MIDRANGE 06/2019

3 06/2019 · MIDRANGE MAGAZIN michael.wirt@ midrange.de Rainer Huttenloher Chefredakteur ra ner.huttenloher@ D ie Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) macht es vor: Der GI-Vorstand hat beschlossen, die GI-Präsenz un- ter www.facebook.com/wir.sind.informatik z um 15. Mai zu beenden. Damit wird eine „Informationsquelle“ ge- kappt, über die sich Interessierte seit knapp 10 Jahren über Inhalte mit Bezug zur Informatik auf dem Laufenden halten konnten. Laut Aussage der GI folgte die Präsenz auf Facebook schon immer einer Abwägung der Vor- und Nachteile – seit jeher habe es innerhalb der GI Diskussionen über das Für und Wider gegeben. Bis vor Kurzem wurde es auch noch mehrheitlich so gesehen, dass die Vorteile der Präsenz die Nachteile wohl überwiegen, auch wenn sie schwer messbar waren. Doch das hat sich nun geändert: Negative Schlag- zeilen, die das Geschäftsgebaren von Facebook und vor allem dessen fahrlässigen Umgang mit Daten do- kumentieren, das Ausspionieren und die vermeintliche oder tatsächliche Beeinflussung der Nutzerinnen und Nutzer – all diese Aspekte haben dazu geführt, dass ein „Weiter so“ untragbar geworden sei. „Facebook trägt den Datenschutz als Lippenbekenntnis vor sich her, kann ihn aber nicht ernsthaft umsetzen, weil das dem Geschäftsmodell des Konzerns zuwiderlaufen würde. Hier ist keine Besserung in Sicht und ein Zuwarten also vergeblich“, so äußerte sich Alexander von Gernler, Vize- präsident der GI. „Deshalb haben wir uns entschieden, nicht mehr Teil dieses sozialen Netzwerks sein zu wol- len. Als Fachgesellschaft von verantwortungsbewussten Informatikerinnen und Informatikern können und wollen wir dieses Verhalten durch unsere Mitgliedschaft nicht weiter unterstützen.“ In der detaillierten Begründung verweist die GI darauf, dass man „Facebook als einen Feind des Datenschutzes“ sehe. Dies sei im Geschäftsmodell begründet, das auf dem Verkauf von Daten fußt. Zudem bedrohe Facebook sogar Demokratie und Marktwirtschaft. Die Vorgänge um Cambridge Analytica hätten die allgemeine Gefahr des Microtargeting über persönliche Daten – jenseits der be- kannten Produktwerbung – deutlich gemacht. Der Handel mit persönlichen Daten öffne jeder Art von systemati- scher Verhaltenssteuerung der Benutzer Tür und Tor. Dies unterminiere die Grundlagen unserer Demokratie. Aus meiner Sicht belegt diese Reaktion – die nicht von irgendwelchen „Spinnern und Verschwörungstheo- retikern“, sondern von gestandenen „Informatik-Profis“ getroffen wurde –, dass es auch für Unternehmen und die breite Öffentlichkeit besser wäre, sich zumindest mit die- ser Entscheidung auseinanderzusetzen. Meinen Respekt bekommt diese Entscheidung auf alle Fälle! Herzlichst, Ihr Rainer Huttenloher Signalwirkung erhofft! Brianajackson, iStockphoto.com EDITORIAL PS: Wer sich weitergehend dazu informieren möchte, sei auf die FAQ-Seite der GI verwiesen: www.gi.de/fb-faq

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