Unter dem Titel „ERP quo vadis – was erwartet der Mittelstand von einer ERP-Lösung?“ diskutierten Experten auf dem SoftM-Kongress CommonWay im November in Berlin über die Zukunft des ERP-Marktes. Podiumsteilnehmer waren Professor Helmut Kernler, Logistik- und ERP-Spezialist von der Fachhochschule Furtwangen, Enno Balz, Analyst bei der Gontard&MetallBank, Patrick Molck-Ude, Leiter des Geschäftsbereichs Mittelstand Central Region bei IBM, Dr. Hannes Merten, Vorstandsvorsitzender der SoftM AG und Michael Wirt, Chefredakteur des Midrange Magazins. Einig war man sich darin, dass der Abgesang auf ERP, der von den „New Economy“-Unternehmen in den vergangenen Jahren angestimmt wurde, ein vorübergehendes Phänomen war, das mit deren Niedergang auch schnell wieder verklungen ist. ERP bleibt als Basis moderner Geschäftsprozesse so aktuell wie eh. Allerdings finde das größere Wachstum jetzt bei Themen statt, die um den ERP-Kern herum angesiedelt seien, erklärte Professor Kernler. Der Wirtschaftsinformatiker, der maßgeblich an der Entwicklung verschiedener marktgängiger ERP-Systeme beteiligt war, sprach von „erweitertem ERP“, um kurzlebige Modenamen wie „Collaborative Commerce“ zu vermeiden.
Effizienzpotenzial in der Kooperation
Gemeinsam sei den zukunftsweisenden, den ERP-Kern umgebenden Anwendungen – Supply Chain Management, Customer Relationship Management und e-Business – das Ziel, die Kooperation zwischen den Unternehmen zu verbessern. Während der Erfolg der klassischen ERP-Systeme darin bestanden habe, die Puffer zwischen den Funktionsbereichen in den Unternehmen abzubauen, gehe es jetzt darum, die Puffer zwischen den Unternehmen zu reduzieren. Hier sei enormes Effizienzpotenzial zu realisieren – zum Beispiel dann, wenn es zwei Firmen in einer Lieferkette gelingt, ihre Lagerhaltung, sprich das Einkaufslager des einen und das Verkaufslager des anderen, in einer gemeinsamen Disposition zu optimieren.
Auf dem Podium zur Diskussion (von links: Michael Wirt, Chefredakteur Midrange Magazin, Professor Helmut Kernler, Logistik- und ERP-Spezialist Fachhochschule Furtwangen, Dr. Hannes Merten, Vorstandsvorsitzender SoftM AG, Patrick Molck-Ude, Leiter Geschäftsbereich Mittelstand Central Region IBM und Enno Balz, Analyst Gontard & Metall Bank)
Auch der Börsenanalyst Enno Balz sieht unter den in Frage kommenden IT-Spezialisten die ERP-Anbieter am besten prädestiniert, um zukunftsweisende Konzepte wie e-Business in die Tat umzusetzen. Im kommenden Jahr werde sich zeigen, wer imstande ist, dieses Thema effizient und profitabel mit Leben zu füllen. SoftM-Vorstand Dr. Hannes Merten wies darauf hin, dass e-Business einen langen Atem erfordere. Die Pioniere seien inzwischen gestartet und in den kommenden Jahren werde sich dieses Thema in der Breite entfalten. IBMs Mittelstandschef Patrick Molck-Ude erläuterte, dass die Möglichkeiten, die das e-Business eröffne, noch gar nicht erkannt würden. Häufig fehle es an Ideen, wo genau sich ein Zusatznutzen erzielen lässt. Nicht komplette Geschäftsprozesse, aber Elemente daraus ließen sich über das Internet weit effizienter als bisher abbilden. So empfehle es sich etwa beim Möbelkauf nach wie vor, die Auswahl über Besuche in den verschiedenen Möbelhäusern zu treffen. Für die Bestellung könne man sich dann aber ein erneutes Hinfahren sparen und besser das Internet nutzen.
Marktkonsolidierung
Breiten Raum nahm in der Diskussion die Marktentwicklung ein. Midrange-Magazin-Chefredakteur Michael Wirt hatte in seinem Eingangsstatement den Konsolidierungsprozess angesprochen, der in diesem Markt stattfindet. Eine Auswirkung, so seine optimistische Perspektive, werde darin bestehen, dass die Anbieter stärker miteinander kooperierten – zum Nutzen der Anwender. Analyst Balz sieht auf einige Anbieter im kommenden Jahr allerdings verschärfte wirtschaftliche Probleme zukommen. Dr. Merten sprach von einer Marktentwicklung, die vom Stadium des Polipols mit vielen Anbietern zum Oligopol übergehe: Wenige starke Anbieter würden künftig den Markt bestimmen. Die Gefahr einer Monopolisierung bestehe aber nicht, da der Markt, sprich die Anwenderunternehmen, eine solche Entwicklung nicht zulassen werde.
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