Das Internet verändert die Welt – auch die Anwendungswelt. Unabhängig vom zwischenzeitlichen Niedergang der Dot.Com-Economy mehren sich die Anzeichen, dass e-Business-Funktionen im zweiten Halbjahr des laufenden Jahres doch zu einer der treibenden Investitionsmotive in der Informationswirtschaft werden. Dabei sind jedoch weniger – dies ist eine Lehre aus den Erfahrungen der zurückliegenden 24 Monate –die Großprojekte „auf der grünen Wiese“ angestrebt und vom strenger werdenden Controlling genehmigt. Angesagt ist vielmehr eine schrittweise verlaufende Modifikation bestehender Unternehmenslösungen durch webbasierte Mehrwertdienste und Lösungen. Der vollmundige Ansatz des Jahres 2000 – e-Business verlange völlig neue Lösungsansätze in den Unternehmen – stimmt in dieser grundsätzlichen Form nicht. Vielmehr werden die bewährten Geschäftsprozesse nach wie vor optimal durch die bestehenden Anwendungen erfüllt. Neue Herausforderungen im Management unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse im Zug zu mehr Transparenz der Unternehmensabläufe nicht nur intern, sondern auch extern gegenüber Partnern und der stärker werdende Trend zum Outsourcing von Geschäftsbereichen (zum Beispiel in der Logistik) verlangen nach Erweiterungen. Dabei spielen der schnelle Projekterfolg, der kurzfristige ROI bei der Genehmigung von Investitionen die dominante Rolle.
Auch die mittelstandsorientierten Lösungsangebote auf der IBM iSeries stehen unter diesem Modernisierungszwang. Der Mittelstand ist an Lösungsansätzen interessiert, die Partnernetzwerke mit Kunden und Lieferanten unterstützen. Er ist längst, wenn auch nicht global, so doch sicher weltweit mit lokalen Niederlassungen aufgestellt. Für mittelständische Unternehmen hat die Konzentration auf Kernkompetenzen die Konsequenz, Teilaufgaben an Outsourcing-Partner auszulagern. Dennoch aber sollen die Geschäftsprozesse weiterhin einheitlich, integriert und durchgängig abgebildet werden können. Das Internet bietet dazu eine hervorragende Kommunikationsplattform.
WebSphere
Mit WebSphere hat IBM für die iSeries ein Paket an Tools zur Entwicklung und Nutzung webbasierter Anwendungen bereitgestellt, das sich sehr gut zur Modernisierung bestehender Unternehmenslösungen eignet. Zusammen mit den bekannten Vorteilen der iSeries – nämlich hohe Integration der Systemkomponenten, Verfügbarkeit und günstige Cost of Ownership – hat WebSphere das Zeug, einen neuen Lebenszyklus für bestehende RPG- und Cobol-Anwendungen auf dem Midrange-System einzuläuten.
Zwei dieser Tools – WebFacing und Net.Data – sind hervorragend geeignet, eine schrittweise Modernisierung der Anwendungen auf der iSeries zu erreichen und gleichzeitig neue Mehrwertdienste und Lösungen für das Web zu entwickeln. Die GUS Group hat hier in den zurückliegenden Monaten erhebliches Know-how aufgebaut. Zahlreiche erfolgreiche Projekte mit Kunden aus dem öffentlichen Dienst ebenso wie in Handel und Industrie haben die Praxiseignung der Tools bewiesen. Beide Tools sind darüber hinaus (abhängig von der Lizenzvereinbarung) Bestandteil des Lieferumfangs von OS/400 und damit praktisch kostenlos. Angesichts knapper Kassen ein weiterer Grund, sich mit diesen Werkzeugen näher zu befassen.
Net.Data
Net.Data ist eine Scriptsprache, die Webanwendungen mit HTML-basierter Oberfläche – also browserfähig – erzeugt. Lösungen dieser Art eigenen sich sowohl für den Einsatz im Intranet (geschulte Mitarbeiter), im Extranet (Partner außerhalb des Unternehmens) und im Internet (ungeschulte, unbekannte Anwender).
Mit dieser Scriptsprache können klassische HTML-Statements zur Gestaltung von Oberflächen ebenso eingebunden werden wie SQL-Abfragen für die Präsentation und Speicherung der Informationen, wobei der direkte, geschützte Zugriff auf die DB2400-Tabellen der iSeries-Anwendungen unterstützt wird. Damit ist ein einfacher Pfad geebnet, um zusätzliche Auskunfts- und Erfassungsmasken für bestehende Lösungen im Web zu entwickeln.
Abfragen und Logiken (zum Beispiel Plausibilitätsprüfungen) können ebenso editiert werden. Zusätzlich sind für komplexere Transaktionen Calls zu bestehenden iSeries-Programmen möglich. Zusätzliche Sicherheit bietet hier die Einbindung von „Stored Procedures“, die aus der Datenbank heraus Programme aufrufen. Dadurch werden unerlaubte Zugriffe auf iSeries-Anwendungen über das Web weitgehend verhindert.
Die GUS Group hat im Rahmen von Kundenprojekten eine Reihe von Portal- und Monitoring-Anwendungen mit Hilfe von Net.Data entwickelt, die – abgesichert durch einen Security Layer zwischen Internet, Webserver und Anwendungsserver – sichere Webanwendungen auf der Basis von iSeries-Lösungen eröffnen.
