User haben nervöse Finger und durchschnittlich acht Sekunden Geduld. Ist die Website dann nicht geladen, wird gnadenlos weggeklickt. Andere müssen deutlich mehr Muße beweisen, bis die gewünschten Infos zugänglich sind: Sie surfen mit Hilfe von Speech Browsern und Braille-Zeile durch den Dschungel der Hyperlinks. Dass Sehbehinderten trotz moderner Hilfsmittel der Zugang zu vielen Infos verwehrt bleibt, liegt schlicht am wenig durchdachten Aufbau der Seiten. Schwer verständliche Texte, animierter Firlefanz und komplizierte Wegführung sind Schranken, an denen nicht nur Blinde, sondern rund 20 Prozent aller Internet-User regelmäßig scheitern.
Zugang für alle
Das Gleichstellungsgesetz ist verabschiedet, die Öffentliche Hand muss es bereits tun, die Unternehmen sollten es tun – nämlich: ihr Webangebot barrierefrei gestalten. Java Script und Bilder sind Schranken für Sehbehinderte; nur via Maus benutzbare Sites schließen Menschen mit bestimmten Körperbehinderungen aus; an schwer verständlichen Texten scheitern selbst kerngesunde Menschen. Barrieren im Web sind uns allen bekannt – mitunter reicht schon ein fehlendes Plug-In: Grad war man noch „drin“, jetzt ist man „draußen“…
Hilfsmittel haben Grenzen
Stark sehbehinderte oder blinde User nutzen eine Braille-Zeile, auf der Informationen in Blinden- oder Punktschrift konvertiert werden. Kleine Metallstifte heben und senken sich, machen Buchstaben in Blindenschrift fühlbar. 40 bis 80 Zeichen passen auf das schmale Hilfsmittel, das vor der PC-Tastatur liegt. Auch eine Sprachausgabe ist möglich, meist kommen beide Technologien kombiniert zum Einsatz. Andere User nutzen Vergrößerungsprogramme, um Textbausteine in Großformat lesen zu können.
Screen Reader sind Bildschirmausgabeprogramme, die alle Informationen so aufbereiten, dass sie in Sprachausgabe, Großschrift und/oder Braille-Zeile umgesetzt werden können. Mit ihrer Hilfe werden grafische Benutzeroberflächen auch von Sehbehinderten „überblickt“, können Informationen aufgenommen und Programme genutzt werden. Screen Reader haben exakt dieselbe Funktionsweise wie Suchmaschinen. Wer also SR-freundlich programmiert, wird im Web nicht nur von allen verstanden, sondern auch von allen gefunden.
Freiheit im Web
Grundsätzlich gilt: Je mehr Java Script, Flash-Anteile, Animationen oder Layout-Tabellen eine Seite enthält, desto mehr Barrieren drohen. Das gilt für behinderte Nutzer ebenso wie für Besitzer älterer Rechner oder User nicht topaktueller Software. Wer die oben genannten Techniken unbedingt nutzen will, sollte zumindest an Alternativen denken. DHTML ist zum Beispiel für Screen Reader gar nicht zugänglich, auch Frames bergen Zugangsprobleme.
Der aktuelle W3C-Standard (World Wide Web Consortium) HTML 4, stellt einen breit gefächerten Zugang sicher. Alle Sites, die auf dieser Programmiersprache basieren, sind ab- und aufwärtskompatibel und können von alten wie neuen Browsern dargestellt werden. Auch der Zugang mit alternativen Ausgabegeräten ist so sichergestellt.
Kleines Web 1×1
Damit Web-Informationen auch für Sehbehinderte zugänglich sind, sollten u. a. folgende Regeln beachtet werden:
Und noch etwas: „Keep it simpel and stupid.“ Wer auf verspielte Technologien verzichtet, senkt auch seine Betriebskosten – im Bereich Anpassung, Nutzersupport und Bandbreite.
Nützliche Links:
www.bik-online.info
Werkzeuge zur Validierung und Simulation
http://lynx.browser.org
http://www.snv.jussieu.fr/inova/bs4/uk
http://www.freedomscientific.com
http://www-3.ibm.com/able/hpr.html
http://bobby.watchfire.com
http://validator.w3.org/
http://www.cast.org/bobby/