Wer weiß, dass er nichts weiß, braucht nach Anbietermeinung dringend eine Software, die ihn cleverer macht. Eine, die relevante Geschäftsinformationen analysiert und dem Entscheider Ergebnisse oder Ereignisse inzwischen oft sogar nachträgt: In die e-Mailbox, auf den PDA oder das Mobiltelefon. Ein optimales BI-Umfeld bedarf guter Vorarbeit und nicht ganz unwesentlicher Investitionen. Die Vorhersagen für die BI-Anbieter könnten nicht besser sein. Nach nur zweiprozentigem Wachstum des gesamteuropäischen Marktes in 2001 soll die Growth-Rate in 2006 satte 19 Prozent betragen. 1,2 Milliarden US-Dollar wurden im vergangenen Jahr in Westeuropa in Business Intelligence Tools investiert, im Vergleich zu 2000 war der Zuwachs damit eher gering. Nur 1,8 Prozent konnten erreicht werden – nach fast schwindelerregenden 17,1 Prozent Plus im vorangegangenen Vergleichszeitraum. Laut IDC (International Data Corporation) soll sich der Markt aber schon im zweiten Halbjahr 2002 deutlich erholen.

Argumente pro BI gibt es viele: Stark umkämpfte Marktplätze, steigende Kundenanforderungen als auch die zunehmende Geschwindigkeit des Geschäfts und des technologischen Wandels sind zu echten Herausforderungen geworden. Es gilt, Informationen besser und schneller zu nutzen – und zwar über Branchengrenzen hinweg.

Was ist eigentlich…?

Der Begriff Business Intelligence und das dazugehörige Konzept wurde Anfang der 90er Jahre durch die Auguren der Gartner Group geprägt. Er ist Modewort und Schreckgespenst zugleich: Jeder nutzt ihn, nur wenige können aber ad hoc erklären, wofür der Begriff wirklich steht: Er beschreibt simpel die Access- und Analysemöglichkeiten der User auf die im Unternehmen gespeicherten Daten und Informationen.

Auch im weiteren Umfeld von BI gibt es Erklärungsbedarf: Was ein Data Warehouse ist, kann man gerade noch ableiten, schwieriger wird es da schon bei Data Marts, die nichts anderes sind, als „kleine“ Datenlager: Deren „Verantwortung“ beschränkt sich auf Unternehmensteile wie Produktsparten oder Abteilungen und umfasst nicht die gesamte Datenbasis einer Organisation.

Den Begriff Data Mining hat die Gartner Group selbst ganz verständlich erklärt, als den „Prozess des Entdeckens bedeutsamer neuer Zusammenhänge, Muster und Trends durch die Analyse großer Datensätze mittels Mustererkennung sowie statistischer und mathematischer Verfahren.“ BI-Applikationen sind Anwendungen, mit denen die Extraktion, die Transformation und das Laden von Daten in Data Warehouses und Data Marts vereinfacht werden soll. Viele dieser Applikationen enthalten auch Werkzeuge, um Auswertungen dieser „Datenlager“ vorzunehmen.

ETL (Extraction, Transformation and Loading) ist der Begriff für den selektiven Zugriff auf Daten in Kombination mit Transformationen und mathematischen Verknüpfungen. ETL-Prozesse ermöglichen den Datenaustausch zwischen Datenbanken und die Befüllung von Data Warehouses und Data Marts. Im Mittelpunkt steht dabei eine zentrale Verwaltung und Steuerung dieser Prozesse.

Projektschreck Datenqualität

Viele Anwender berichten bei der Einführung einer BI-Lösung von eigentlich akzeptablen Implementierungszeiten. Wenn – ja wenn da nicht das Problem mit der Datenqualität wäre. Wie tauglich die Datenflut im Unternehmen für das Stillen des Informationshungers wirklich ist, stellt sich erst während der Projekte heraus. Dann, wenn die Berichte nicht aussagekräftig, die Ergebnisse nicht stimmig sind.

