Die iSeries-Welt befindet sich im Umbruch: Der eine modernisiert, der andere implementiert neue Standardlösungen, wieder andere tauschen sowohl Soft- als auch Hardware aus. Ein Spiegelbild des Marktes scheint eine Umfrage der PKS GmbH abzugeben. Das MidrangeMagazin sprach mit Karlheinz Peter, Geschäftsführer des Unternehmens, über Budgetfragen, Loyalität, Abwanderungsgedanken und die Zukunft von Linux.
Karlheinz Peter, Geschäftsführer der PKS GmbH
Michael Wirt:
Der Markt im iSeries-Umfeld wandelt sich. Wie sehen Sie die momentane Auftragslage?
Karlheinz Peter:
Wir kennen den Markt seit 1988, haben damals damit begonnen, Software, die IBM für die iSeries entwickelt hatte, auf anderen Plattformen verfügbar zu machen. Später haben viele Software-Häuser erkannt, dass sie mit diesem Ansatz ihren Markt erweitern können, speziell im AS/400-Umfeld, auch international. Neben der Multiplattformfähigkeit ist eine Modernisierung der existierenden Lösungen gefragt, die wir mit unseren Produkten ebenfalls abdecken können. Aktuell ist ein Trend zu Linux zu erkennen – neben der starken Dominanz von Windows. Das Interesse an Veränderung im Markt ist zurzeit überraschend groß, aber die Investitionsentscheidungen fallen mit großer zeitlicher Verzögerung.
Michael Wirt:
Trotz guter Argumente?
Karlheinz Peter:
Mit unserer Lösung AX/ware Server Builder 400 unterscheiden wir uns deutlich von den Werkzeugen, die auf den 5250-Datenstrom aufsetzen. Wir produzieren ein Kommunikationsprotokoll für Clients, also eine echte Client/Server-Lösung. Dieser Ansatz befreit von sämtlichen Beschränkungen, die es bei 5250 gibt, gleichzeitig wird keine interaktive Leistung mehr gebraucht. Das hat den Nebeneffekt, dass statt der vergleichsweise teuren Enterprise Edition die günstigeren Standard-Server eingesetzt werden können – mit der gleichen Software, die grafische Oberfläche gibt’s noch dazu. Das sind gute Argumente, die der Markt auch annimmt, wie unsere jüngste Umfrage ergeben hat.
Michael Wirt:
Was treibt demnach den typischen AS/400- und iSeries-User um?
Karlheinz Peter:
Auf der AS/400 war in der Vergangenheit immer alles ganz einfach. Von IBM gab es eine komplette Umgebung und man konnte sich darauf verlassen, dass sie funktioniert. Mit Windows und Unix ist das Leben viel komplizierter.
Wenn man sich den Markt anschaut, haben viele Leute mit einer unüberschaubaren Auswahl zu kämpfen. Es gibt neue Programmiersprachen wie Java, alle möglichen Werkzeuge um grafische User-Interfaces zu bauen, es gibt die 4GL-Tools, Massen an Lösungen, die den Anwender irritieren. Unsere Idee war: „Keep it simple“. Wir haben z.B. unsere grafische Oberfläche so verpackt, dass jeder Anwender sie leicht einsetzen kann. Wir haben eine grafische Entwicklungsumgebung geschaffen, mit der bestehende RPG-Anwendungen und Cobol-Programme übernommen werden können. Sie generiert Code für eine AS/400 oder C-Code für andere Plattformen, so auch für Linux. Wir glauben, dass Linux im IBM-Umfeld, speziell im AS/400-Umfeld, immer wichtiger wird.
Michael Wirt:
Ist das für Sie am Markt schon spürbar?
Karlheinz Peter:
Die Anfragen nehmen zu, allerdings gibt es noch wenige konkrete Umsetzungen. Zurzeit findet das Linux-Geschäft eher auf Marketing-Ebene statt. Die Leute wollen aber in den Startlöchern stehen.
Michael Wirt:
Gibt es in Ihrem Haus bereits konkrete Projekte?
