Big Blue’s neue Midrange Server kommen unter dem Namen eServer i5 auf den Markt. Das Betriebssystem heißt nicht mehr OS/400 sondern i5/OS, als erstes Mitglied der
eServer-Familie integriert die i5 die hochleistungsfähigen Mikroprozessoren. „We are first“ freuen sich die Vertriebsverantwortlichen – und das gilt nicht nur für die Prozessorpower.
Die neuen Mittelstandsmaschinen bringen auch die eben erst von IBM angekündigte Virtualization Engine mit. Die KMU bekommen also künftig Mainframe?Funktionalität frei Haus geliefert – und das zu rekordverdächtigen Preisen. Über dem i5-Announcement schwebt nämlich nicht nur der on Demand-Gedanke der IBM sondern auch die Chance für den Mittelstand, Kosten und Komplexität der IT deutlich zu verringern. Aggressiv will IBM unter anderem das Thema „Editions“ angehen: Bei der Anschaffung von i5/OS in Kombination mit IBM Middleware winke ebenfalls ein deutlich besseres Preis-/Leistungsverhältnis.
iSeries versus Mai-Series
Am 3. Mai hat IBM in einem internationalen Rundumschlag die iSeries in
eServer i5 umgetauft und auch gleich neue Maschinen vorgestellt. Das Modell 520 zielt auf das Marktsegment kleinerer und mittlerer Unternehmen ab, die bisher Zielgruppe der iSeries-Modelle i800 und i810 waren. Der „gehobene Mittelstand“, also klassische i825-, i870- und i890-Kandidaten, sieht sich künftig mit dem eServer i5 Modell 570 konfrontiert.
Ab 11. Juni sollen das eServer i5 Modell 520 (1- bis 2-Wege) und die 570er Maschinen (1- bis 4-Wege) verfügbar sein. Das Betriebssystem i5/OS ist bei der Auslieferung der Server bereits vorinstalliert und sofort einsatzbereit. Es enthält laut IBM auch eine Software?Basisausstattung für Unternehmen, darunter die standardisierte IBM Datenbank DB2 UDB und WebSphere Express, eine skalierbare Transaktionslösung für e?business-Anwendungen.
Schnell und günstig
Mit besonders günstigen Preisen spezieller Express-Editionen will IBM kleine und mittlere (Neu)Kunden von ihren Integrationsmaschinen überzeugen. Die eServer i5 Modell 520 kommt in drei verschiedenen Express-Varianten auf den Markt: Mit 500/30 CPW und 1 GB Memory, einem 30 GB QIC Tape, DVD ROM, Twinax Adapter und 10k rpm 35 resp. 15k rpm 35 GB Disk, letztere plus WebSphere Development Server und iSeries-Access; die dritte Variante ist eine 1000/60 CPW-Maschine, die mit 2 GB Memory, 15k rpm 35 GB Disk, einem 30 GB QIC Tape, DVD ROM, Twinax Adapter, WDS & iSeries Access und P10 SWMA geliefert wird. Die Maschinen bieten in der Express-Version Einsparpotenziale von bis zu 38 Prozent im Vergleich zum bisherigen iSeries-Listenpreis. Die kleinste Express-520 wird laut Andreas Heincke, Senior Consultant iSeries Central Region, in Deutschland für unter 20.000 Euro verkauft werden – Betriebssystem und Datenbank inklusive.
Kostenreduktion und Flexibilität sind denn auch die Kernargumente, mit denen IBM den Markt überzeugen will. Mit bis zu vier POWER5 Mikroprozessoren kann der IBM eServer i5 mehrere Betriebssysteme integrieren und simultan ausführen. Das System unterstützt sowohl i5/OS als auch Windows (via integrierter xSeries), Linux und AIX 5L. Das IBM-eigene Unix-Betriebssystem läuft gar gleichzeitig neben i5/OS, UNIX-Anwendungen können also auf dem System konsolidiert und verwaltet werden.
Zusätzlich sind Unternehmen nun in der Lage, ihre IT-Infrastruktur durch einen integrierten xSeries Server mit Intel-Prozessor zu vereinfachen, auf dem künftig auch Linux läuft. Durch das gemeinsame Management ihrer Windows- und Linux-Server mit den integrierten Storage?, Sicherheits- und Backup-Komponenten sollen die Kunden ihre Infrastruktur- und Server-Kosten weiter reduzieren können.
