Der erste Teil stellte die aktuellen Smartphone Plattformen vor (siehe Midrange Magazin Ausgabe Januar 2004). Dieser zweite Teil geht darauf ein, welche darüber hinausgehenden speziellen Unternehmensanwendungen auf Smartphones Sinn machen und was die geeigneten Entwicklungsplattformen für solche Anwendungen sind. Wenn man an mobile Unternehmensanwendungen denkt, dann sind Mitarbeiter aus den kundennahen Bereichen Vertrieb, Service, Projekt- und Auftragsabwicklung die vorrangige Zielgruppe. Typischerweise ist CRM die klassische Unternehmenssoftware, die auf diese Anwendergruppen abgestimmt ist. Die aufgezeigten Limitierungen im User Interface von Smartphones machen aber schnell klar, dass eine „Vollportierung“ der für den PC entwickelten „großen CRM-Pakete“ keinen Sinn macht. So wurden solche Ansätze auf leistungsfähigen PDAs versucht, sind aber bei einigen CRM-Anbietern wieder aus dem Angebot verschwunden.

Zielgenaue Funktionalität statt Überfrachtung

Es ist zu überlegen, welche CRM-Informationen der Mitarbeiter unterwegs wirklich „an der Hand“ haben muss. Oft sind es Basisinformationen wie Preislisten, Produktinformationen, Mitbewerbsvergleiche, aber auch Serviceunterlagen, die unterwegs benötigt werden. Diese Informationen liegen typischerweise im Intranet in HTML-, Word-, Excel- oder Powerpoint-Dateien vor. Hier bieten sich Werkzeuge wie beispielsweise der Mobipocket Office Compagnion an. Er wandelt HTML- und Officedokumente in ein Format, dass sich mit dem zugehörigen Mobipocket Reader unterwegs lesen lässt. Die Lesbarkeit lässt sich noch steigern, das Ausgangsmaterial geringfügig überarbeitet (z.B. Bilder und Grafiken in Smartphone-konformer Größe) wird. Dabei soll man die Leistungsfähigkeit des Readers nicht unterschätzen. Dieser ist für große Wörterbücher und Enzyklopädien gebaut worden und hat daher auch keine Probleme mit Preis- oder Produktlisten mit Tausenden von Einträgen.

Online versus Offline

Da das Darstellungsformat des Readers definiert ist (HTML-Derivat), können auch individuelle Informationszusammenstellungen generiert werden. So können mit entsprechenden Extraktionsprogrammen und beispielsweise XSLT-Transformationen aus einer klassischen großen CRM-Lösung beispielsweise nachts automatisch kleine Kundenakten im Smartphone Reader-Format erstellt werden. In diesen Akten findet der mobile Mitarbeiter dann die letzten Berichte, Umsätze, Servicefälle genau der Kunden, die er an diesem Tag besucht.

Gerade bei den großen, relativ deterministischen Informationen bietet es sich an, die Informationen offline zu generieren und morgens oder abends im Office oder Homeoffice auf das Smartphone zu synchronisieren. In anderen Situationen kann aber die integrierte Datenverbindung des Smartphones glänzen. Geht es beispielsweise um sekundengenaue Bestandsabfragen oder Reservierungen aus dem Kundengespräch heraus, so sind Online-Anwendungen gefragt.

Tools für Online-Anwendungen

Während für Offline-Anwendungen der Reader das wichtigste Tool ist, bieten sich für Online-Anwendungen mehrere Optionen auf dem Smartphone an. Neuere Smartphones besitzen einen WAP 2.0 Browser. War WAP in seinen Anfängen wegen langsamer Reaktionszeit und armseliger Bildschirmdarstellung eher ein Rohrkrepierer, so stellt sich die Konstellation aus WAP 2.0 und laufender GPRS-Verbindung als akzeptable Plattform für Online-Anwendungen dar. Hinter WAP 2.0 verbirgt sich eine etwas auf Mobilgeräte abgestimmte Variante von XHTM und CSS, also aus ganz normalen PC-Browser-Standards. Damit lassen sich auch auf dem Farbbildschirm des Smartphones Informationen visuell ansprechend aufbereiten. CSS ermöglicht dabei eine Trennung von Inhalt und Darstellung, so dass eine einheitliche Anwendung lediglich durch unterschiedliche CSS-Dateien an Smartphones mit unterschiedlichen Bildschirmauflösungen angepasst werden können. Auch arbeitet WAP 2.0 mit dem normalen HTTP-Protokoll, so dass jeder übliche Webserver als Applikationsplattform dienen kann.

Peripherie von GPS bis Barcode Scanner

Dabei sind Smartphones keine abgeschlossenen Systeme. Über den Kurzstreckenfunk Bluetooth können Zusatzgeräte angebunden werden. So beispielsweise ein GPS-Empfänger, der dann zusammen mit entsprechender Software oder entsprechenden Internet-Diensten die Routenplanung mit dem Smartphone erlaubt und zwar auch, wenn man zu Fuß unterwegs ist! In verschiedenen Branchen müssen im Rahmen von operativem CRM auch installierte Geräte oder Bestände am Point of Sale per Barcode erfasst werden. Hier können spezielle Scanner per Bluetooth mit dem Smartphone gekoppelt werden.

Fazit und Ausblick

Smartphones entwickeln sich zu einer weiteren elementaren Computerplattform, die in den nächsten Jahren sicher in jeder IT-Strategie eine Rolle spielen wird. Der konkrete Nutzen für die mobilen Anwender kann erheblich sein. Wie immer machen die Anwendungen diesen Nutzen aus. Schlüssel zum Erfolg sind dabei punktgenaue Einzelfunktionen, die den Kern des Bedarfs treffen und sowohl der limitierten Benutzerschnittstelle als auch den begrenzten Ressourcen genügen.

Autor: Michael Büning

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