Knapp drei Jahre nach ihrer Gründung geht die AD Solutions jetzt neue Wege. Mit dem weltweit aktiven IT-Dienstleister NIIT Technologies wurde ein Dachunternehmen gefunden, das die Fortsetzung des bewährten Projektgeschäfts im deutschsprachigen Gebiet ermöglicht und zugleich Mittel und Wege für kostengünstige Offshore-Angebote bietet. Im folgenden Interview nimmt AD Solutions Vorstand Rolf Stephan Stellung zur Fusion und beschreibt die Vorzüge des neuen Dual-Shore-Konzepts.

Rolf Stephan, Vorstandsvorsitzender, AD Solutions AG

Michael Wirt:

Herr Stephan, AD Solutions ist im deutschen Mittelstand als erfahrener Anbieter von Software-Entwicklungswerkzeugen bekannt. Sie haben sich mit zahlreichen Installationen einen guten Namen gemacht, bieten Schulungen an und sind auch im Projektgeschäft tätig. Jetzt konfrontieren Sie den Markt mit etwas völlig Neuem: AD Solutions ist seit November 2002 nicht mehr rein deutsch, sondern gehört zu 100 Prozent einem Global Player mit indischen Wurzeln. Warum haben Sie diesen Schritt getan, und was soll für Ihre mittelständische Klientel dabei herauskommen?

Rolf Stephan:

Unser Ausgangspunkt war, wie wir uns unter Beibehaltung des Kerngeschäftes weiterentwickeln und dabei die zentralen Herausforderungen des Marktes bedienen könnten. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, unseren Kunden – gerade angesichts der heutigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen – Projektleistungen zu deutlich besseren Kostenstrukturen anbieten zu müssen, als dazu rein deutsche Unternehmen in der Lage sind. Im Ergebnis haben wir einen starken Partner gefunden, mit dem wir künftig dem Mittelstand zugleich kosten- als auch qualitätsbewusste Dual-Shore-Angebote machen können. Die AD Solutions AG wird im Übrigen auch in Zukunft vom selben Management-Team in bewährter Weise geführt werden.

Michael Wirt:

Was kann man sich denn konkret unter Dual-Shore-Angeboten vorstellen?

Rolf Stephan:

Dual-Shore bedeutet, dass wir auf der einen Seite jene Aufgaben vor Ort umsetzen, die eine gewisse Nähe erfordern und einen entsprechend hohen Qualitätsanspruch mitbringen. Das sind in der Regel Dinge wie Analyse und Aufnahme der Projektanforderungen, die eigentliche Architekturdefinition sowie Projektleitung und -management. Auf der anderen Seite führen wir die auslagerbaren Bereiche Offshore in den hierauf spezialisierten Ländern aus und halten so die Projekte vergleichsweise günstig. Typische Offshore-Anteile sind beispielsweise reine Codier-Leistungen, die durchaus mit hohem Qualitätsanspruch, aber dennoch zu äußerst niedrigen Preisen ausgeführt werden können. Wir werden also eine Verlagerung zu höherwertigen Tätigkeiten in Deutschland erfahren.

Michael Wirt:

Seit Anfang November 2002 gehört AD Solutions nun zu einem global agierenden IT-Dienstleister mit indischem Ursprung.

Rolf Stephan:

Ja, das ist völlig richtig. Auf der Suche nach größeren, internationalen Strukturen haben wir mit NIIT den für uns idealen Partner gefunden. Das börsennotierte Unternehmen ist seit 25 Jahren erfolgreich am Markt und hat weltweit 4.000 Mitarbeiter unter Vertrag. NIIT ist vor allem in den USA und Großbritannien aktiv. Den Weg der Fusion haben wir gewählt, weil wir keine lose Partnerschaft wollten, sondern vielmehr auf ein beidseitiges, starkes Commitment setzen.

Michael Wirt:

Hat Ihr neues Mutterunternehmen bestimmte Branchen im Fokus?

Rolf Stephan:

NIIT agiert durchaus branchenorientiert. Es bestehen große Stärken in den Bereichen Finanzen und Versicherungen, Logistik und Handel. Diese Vertikalisierung deckt sich nicht nur zufällig mit den Kompetenzen von AD Solutions. Wie Sie wissen, haben wir uns zudem von jeher als Technologie-Beratungsunternehmen positioniert, das den Markt aus horizontaler Sicht mit hoher Technologie-Kompetenz bedient; auch hier passt das eine zum anderen.

Michael Wirt:

Wie sieht es mit der klassischen Klientel von NIIT aus?

Rolf Stephan:

NIIT verfügt über eine sehr beeindruckende Referenzliste. Naturgemäß handelt es sich dabei vorwiegend um international aktive Unternehmen. Wir als AD Solutions haben uns zur Adressierung des Mittelstands und des gehoben Mittelstands im deutschsprachigen Raum entschlossen. Denn schließlich sind die Themen Outsourcing und Offshore-Development bei den Großunternehmen schon gang und gäbe. Hier geht in der Regel der Weg über die Gründung eigener Töchter im Ausland sowie über den Aufbau von Entwicklungszentren.