Karlheinz Peter:
Es ist gerade eines in Vorbereitung, bei dem es darum geht, Software für Sozialhilfe auf Linux verfügbar zu machen. Wir können Lösungen, die wir multiplattformfähig gemacht haben, und die heute unter Windows oder Unix laufen, quasi auf Knopfdruck auf Linux portieren. Zumindest ist es nur ein ganz kleiner Schritt.
Michael Wirt:
Welchen Anteil hat Linux an Ihrem Geschäft?
Karlheinz Peter:
Wir haben in der Vergangenheit eine große Anzahl an Projekten realisiert: In Richtung Windows und in Richtung Unix. Wir können mittlerweile auf ungefähr 700 produktive Installationen zurückblicken. Linux geht jetzt ganz langsam los.
Michael Wirt:
Und welchen Anteil prognostizieren Sie dem Open-Source-Gedanken?
Karlheinz Peter: Wir gehen im Moment davon aus, dass das Windows-Geschäft in den nächsten 2 bis 3 Jahren dominieren wird. Wir glauben aber auch, dass Linux mittelfristig – wenn nichts Unerwartetes passiert – einen signifikanten Teil des Geschäftes ausmachen könnte.
Michael Wirt:
Welche Stolpersteine drohen Ihrer Meinung nach?
Karlheinz Peter:
Linux ist ein relativ neues Geschäftsmodell. Im Moment versuchen verschiedene Parteien, Einfluss zu nehmen. Auf der einen Seite steht zum Beispiel ein gut organisiertes Unternehmen wie Microsoft, mit 50 Milliarden Cash, auf der anderen Seite eine Community von frei denkenden Leuten, die kooperieren. Die werden zwar von IBM und anderen unterstützt, aber sie sind nicht annähernd ähnlich organisiert und verfügen auch nicht annähernd über die Marketing-Power, die Microsoft an den Tag legt. Hinzu kommen Klagen, wie sie im Moment im Raum hängen, mit der die Linux-Community verunsichert werden soll. Ich denke, dass es für sie noch eine ganze Menge Störfeuer geben wird.
Am Anfang hieß es auch „Es gibt ein Unix“ – dann gab es aber viele Unix-Derivate. Auch bei Linux gibt es verschiedene Distributionen – wie Red Hat, SuSE, Caldera usw. Man kann nur hoffen, dass sie sich nicht auseinander entwickeln, sondern wirklich ein Linux verkörpern werden. Letztlich wird eine Vielzahl an Interessen über die Linux-Zukunft entscheiden.
Michael Wirt:
Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation?
Karlheinz Peter:
Wir haben in letzter Zeit viel in Marketing investiert – auch in Direktmarketing. Wir haben 2.000 AS/400-Anwender-Unternehmen angerufen, um die Marktsituation abzuklopfen und dabei festgestellt: Die Anzahl der Anfragen im Hinblick auf Modernisierung und Portierung ist relativ hoch. Das Interesse an sich ist sogar enorm hoch. Viele Unternehmen denken darüber nach, wie Kosten eingespart werden können, was mit den iSeries-Standardmodellen sehr gut möglich wäre. Es gibt aber auch viele, die über einen kompletten Plattformwechsel nachdenken, was angesichts der hohen AS/400-Loyalität überrascht.
Michael Wirt:
Wann hat diese Aktion stattgefunden?
Karlheinz Peter:
Von Mitte April bis Mitte Juli. Von 2.000 Unternehmen, die wir kontaktierten, hatten 279 die AS/400 bereits verlassen, 136 waren gerade dabei, sie zu verlassen. Diesen Zahlen haben uns, um ehrlich zu sein, schon ein bisschen schockiert.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Anwender, die nach wie vor sehr loyal sind – es ist ja auch eine Supermaschine. Was uns ein bisschen Sorgen bereitet, ist die Thematik Software-Häuser. Erst der Trubel um Brain, dann die Meldungen DCW/SAP. Die Fragezeichen in Sachen Produktentwicklung könnten in vielen Fällen einen Plattformwechsel nach sich ziehen.
Michael Wirt:
Und die Loyalen?