Verbesserte Virtualisierung
Mit der Virtualization Engine implementiert IBM erstmals die Technologien auf der eServer i5, die zu der hohen Auslastungsrate (etwa 80 Prozent) bei Mainframe?Systemen beigetragen haben. Zum Vergleich: In UNIX- und Windows-Umgebungen liegt die Auslastungsrate bei nur rund 15 Prozent.
Wichtige Bestandteile der Virtualization Engine sind Technologien zur „Mikro-Partitionierung“. Wie auf dem Mainframe können Kunden nun auch auf UNIX und anderen Systemen bis zu 10 virtuelle Server pro Prozessor betreiben. Ein 4-Prozessor-Lösung kann so in bis zu „40-Wege“ partitioniert werden – bei gleichzeitigem Einsatz unterschiedlicher Betriebssysteme und Betriebssystem-Versionen.
Die in die eServer i5 ab Werk integrierte Virtualization Engine erweitert und verbessert also das Spektrum der bereits bekannten Virtualisierungstechnologien, darunter LPAR und Virtual Storage. Die Technologie wirke sich auf die Leistung des Systems deutlich positiv aus, so IBM, besonders wenn mehrere verschiedene Betriebssysteme gleichzeitig ausgeführt werden.
Virtualization Engine
500 Millionen-Dollar Commitment
Nach eigenen Angaben hat IBM innerhalb von zwei Jahren rund 500 Millionen Dollar in die Entwicklung der neuen Systeme gesteckt. In den eServer i5 Servern kommt der fortschrittlichste 64-bit Chip der IT-Industrie zum Einsatz. POWER5 weist 276 Millionen Transistoren pro Prozessor auf und wird auf Basis von 0,13 micron Kupfer- und SOI- (Silicon-On-Insulator)-Technologien hergestellt. Der neue Chip ermöglicht Multiprocessing und simultanes Multithreading (SMT), das einen einzelnen Prozessorkern in zwei logische Prozessoren unterteilt – so, wie sie von den Betriebssystemen und der Anwendungssoftware gesehen werden. Da POWER5 zwei Prozessorkerne aufweist, kann er via SMT vier Anwendungsschritte gleichzeitig abarbeiten. Das reduziert laut IBM die Zeit, die zur Erfüllung von Rechenaufgaben benötigt wird, „beträchtlich“.
Server mit „Reservetank“
Der eServer i5 Modell 570 verfügt über Funktionalitäten, in deren Genuß mittelgroße Unternehmen bisher nicht kamen. Das System ist mit Reserve Capacity on Demand, On/Off Capacity on Demand und Memory Capacity on Demand ausgestattet. Mit der neuen Reserve CoD können Unternehmen im Voraus einen „Reservetank“ an Prozessorleistung kaufen, der vom System automatisch zugeschaltet wird, wenn die Server mehr Kapazität benötigen. Mit On/Off Capacity on Demand ist POWER5 Prozessorleistung zu- und wieder abschaltbar, bezahlt wird nur entsprechend der tatsächlich genutzten Leistung. Petra Laißle, Manager iSeries Unit, wertet das neue Announcement als „klares Bekenntnis zur Unterstützung unserer Kunden in der on Demand Welt.“
Modell-Migration von iSeries zu i5
Die Schwestern rücken zusammen
Mit dem neuen Announcement nähern sich die IBM eServer pSeries und die Ex-iSeries weiter an: Künftig gilt das gleiche Pricing für gleiche Hardware – sprich Speicher, Platten und Prozessoraktivierung. Die Zielgruppen der pSeries- (Branchenkenner gehen davon aus, dass auch hier ein Re?Naming in p5 folgt) und i5-Vertriebsaktivitäten bleiben dennoch klar getrennt. pSeries-Kandidaten werden weiterhin mit Hochleistung für Unix und Linux-Applikationen umworben, im Mittelpunkt der i5-Aktivitäten steht auch künftig die Integration und mit ihr maximale Flexibilität in Sachen Betriebssystem und Leistung.
M.W.