EAI war gestern. Heute befassen sich Unternehmen mit Business Process Management; damit integrieren sie nicht nur Geschäftsprozesse, sondern messen auch deren Performance. In den Prozessen liegt die Wettbewerbskraft der Unternehmen. Hier gewinnen oder verlieren sie, lautet einer der betriebswirtschaftlichen Kernsätze. „Daher kommt es entscheidend darauf an, mit einer ausbaufähigen, Geschäftsprozesse integrierenden Plattform eine Brücke zwischen der Geschäftsstrategie und der Informationstechnologie zu schlagen“, berichtet Michael Kühl, Systems Engineer bei Vitria Technology in München. Denn die IT soll dazu beitragen, die Geschäftsstrategie umzusetzen. „Eine derartige Integrationsplattform macht Prozesse schlanker und flexibler. Sie schafft damit die Strukturen, um Business-Prozesse zu überwachen, zu steuern und sie zu ändern, sollte dies der Markt oder eine neue Geschäftstrategie erfordern“, so Kühl.

Seinen Anfang nahm das Management von Geschäftsprozessen bei der Enterprise Application Integration, der unternehmensinternen Integration von Daten und Programmen. Beispielhaft dafür ist die Deutsche Leasing Gruppe in Bad Homburg, größter herstellerunabhängiger Leasing-Anbieter in Deutschland. Den Ausgangspunkt bildete dort die Verzahnung Host-basierender Legacy-Systeme mit modernen Java-Internet-Applikationen. Die Deutsche Leasing hatte zuvor 80 Prozent ihrer Applikationen individuell entwickelt und betreibt nach wie vor sehr viele auf dem Host. Die maßgeschneiderten Anwendungen verursachen beträchtliche Kosten und Zeitverluste bei Prozessänderungen oder neuen gesetzlichen Anforderungen.


Die Bausteine des Vitria IT-Frameworks

Von EAI zu Business Process Management

Das Integrationsprojekt der Deutschen Leasing fokussierte daher zunächst auf eine nahtlose Integration vorhandener und neuer ERP- und CRM-Systeme. In einem zweiten Schritt werden auf der mit Vitria:BusinessWare errichteten Software-Infrastruktur Geschäftsprozesse – wo nötig – neu designed, um diese besser steuern zu können. Die Software vereinfacht den Integrationsaufwand, beschleunigt die Implementierung von Lösungen und macht Geschäftsprozesse agiler.

„Änderungen in den Geschäftsprozessen lassen sich mit dem neuen Werkzeug rascher und kostengünstiger umsetzen. Sie müssen nun nur noch an einer Stelle und nicht in einer Vielzahl einzelner Applikationen vorgenommen werden. Dadurch kann die Deutsche Leasing schneller auf veränderte Marktgegebenheiten reagieren“, sagt Stephan Kasulke, Projektmanager bei der Deutschen Leasing.

Auch die UTA Telekom AG, einer der neuen Anbieter von Telekommunikations- und e-Business-Services in Österreich, nutzt zur Konsolidierung ihrer umfangreichen Applikationslandschaft die Integrationsplattform Vitria:BusinessWare. Ebenso wie bei vielen anderen Unternehmen ist auch hier die Schaffung der notwendigen Software-Infrastruktur lediglich der erste Schritt. Darauf aufbauend lassen sich Geschäftsprozesse wie die Auftragsbearbeitung, die Erstellung von Rechnungen oder die Durchführung von Marketing-Maßnahmen deutlich effizienter gestalten. Die Integration und die Synchronisation verteilter vorhandener Kundendaten stellt bei UTA einen zentralen Aspekt dar.
Die nächste Phase der Integration von Geschäftsprozessen – das Prozess- und Performance-Management – ist vielerorts gerade im Entstehen. Geschäftsprozesse sind die operativen Treiber für Umsätze, Gewinne und Verluste. Dies gilt für alle Branchen, unabhängig davon, ob ein Unternehmen Produkte herstellt oder Dienstleistungen anbietet. Wer wissen möchte, wie gut, wie schnell und wie teuer die Geschäftsprozesse seines Unternehmens tatsächlich sind, benötigt Leistungskennzahlen davon.


SCM-Lösung auf Basis von Vitria BusinessWare

Solche Kennziffern, wie sie vielerorts zurzeit entwickelt werden, bilden wichtige Indikatoren für die Leistungsstärke eines Unternehmens. Voraussetzung für die Nutzung solcher Key Performance Indicators (KPIs) sind genau definierte und in Integrationsplattformen modellierte Geschäftsprozesse, deren Abläufe die Basis zur Messung der notwendigen Werte bilden. Durch eine kontinuierliche, automatische Überwachung der ablaufenden Prozesse lassen sich die ermittelten Werte als Frühwarn-Indikatoren nutzen. Sie liefern dann eine Entscheidungsgrundlage für steuernde Eingriffe in die Prozesse.

Dauerhafte Effekte bei der Optimierung von Geschäftsprozessen stellen sich nur dann ein, wenn ein ständiges Monitoring stattfindet. Dies ist einer der wichtigsten Trends beim Business Process Management.

Die Überwachung der Wertschöpfungskette mit Hilfe von Kennzahlen bildet daher die Grundlage einer permanenten Transparenz und Trendverfolgung. Bei Abweichungen vom Sollwert (gemessen mit KPIs) ermöglicht das Process Performance Management ein frühzeitiges und aktives Gegensteuern. Im Supply Chain Management eines Automobilbauers sind dies etwa Kennzahlen für die Einhaltung der zugesagten Liefertermine von Fahrzeugen, die Lagerhaltung oder der Materialverbrauch.

Fachautor: Jürgen Wasem-Gutensohn