Für das 1. Quartal 2005 ist die Veröffentlichung von Lotus Notes und Domino in der Version 7 angekündigt. Das darauf folgende Release Nummer 8 befindet sich bereits in der Entwicklung. Uffe Soerensen, Lotus Technology Group Executive, sprach mit Thomas Seibold über die Funktionalitäten des Workplace Client in der kommenden Version 7 im speziellen und die Highlights der Version 8 im allgemeinen. Thomas Seibold: Die optische Gestaltung des Workplace-Clients wurde im Gegensatz zu Lotus Notes ganz offensichtlich an den „Look and Feel“-Standard angelehnt, den die User bereits von ihren Heim-PCs kennen. Was sind die Hauptgründe für diese Veränderung?

Uffe Soerensen: Hier führen wir einige Aspekte zusammen. Zum einen sind wir natürlich bemüht, unsere Marktanteile und damit die Anzahl der User im Bereich e-Mail, Kalenderfunktionen sowie Instant Messaging zu vergrößern. Zum anderen erhöhen wir damit den technischen „Druck“, um die Integration von Geschäftsapplikationen zu beschleunigen. Wenn wir auf die installierte Basis von Notes und Domino blicken, sehen wir, dass wir sicher mehr als 100 Mio. Clients weltweit haben, die diese Programme benutzen. IBM ist natürlich daran interessiert, diese Zahl zu erhöhen. Dafür machen wir einiges, um das zu erreichen: Der Notes-Client und Domino-Server wird kontinuierlich entwickelt und verbessert, um neue Funktionen, eine höhere Skalierbarkeit sowie eine bessere Performance zu erreichen.

Das Letzte, was wir am Release von Notes 6.5.1 taten, war die Integration von Realtime-Funktionalitäten wie Instant Messaging und Chat. Wenn Sie nun diesen Notes-Client mit einem Domino-Server und seinen Kalender-Funktionen und einem Sametime-Server verbinden, erhalten Sie auf einen Schlag alle Instant Messaging-Funktionalitäten im Client. Wir erhöhen dadurch die Möglichkeiten des Notes-Client für alle Anwender und machen die Software damit attraktiver.

In Domino 6.5.2 und folgenden Versionen werden wir die Outlook-Enterprise-Edition neben dem Notes-Client unterstützen. Wir bieten den Usern die Möglichkeit, den Outlook-Client weiterhin zu benützen und ermöglichen dadurch Unternehmen, eine möglichst optimale IT-Infrastruktur aufzubauen. Sie können Domino 6.5.2 auf einer iSeries laufen lassen und verfügen dadurch über mehr Messaging-Möglichkeiten als mit MS Exchange. Das ist unser Weg, um die Zahl der User zu erhöhen.

Thomas Seibold: Eines der Hauptmerkmale der neuen Version von Workplace ist das direkte Arbeiten mit MS-Office-Dokumenten, was im Notes-Client in dieser Form noch nicht möglich ist. Wie sieht die Weiterentwicklung in Richtung eines „reinen“ Notes-Clients aus?

Uffe Soerensen: Sehen wir uns zunächst Release 7 von Notes an: Diese Version bietet uns die zusätzlichen Möglichkeiten, die uns unser Realtime/Sametime-Client bietet. Dort finden sich umfassende Funktionalitäten für Instant Messaging und Meetings usw. Version 7 ist weiterhin das erste Release, das als eine Art Plugin in der Workplace-Technologie funktioniert. Das ermöglicht es z.B. Notes-Anwendungen, sowohl unter Linux auf einem Desktop zu laufen als auch unter Windows. Notes Release 8, welches etwa 2006 auf den Markt kommen wird, ist das erste „Hybrid-Release“, in dem Notes die Workplace Client-Technologie nutzt. Es ist dann immer noch Notes, mit dem gewohnten „Look and Feel“, aber nun können alle Workplace-Funktionalitäten direkt im Notes-Client genutzt werden.

Ein Teil davon ist, dass wir die Domino-Fähigkeiten erweitert haben und dass Domino-Applikationen von Portal-Implementierungen wie WebSphere Portal Server bedient werden können. Das ist alles bereits in Domino 6.5.1 und WebSphere Portal Server 5.0.2 enthalten. Mit diesen Servern ist ein Browser-basierender Zugriff auf Geschäftsapplikationen möglich.

Mit der Auslieferung des „hybriden“ Notes Release 8 (welches die Rich Client-Technologie enthält) wird die Funktionalität des Portal Server unterstützt und damit die Applikationen sowie das User Interface des Kunden auf dieser Basis erweitert. Applikationen können dadurch unter anderem Client-seitig und offline repliziert werden.