Karlheinz Peter:
Die haben sehr positiv reagiert. Auf 2.000 Kontakte kamen insgesamt 526 Interessenten – kurz- und mittelfristig.
Das mittelfristige Interesse allerdings überwog. Es gibt eine große Anzahl von Anwendern, die aus Budgetgründen warten müssen, obwohl der Return On Investment hoch ist: Wenn ich statt der Enterprise-Edition eine Standard-Edition kaufen kann, spare ich kurzfristig Geld ein. Und das Geld, das ich brauche, um eine Anwendung serverfähig zu machen, macht nur einen Bruchteil der Einsparungen aus. Das müsste eigentlich zu schnellen Entscheidungen führen, aber unser Eindruck ist: Die Leute fassen die bestehende Umgebung im Moment kaum an.
Michael Wirt:
Trotz deutlicher Funktionserweiterung der iSeries, die ja auch ganz gut in Ihre Angebotspalette passt…?
Karlheinz Peter:
Was uns an der Funktionserweiterung sehr gut gefällt, ist das Partitioning-Konzept, d. h. die Möglichkeit, zusätzliche Partitionen einzusetzen – wie z.B. für Linux. Ebenfalls positiv ist die PASE-Umgebung zu werten, die es natürlich leichter macht, Software auf die iSeries zu portieren und die Attraktivität der Plattform erhöht.
Ein ebenfalls interessanter Bereich, den die IBM ja auch anbietet, ist das Thema Web-Facing. Big Blue setzt hier quasi selbst das Signal: „Weg von 5250 auf zu neuen User-Interfaces“. Das trifft genau das Ziel, das wir auch mit unserem Server Builder erreichen. IBM regt hier deutlich das Interesse an, die Kunden suchen nach Alternativen. Da kommen wir oft ins Geschäft, weil die Kunden unseren „Keep-it-simple“-Ansatz schätzen. Wir realisieren diesen Ansatz mit weniger Aufwand und der Möglichkeit, hinterher nicht nur Web-Interfaces zu haben, sondern auch Windows-Interfaces oder XML-Integration oder .NET-Integration oder was auch immer.
Michael Wirt:
Sie sprechen mit Ihren Produkten sowohl ISVs als auch Endkunden an – wie sind diese Bereiche verteilt?
Karlheinz Peter:
Im Moment liegt der Schwerpunkt ganz klar noch bei den Software-Häusern. Die bauen unsere Technologien in ihre Anwendungen ein und wir erreichen so einen hohen Multiplikatoreffekt. Es gibt aber inzwischen auch einige größere Endkunden, für die wir aktiv sind – vornehmlich gehobener Mittelstand, dem natürlich auch größere Einsparpotenziale winken als den typischen KMUs.
Was wir heute mit Software-Häusern machen (nämlich Plattformunabhängigkeit schaffen), scheint auch für die Endanwender immer interessanter zu werden. Wenn jemand seine Plattform verlässt, setzt er häufig neue Standardpakete ein, individuelle Lösungen werden damit nicht abgedeckt. Für diese Situation haben wir das Werkzeug Visual OOC entwickelt, mit dem sich Individualentwicklungen sehr kostengünstig übernehmen lassen.
Michael Wirt:
Wie ist der aktuelle Status der ISVs?
Karlheinz Peter:
Die erleben immer wieder, dass Kunden mit Abwanderung drohen. Nach dem Motto: Wir haben ja Eure Software, die gefällt uns auch ganz gut, aber unsere Geschäftsführung hat entschieden, das die neue Strategie „Windows-based“ heißt. Bei Mittelständlern kommt ein neuer IT-Leiter – da hört sich das dann ähnlich an. Meist haben die ISVs keine Windows-Lösung im Angebot. Da wir die vorhandene aber auf Windows migrieren können, haben sie die Möglichkeit, den AS/400- und iSeries-Kunden auch dann weiter zu betreuen, wenn er die Plattform verlässt. Es muss also niemand wegen eines Plattformwechsels seine Kunden verlieren.
PKS Software GmbH
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