„Online tanken“: Für die Südgas GmbH, Tochtergesellschaft des Mineralölkonzerns Total/Fina/Elf wurde ein Kundenportal entwickelt, das den Kunden über das Web eine Übersicht über die aktuellen Zählerstände der jeweiligen Gastanks ermöglicht, Bestellfunktionen und Lieferterminvereinbarungen beinhaltet und eine Service-Hotline einbezieht.
Wunschkennzeichen: Für den Kreis Heinsberg und die Stadt Aachen wurde ein Webauftritt entwickelt, in dem Kfz-Halter ein Kfz-Kennzeichen nach Wunsch bestellen können. Online wird geprüft, ob die gewünschte Kombination plausibel oder verfügbar ist und dann im positiven Fall bestätigt werden kann.
Management-Informationen: Für einen Süßwarenhersteller wurde ein Management-Informations-System entwickelt, das im Intranet (unternehmensinternes Netz) im Browser aktuelle Unternehmensinformationen wie Deckungsbeitragsrechnungen darstellt.
Außendienst-Lösung: Für einen weiteren Süßwarenhersteller wurde eine Außendienstanwendung entwickelt, die es dem Mitarbeiter über einen Internet-Zugang vom Laptop aus ermöglicht, sofort die aktuellen Informationen zur jeweiligen Kundensituation abzufragen und zusätzlich Aufträge zu erfassen. Abgebildet wurden dabei komplexeste Orga-Strukturen der Kundenorganisationen (Handel) sowie eine dreistufige Artikelhierarchie.
Lieferantenportal: Für TX Logistik wurde ein Lieferantenportal für das Streckengeschäft im e-Commerce errichtet. Dabei werden Produkte über einen Shop angeboten und vertrieben. Die Lieferaufträge werden je nach Kooperationsform entweder direkt an den Logistikdienstleister zur Kommissionierung und zum Versand weitergeleitet oder aber direkt an den Hersteller übermittelt, der das weitere Fulfillment übernimmt.
Die dargestellten Beispiele zeigen, welcher Variantenreichtum in der Entwicklung von webbasierenden Lösungen mit Net.Data liegt. Entscheidend ist, dass die hierbei zugrundeliegenden Unternehmenslösungen auf der iSeries nicht modifiziert werden mussten. Die hier beschriebenen Weblösungen sind jeweils auf einem Webserver angesiedelt, der über eine Firewall auf die Anwendungsdaten der iSeries zugreift. Damit ist ein weitgehender Sicherheitslevel hergestellt.
Neben Standardportalen (für Außendienst, Kunden, Lieferanten, Management) bietet die GUS Group Schulungen zur Anwendungsmodernisierung mit Hilfe von Net.Data an. Die Erfahrungen zeigen, dass bereits nach zwei Tagen erste Portalanwendungen mit voller Integration zu den Unternehmenslösungen möglich sind. Sicherheitsberatung und der GUS Security Layer 2.0 runden dieses Angebot ab.
WebFacing
WebFacing ist ein Konvertierungstool, mit dem klassische Green Screen-Oberflächen in Browser-Oberflächen umgewandelt werden. Im Unterschied zu den heute üblichen Screen Scrapers, die eine Windows-ähnliche grafische Benutzeroberfläche erzeugen, ist keine Installation auf den Clients nötig, da die Umstellung einmalig erfolgt. Mit WebFacing können traditionelle Anwendungen innerhalb kürzester Zeit browserfähig modernisiert und damit für den dezentralen Einsatz genutzt werden.
WebFacing analysiert die existierende DDS einer RPG- oder Cobol-Anwendung und generiert daraus Java-Komponenten zur Darstellung im Browser. Die Komponenten werden auf den WebSphere-Host (iSeries oder PC) übertragen und stehen somit zentral auf dem Server zur Verfügung. Vorgefertigte Templates können weiter individuell modifiziert werden. Die Möglichkeit, bestimmte Maskeninhalte auszublenden, ist ebenfalls gegeben.
Dabei kann auch nach der Umstellung von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz entschieden werden, ob die klassische 5250-Oberfläche (mit oder ohne GUI) oder aber die neue Browser-Oberfläche eingesetzt wird. Drop-Down-Menüs und Schaltflächen erleichtern die Navigation mit der Maus.
Entscheidend ist auch hier, dass der bestehende Code nicht verändert werden muss. Bei der Umstellung des von der GUS Group entwickelten ERP-Systems Charisma zeigte sich, dass die Anwendung mit rund 5.000 Bildschirmformaten, etwa 1.800 Programmen und 300 Tabellen in kurzer Zeit (weniger als drei Monaten) umgestellt und praxistauglich eingesetzt werden konnte.
Dabei hat das Softwarehaus in engem Kontakt mit dem IBM Entwicklungslabor in Toronto die Eignung des WebFacing-Tools für den deutschen Markt vorangetrieben. So werden inzwischen Umlaute, Kommastellen statt Punkt etc. unterstützt.
Die GUS Group bietet hier Beratung bei der Einsatzplanung, Konfiguration und Performance-Messung sowie bei der Software-Evaluierung an und führt auch Umstellungsprojekte für Drittanwendungen durch.
Insgesamt zeigt sich, dass die Anwendungsmodernisierung mit Net.Data und WebFacing greift; die Lösungen lassen sich nicht nur funktional sauber erweitern. Die Darstellung in einer einheitlichen Browser-Oberfläche und die Bereitstellung von Lösungen über das Web erweitern die Nutzungsmöglichkeiten bestehender iSeries-Anwendungen signifikant. e-Business ist evolutionär.
GUS Group AG & Co. KG
D–50968 Köln
Telefon: (+49) 0221/37659-0
www.gus-group.com