Stichwort Business Intelligence – sowohl Technologie als auch Applikationen haben noch einige Entwicklungsstufen vor sich, um den Anforderungen der Unternehmen gerecht zu werden. Der Weg zum „intelligenten“ Geschäft verläuft dabei nicht immer gerade: Die Data Warehouse-Thematik ist komplex, erfordert analytische Fähigkeiten und oft immenses Durchhaltevermögen. Natürlich möchte man vorhandene, aber leider verteilte Daten jederzeit clever auswerten, mit anderen in Beziehung setzen und ansprechend visualisieren. Meist erfolgt das BI-Bekenntnis aber nur halbherzig: Wissen wollen alle alles – aber wie steht es mit den nötigen Investitionen? Da stellt sich zunächst einmal die Frage: Was ist eigentlich Intelligenz? Der Psychologe Atkins hat eine Definition gewagt, wonach Intelligenz die Fähigkeit ist, Probleme zu lösen, sich an neue Situationen anzupassen, abstrakte Vorstellungen, Ideen und Begriffe zu entwickeln und von Erfahrung zu profitieren.
Business Intelligence setzt zunächst Letzteres voraus, und was lehrt uns die Erfahrung? Ohne Moos nix los – diese Erkenntnis sollte am Beginn jedes BI-Projektes stehen.
Tatsächlich gibt es für Intelligenz keine allgemein akzeptierte Definition oder Meßmethode. Da wundert es nicht, wenn auch das Angebot am IT-Markt sehr vielschichtig ist und eigentlich kein Anwender so recht weiß, wie das Optimum zu beschreiben wäre.
Entscheidungshilfe
Information ist längst zu einem wichtigen Produktionsfaktor geworden. Die Unternehmen optimieren ihre Infrastruktur, um dem wachsenden Wettbewerb zu begegnen. Die für intelligente Entscheidungen notwendigen Informationen sind vorhanden, nur der Zugriff ist erschwert, da die Daten verteilt vorliegen und nicht ad hoc konsolidiert werden können.
Detaillierte, konsistente und qualifizierte Infos müssen her: über Kunden, Produkte und Märkte. Ein Data Warehouse macht den cleveren Zugriff auf diese Daten möglich, es vereint sie in einem Wissenspool und macht so das Erkennen relevanter Details und Trends möglich.
Lichtblicke
Der Softwaremarkt leidet, aber die Anbieter von Business Intelligence- und Data Warehouse-Lösungen haben gut Lachen. Die Gartner Group hat zwar für 2003 eine strenge Konsolidierung des Marktes vorausgesagt: In Zeiten schwacher Softwarenachfrage und eingefrorener IT-Budgets würden die kleinen und schwachen Anbieter zum Opfer der Großen werden. Investitionssicherheit ist eines der größten Bedürfnisse, da setzt so mancher lieber auf bekannte Namen denn auf günstige Angebote: Was nützt schon das Ersparte, wenn User plötzlich allein dasteht? Stabilität und Marktposition garantieren das Überleben.
Dennoch sind die allgemeinen Prognosen blendend: Die Meta Group ist davon überzeugt, dass bis 2004 die Mehrheit der Großkonzerne strategische BI-Werkzeuge im Einsatz haben werden. IDC prognostiziert ein Wachstum des Marktwertes von 2 Milliarden US-Dollar in 2001 auf 12 Milliarden in 2006. Auch Gartner glaubt an ein deutliches Wachstum derer, welche die Zeichen erkennen und Turbulenzen im Markt für sich zu nutzen wissen.
Die zu erwartenden Verbesserungen innerhalb der BI-Technologie betreffen laut Gartner Group insbesondere die Mission Critical-Fähigkeiten: Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Wartbarkeit. Bis einschließlich 2004, so die Auguren, würde nur eine kleine Anzahl Applikationen wirklich Realtime-Daten verarbeiten. Diese Anwendungen würden bei den so genannten Leading Edge Technology-Adaptern betrieben, Firmen, die den Mut (und das Geld) für den letzten Schrei der IT-Mode haben. 2006 seien die BI-Anwender dann wohl allgemein in der Lage, simultan an denselben Modellen zu arbeiten oder auf Echtzeit-Kommunikation zwischen verschiedenen Applikationen zurückzugreifen.
Neues Denken
Bislang waren die IT-Strukturen meist nur darauf ausgerichtet, den Ansprüchen der operativen Systeme zu genügen: Schließlich sind die für den reibungslosen Ablauf des Tagesgeschäfts verantwortlich. Schon in den 80er Jahren allerdings machte der Wunsch nach Mehr unter dem Schlagwort „Management Information System“ die Runde. Und schon damals war das Ziel der Projekte, die Entscheider mit aussagekräftigen Daten zu versorgen, die als Entscheidungshilfe und Planungsinstrument dienen.
Rund 10 Jahre später machte OLAP Furore: Das Online Analytical Processing als multidimensionale Modellierungstechnik setzte auf Datenwürfel zur Betrachtung der entscheidungsrelevanten Informationen.
Und heute? Welchen Schwankungen der Markt und damit das Abverkaufsvolumen unterliegt, ist immer noch Insiderwissen und IT-seitig nicht hinreichend abgebildet. Es gilt, das nötige Know-how auf sämtliche betroffenen Mitarbeiter auszuweiten. Historie und externe Zusatzinformationen sollen treffsichere Prognosen ermöglichen: Für eine passgenaue Disposition von Waren plus Manpower – und auch für möglichst zielgenaue Umsatzprognosen. Die sind heute auch vor dem Hintergrund von Basel II wichtig, Anpassungen im Unternehmens- und Wirtschaftsrecht tun ein Übriges.
Erfolg wird sichtbar
Misserfolg auch. Die am Markt erhältlichen Tools ermöglichen eine ansprechende visuelle Darstellung der extrahierten Informationen. Balkengrafiken z. B. stellen die Ergebnisse der Außendienstmitarbeiter gegenüber. Die Werkzeuge erleichtern die Prognose der monatlichen Umsätze, können Jahresergebnisse „vorausberechnen“ und die zu erwartenden Provisionen kalkulieren. Immer häufiger fließen Daten externer Quellen in das Warehouse ein: Marktdaten, Umfrageergebnisse, geografische Informationen oder Partnerdaten.
Spezialanbieter wie die Forseason GmbH haben sich auf Absatzprognosen für den Handel spezialisiert. Welche Präferenzen hat der Verbraucher, wie reagiert er zu welcher Jahreszeit und welche Einflüsse bestimmen den Absatz wirklich? Die Informationen werden für ein cleveres Demand Forecasting genutzt, Präsenzlücken sollen so geschlossen, Lagerbestände auf ein Minimum reduziert werden.
Neues Wording
Wer heute nach einem BI-Tool oder einer Plattform sucht, wird wahrscheinlich unter Kürzeln wie BPM (Business Performance Management) oder EPM (Enterprise Performance Management) fündig. Die großen Hersteller zumindest gehen mit diesem neuen Wording voran.
Glaubt man den Visionen der Branche, dann kann in Zukunft wohl beliebiger Content in die Warehouses der Unternehmen einfließen: Wetterprognosen ebenso wie Kalendereffekte. Bestellungen würden dann automatisch generiert: Im Sommer Schlitten, im Winter Erdbeereis. Schließlich wissen Ihre Systeme schon, dass der Touri-Hit diesmal „Summertime im Eishotel“ heißt. Außerdem mehren sich für Ihre IT die Zeichen, dass die Erfrischungsgelüste im Dezember auf Basis eines durchgeknallten Werbespots mit stimulierenden Zwischensequenzen manipuliert werden.