Die Datenverarbeitung, bezogen auf alphanumerische Daten, ist in der augenblicklich erreichten Perfektion nur noch marginal zu verbessern. Der „Value add“ bzw. der „Value embedded“ ist gefragt, und so ist es nicht verwunderlich, dass man sich in den Unternehmen mit der IT-gestützten Annäherung von Daten und Sprache heute mehr denn je beschäftigt. Zwei der größten IT-Anbieter erläutern ihre Standpunkte und Visionen im Interview. Die Gesprächspartner sind Andreas Mattes, Mitglied des Bereichsvorstandes bei Siemens Information and Communication Networks und Martin Jetter, Managing Director for Siemens bei IBM.
Michael Wirt:
Welche Bedeutung messen Ihre mittelständischen Kunden der Konvergenz von Sprach- und Datenkommunikation bei?
Martin Jetter:
Die mittelständischen Unternehmen stehen in einem globalen Wettbewerb steigender Intensität. Die Einführung des Euro hat diesen im regionalen europäischen Umfeld weiter verstärkt. Die Sprach-/Datenkonvergenz wird von den Unternehmen zunehmend als Hebel zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsposition erkannt und eingesetzt werden.
Andreas Mattes:
Die Bedeutung bei den mittelständischen Kunden wächst in dem Maße, wie die Konvergenz ihnen Nutzen verspricht. Die Konvergenz muss helfen, den Unternehmen Geld zu sparen oder neues Geschäft zu generieren. Ganz aktuell verzeichnen wir eine deutlich gestiegene Nachfrage nach maßgeschneiderten HiPath-Kommunikationslösungen, die die Vorteile der Zusammenführung von Sprache und Daten sicherstellen.
Michael Wirt:
Was sind die Gründe die Unternehmen heute veranlassen, über IP-Konvergenzlösungen nachzudenken?
Andreas Mattes:
Ausgangspunkt jeder Investitionsentscheidung bei den Unternehmern ist die Frage: Was bringt es mir wirtschaftlich und rentiert sich meine Investition? Wenn diese Fragen positiv beantwortet werden, wird es für den Unternehmer interessant. Die Beratungsfirma Forrester Research hat zum Thema Konvergenz eine Studie durchgeführt und im Juni 2001 den Return on Investment in einem Modell dargestellt. Dieser Studie zufolge ist die schrittweise Umstellung auf eine konvergente IP-Lösung besonders kostengünstig und bietet die niedrigsten Betriebskosten. Und dies bei Beibehaltung aller Vorteile der „klassischen“ Telefonie und gleichzeitiger Nutzung der neuen Möglichkeiten der IP-Technologie. Ein weiteres wichtiges Entscheidungskriterium ist die Möglichkeit, neue Anwendungen einzusetzen, die die Prozesse vereinfachen und die Produktivität steigern.
Martin Jetter:
Schnelles und flexibles reagieren auf neue Anforderungen des Marktes und eine verstärkte Kundenorientierung bei gleichzeitig wachsendem Kostendruck stellen für die Unternehmen die wesentliche Herausforderung dar. Diese kann nur bestanden werden, wenn es gelingt, die eigenen Prozesse und die Ihnen unterliegenden IT-Infrastrukturen weiter zu integrieren bzw. zu optimieren. Die Konvergenz von Sprache und Daten wird zukünftig hierfür ein wesentlicher technologischer Baustein sein.
Michael Wirt:
Schon vor Jahren haben wir über CTI diskutiert. Wachsen jetzt Sprache und Daten endgültig zusammen?
Andreas Mattes:
CTI wurde schon in den 80er Jahren populär. Gegenüber modernen IP-Konvergenzarchitekturen war es jedoch relativ kompliziert, integrierte Systeme aufzurüsten. Demgegenüber verwenden wir heute eine neue Kommunikationstechnologie in den Unternehmen. Der neue Ansatz, den wir mit HiPath verfolgen, lautet: Voice – embedded, not only added. Das heißt: Sprachkommunikation kann mit jeder beliebigen Anwendung verknüpft werden. Dies geschieht über standardbasierte Schnittstellen im LAN/WAN: Dadurch werden ‚Out-of-the-box’-Anwendungen sprachfähig. Für die Unternehmen bedeutet das: einfachere Integration neuer Dienste, schnellere und günstigere Kommunikation und somit ein besserer ROI.
Martin Jetter:
Die heutigen Integrationsplattformen führen auf Basis weitgehender Standards und offener Schnittstellen multimediale Kommunikations- und Informationskanäle zusammen. Gleichzeitig ermöglichen Sie gegenüber dem Nutzer eine stärkere Personalisierung. Dies wird die Akzeptanz erhöhen und zu neuen Kommunikationsdienstleistungen führen und somit die Geschäftsmöglichkeiten der Unternehmen erweitern.
Michael Wirt:
Wie sieht Ihre Vision für die nächsten Jahre aus?
Andreas Mattes:
Die Kommunikationslösungen werden unabhängig von der zugrundeliegenden Infrastruktur sein. Die Kommunikation ist nicht an bestimmte Endgeräte gebunden und die Teilnehmer sind überall erreichbar. Außerdem ist die Kommunikation über Portale komplett in die Geschäftsprozesse integriert. Unsere Vision lautet: Intelligente, multimediale und Workflow-unterstützende Kommunikationslösungen werden die Produktivität signifikant steigern!