Michael Wirt:

Die Eigenregie der Verlagerung ins Ausland ist ein Weg, der für den Mittelstand wohl eher zu dornenreich ist.

Rolf Stephan:

Genau das ist unser Ansatz. Sehen Sie, es ist nun einmal sehr aufwändig und mit Risiko behaftet, in einem fremden Land ein Unternehmen zu gründen und das notwendige Personal dafür zu rekrutieren. Mit Fehlgriffen lässt sich hier recht schnell sehr viel Geld verlieren. Daher bieten wir die Offshore-Entwicklung als sicher kalkulierbare Dienstleistung an und halten damit die Kunden komplett von allen Overheads frei. Auf diese Weise können sie alle Vorteile der Entwicklung im Ausland nutzen, sind aber befreit von Risiken wie Sprachbarrieren, kulturellen Unterschieden oder auch Vertragsgestaltungen. AD Solutions tritt als deutsches Unternehmen mit gewohnten Ansprechpartnern auf, auch das Haftungsrecht und der Gerichtsstand sind deutsch. Der einzige Unterschied liegt in den wesentlich besseren Konditionen.

Michael Wirt:

Und wie sieht es aus mit der Qualität?

Rolf Stephan:

Qualität steht ganz obenan. Zum einen verfügt das Unternehmen über sehr viel Erfahrung im Offshore-Bereich. Zum anderen wurde NIIT als zwölftes Unternehmen weltweit überhaupt mit dem SEI-CMM Level 5 zertifiziert. Das ist der höchste heute verfügbare Qualitätsstandard im Software-Entwicklungsprozess; in Deutschland hat bislang kein einziges Unternehmen diese Zertifizierungsstufe erreicht.

Michael Wirt:

AD Solutions ist vor allem in Deutschland, der Schweiz und in Österreich tätig. Auch in den USA haben Sie ein Standbein aufgebaut. Ändert sich diese lokale Ausrichtung durch die Fusion?

Rolf Stephan:

Unser Kernmarkt ist und bleibt in der Tat der deutschsprachige Raum. Das Engagement in den USA haben wir heruntergefahren, zumal dieser Markt von unserer neuen Muttergesellschaft hervorragend besetzt ist. Hier bedient NIIT sehr namhafte Kunden und hat dafür mehrere hundert Mitarbeiter vor Ort im Einsatz. Nichtsdestotrotz ist die USA für uns ein Vorbild, wie gut das Dual-Shore-Modell funktionieren kann. Genau das wollen wir für den deutschsprachigen Raum adaptieren.

Michael Wirt:

Also werfen wir einen Blick auf den Kundenstamm. Haben Sie Ihren Kunden im Rahmen der Partnerschaft mit NIIT konkrete Add-Ons anzubieten?

Rolf Stephan:

Durchaus. Wir werden unser Kerngeschäft weiterbetreiben. Natürlich wird es auch sehr viele Projekte geben, die wir nicht mit dem Dual-Shore-Ansatz angehen können, sondern auf traditionelle Art komplett im deutschsprachigen Raum abwickeln. Aber es gibt immer Dinge, wie einfache Migrationen und Umcodierung von einer auf die andere Plattform, die von den Kunden als unangenehm und aufwändig eingeordnet werden. Hier sind entsprechende Outsourcing-Angebote zu sehr günstigen Preisen äußerst willkommen, wie wir in zahlreichen positiven Gesprächen mit unseren Kunden erfahren haben.

Michael Wirt:

Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es also nicht zwangsläufig um Neuentwicklungen?

Rolf Stephan:

So ist es. Es geht um Programmierarbeit, die einen beträchtlichen Arbeitsaufwand erfordert und ins Ausland ausgelagert werden kann. Ein Beispiel hierfür wäre die Applikations-Wartung für Software-Häuser, die sich mit dem Übergang zu einer neuen Software-Generation beschäftigen müssen: Die bestehende Entwicklungsmannschaft mit der Pflege der Altsysteme zu betrauen und über Personaleinstellungen den neuen Weg anzugehen, wäre nicht nur schier unbezahlbar, sondern zudem auch auf der Motivationsseite äußerst kritisch einzuschätzen. Warum also nicht das existierende Team in Richtung der Neuentwicklung auf den Weg bringen und die alten Applikationen über den Offshore-Service von AD Solutions zu extrem interessanten Kosten pflegen lassen?

Michael Wirt:

Inwieweit hat der Markt von NIIT denn Berührung mit der iSeries? Kennen die Leute diese Plattform?

Rolf Stephan:

Selbstverständlich. Sie müssen bedenken, dass NIIT, wie bereits erwähnt, gerade auch in UK sehr engagiert ist; dort ist die iSeries eine sehr populäre Plattform. Gerade im Banken-Umfeld gibt es häufig Berührungspunkte. Im Übrigen haben wir bereits im Vorfeld der Fusion in England und Benelux für NIIT iSeries-Projekte verantwortet. Schließlich gelten wir als Spezialisten auf diesem Gebiet.

Michael Wirt:

Herr Stephan, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit Ihrem Dual-Shore-Konzept unter neuer internationaler Flagge.

AD Solutions AG

D–40789 Monheim

Telefon: (+49) 02173/1675-280

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