Der Plausibilitätscheck bringt Eingabe- und Dokumentationsfehler an den Tag. In den meisten Fällen ist zunächst eine Qualitätsverbesserung der Datenbasis und damit ein Suchen der Fehlerquellen erforderlich – und die kostet Zeit. Leere Datenfelder müssen befüllt werden, Redundanzen ausgeschaltet, Schnittstellenfehler behoben. In dieser Phase kämpfen die Projektbeteiligten denn auch eher mit organisatorischen und menschlichen Problemen, denn mit Programmiersorgen. So mancher BI-Spezialist bietet neben klassischer EDV-Beratung auch Unterstützung in den Segmenten Organisations- und Sozial-Consulting an.

Wieso, weshalb, warum?

Business Intelligence-Lösungen helfen, strategisch kluge Entscheidungen zu treffen. Wer weiß, welche Faktoren sein Geschäft wie beeinflussen, kann eben schneller reagieren. Die Bedürfnisse der Anwender im Unternehmen sind dabei unterschiedlich, nicht jeder soll und darf über alles informiert sein. Dass die wichtigen Informationen auch den richtigen Adressaten erreichen – und zwar zeitnah und auf schnellstem Wege – ist ein K.O.-Kriterium bei der Auswahl einer passenden Lösung.

Hol- und -Bringschuld

Zeitkritische Informationen können mit modernen Systemen automatisch an alle relevanten Entscheider übermittelt werden. So sind Risiken zu minimieren und geschäftliche Chancen früh erkenn- und schneller nutzbar. Nach zuvor festgelegten Kriterien informiert z.B. Cognos NoticeCast über das Eintreten wichtiger und/oder geschäftskritischer Ereignisse. Für Entscheider relevante Ereignisse sind zum Beispiel die Verfügbarkeit von Berichten, Änderungen in den Leistungskennzahlen des Unternehmens oder Ereignisse im operativen Bereich.

Die Lösung sendet die Benachrichtigung und die geschäftlichen Infos automatisch per e-Mail an den Desktop oder an drahtlose Endgeräte wie PDAs und Mobiltelefone der Adressaten. Jeder kann selbst festlegen, welche Informationen ihn wann und in welcher Form erreichen, welche Inhalte der Benachrichtigung beigefügt und welche weiteren Adressaten zu informieren sind. Geschäftsdaten müssen nicht mehr eigenhändig abgerufen werden, man bekommt sie automatisch übermittelt – echtzeitnah und an jeden Ort der Welt. Hol- und Bringschuld werden neu definiert – Intelligentes Business eben.

Willkommen im Data Warehouse

Informationen nicht nur zu sichten, sondern zu analysieren, ist wichtiger Prozess im Unternehmensgeschehen. Wer in BI und Data Warehouses investiert, kann künftig gar analysieren lassen. Die Gelder für gute Lösungen sind clever angelegt und amortisieren sich meist schnell. Wird im Krankenhaus vergessen, das Geburtsgewicht eines Frühchens zu dokumentieren, kommt das Erlösausfällen von rund 50.000 Euro gleich. Dafür gibt es am Markt auch schon Grundgerüste für cleveres Krankenhausberichtswesen – nach oben sind die Investitionsmöglichkeiten allerdings offen.

Survival-Kit

Wer weiß, dass er nichts weiß, muss nicht Sokrates heißen, um Hilfe zu finden. Die nämlich gibt es in unserer Marktübersicht. Dass Wissen Macht ist, spielt hier eine geringere Rolle als der Umstand, dass Wissen das Überleben sichert. Das von ganzen Unternehmen und manchmal auch schlicht den eigenen Job. Apropos Überleben: So manche Klinik nutzt ihre Analyseergebnisse auch schon für das Web-Marketing. Legt Mortalitätsraten je Krankheitsbild offen – und stellt damit ihre Qualität unter Beweis. Eine fast makabre Seite der vielfältigen Berichtsmöglichkeiten, wie ich finde – aber wahrscheinlich publikumswirksam.