Thomas Seibold: Eine wichtige Eigenschaft ist die Integration von DB2, Applikation und Server. Wie kann man sich das vorstellen?

Uffe Soerensen: Von Seiten des Dominoservers ist vorgesehen, diesen als „kompletten“ Applikations-Server in einem J2EE-Multitier-Webmodell anzubieten. Ein Teil davon ist natürlich, mit Domino im Backend den nativen Zugriff auf die DB2 zu erlauben, welche als Standard-Datenbank neben den .nsf-Dateien die Applikationsdaten enthält. Dadurch profitieren Domino und die Applikation von der Skalierbarkeit und Funktionalität der DB2. Dieser Teil der „Transformation“ wird mit Domino Release 7 beginnen, welches Anfang 2005 ausgeliefert wird. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass man die Möglichkeit hat, die DB2 zu verwenden, es aber nicht muss.

Thomas Seibold: Im Workplace-Client sind Funktionalitäten aus OpenOffice enthalten, die die direkte Bearbeitung von MS Office-Dokumenten erlauben. Wollen Sie hier mit MS Office konkurrieren oder sind die Plugins nur Add-ons?

Uffe Soerensen: Nein, wir stellen uns nicht gegen MS Office. Ein MS Office-Paket umfasst eine sehr große und komplexe Funktionalität, um Dokumente wie Power Point, Word oder Excel erstellen und bearbeiten zu können. Wir benutzen die in OpenOffice vorhandenen Funktionalitäten als Grundlage, um IBM-eigenen Code einfließen zu lassen. Die Verwendung dieser OpenOffice/IBM-Funktionalitäten ermöglicht es uns, dem Anwender die Entscheidungsfreiheit zu lassen, wie er mit dem De-facto-Standard von MS Office-Formaten innerhalb seiner IT-Umgebung umgehen möchte. Dabei haben wir vor allem den kontinuierlichen „Fluss“ der Geschäftsdaten innerhalb eines Unternehmens ohne Medienbrüche im Auge.

Ein Power-User wird zum Erstellen eines Dokuments nie auf sein „eigenes“ MS Excel oder Word verzichten wollen oder können. Ein anderer User braucht diese komplexe Funktionalität vielleicht nicht und kann ein Excel- oder Wordfile direkt im Workplace-Client öffnen, bearbeiten, aufbereiten, weiter versenden oder speichern, ohne dazu eine separate Applikation zu starten.

Thomas Seibold: Was wäre Ihre Vorstellung eines „perfekten Workplace“?

Uffe Soerensen: Ich kann in diesem Fall nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen. Der „perfekte Workplace“ setzt sich für mich aus den Tools zusammen, die ich täglich benutze. Zunächst wäre da Lotus Notes, welches ich sehr stark einsetze. Lotus Notes läuft auf meinem PC und meinem Thinkpad-Laptop. Für die Bearbeitung von Dokumenten verwende ich den Lotus Domino Document Manager. Damit habe ich die Möglichkeit, sämtlichen Schriftverkehr zu erledigen und mit anderen Usern zu teilen. Das ist Technologie, die mein Arbeitsleben einfacher macht. Von dieser Warte aus freue ich mich sehr auf das neue „hybride“ Notes Release 8, weil ich dadurch noch leichteren Zugang in das IBM Intranet bekomme und sich meine Notes-Umgebung noch einfacher integrieren lässt. Das Intranet ist offline nicht zugänglich, im Gegensatz zu Notes, welches ich jederzeit mit meiner Datenbank replizieren kann.

Weiterhin setze ich ein Smartphone ein, um die dortige Kalender- und Adressbuchfunktion nutzen und mit Notes synchronisieren zu können. Mein Thinkpad habe ich schließlich nicht immer dabei, aber mein Smartphone. Damit bin ich flexibler und muss auf z.B. auf meinen Terminkalender nicht verzichten, wenn ich unterwegs bin. Mit Sametime everyplace bin ich außerdem für jeden erreichbar. Das ist mein perfekter Arbeitsplatz.

Jeder Power-User wird sich eine ähnliche Umgebung eingerichtet haben. Ich bin mir sicher, dass er ein „hybrides Workplace-Modell“ begrüßen wird. Es gibt ihm die Möglichkeit zur freieren Auswahl in Bezug auf die verwendete Hardware.


Lotus Workplace Document Management – Dokumentenbibliothek im RichClient


Lotus Workplace Document Management – Dokumentenbibliothek im BrowserClient