenn die ERP-Projektleiter, die aus der langen Historie die individuellen Kundenbedürfnisse kennen, sich auf das experimentelle Denken der New Economy einlassen und es nachvollziehen, können funktionierende Systeme aus einem Guss beim Kunden installiert werden.
Der Mittelstandskunde selbst steht an dieser Stelle vor ähnlichen Herausforderungen. e-Business-Projekte, die in der Vergangenheit im Alleingang von Marketing oder Vertrieb angegangen wurden, müssen im Unternehmen den oftmals schweren Weg des Dialogs aus technologisch Machbarem und der Integration dieser neuen Ideen in die bestehende Organisation finden. Unsere Mittelstandsindustrie steht in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen und braucht e-Business-Lösungen, um im Wettbewerb zu bestehen. Doch diesmal bitte „richtige“ e-Business-Lösungen. Der Markt hat eindeutige Signale gegeben: Daraufhin jetzt den richtigen Weg einzuschlagen, ist Aufgabe der IT-Branche.
OGS Ges. für Datenverarbeitung und Systemberatung mbH
D–56068 Koblenz
Telefon: (+49) 0261/91595-0
www.ogs.de