Die A. Kempf Getränkegroßhandel GmbH ist seit Februar 2002 für die Getränkelogistik der Edeka Südwest zuständig. Für die zentrale Bearbeitung der Kundenaufträge, für das Lagerverwaltungs- sowie das operative Warenwirtschaftssystem, für die Steuerung des Materialflusses und für die optimale Nutzung des Lagervolumens ist eine IBM iSeries mit Software der Branchware & Partner GmbH verantwortlich. Zu den Aufgaben des IT-Dienstleisters gehörte die Konzeption und technische Umsetzung eines vollautomatischen Lagerbetriebs. Das Lagerkonzept sollte eine flexible Nutzung der Lagerkapazität ermöglichen – für das Vorhalten von zirka 3.500 Artikeln nach Strukturmerkmalen: chaotisch verwaltete Artikel, Artikel mit fest zugeordneten Plätzen, Einlagerung, Umlagerung, Bereitstellung und Auslagerung. Nicht weniger wichtig war die IT-seitige Steuerung und Abwicklung aller Bestell-, Ein-, Um- und Auslagerungsprozesse sowie auch Kommissionierung, Abrechnung und Logistik im Zusammenspiel mit den vor- und nachgelagerten Geschäftsprozessen in SAP.

Zunächst wurden die organisatorischen Anforderungen an die Abrechnungsprozesse festgelegt, danach die der Lagersteuerungsprozesse. Fünf Monate später sollte der Echtstart erfolgen. „Das Projekt konnte mit Hilfe von Branchware unter Einhaltung von Zeit und Budget realisiert werden“, blickt Dirk Kastner von der A. Kempf Getränkegroßhandel GmbH zurück. Durch die Online-Anbindung des Lagerverwaltungssystems via IDOC, der Standard-Kommunikation von SAP sowie den kompromisslosen Einsatz von Wireless LAN und Online-Buchungen wurden die Materialbewegungen mit mehrstufiger Kommissionierung optimiert. Die durchgehende EDV-Unterstützung – von der Auftragsvergabe bis zur Verladung auf den Lkw – macht es heute möglich, auf Kundenwünsche schneller und flexibler zu reagieren, die Arbeitsprozesse zu sichern und gleichzeitig Zeit und Kosten zu sparen.

Mobil erfassen

Die Bestelldaten in den Edeka-Märkten werden mit Hilfe von MDE-Geräten (per Scanner über EAN-Code) erfasst, an die zentrale Bestellannahme übermittelt und die relevanten Bestellpositionen über das Kempf-Intranet verarbeitet. Die Kunden- und Artikelstammdaten sowie Konditionen leitet SAP-Software an das operative WWS-System Branchware weiter. Stamm-, Konditions- oder Logistikdaten, die nicht im vorgelagerten System geführt sind, werden direkt gepflegt.

Gut gelagert

Das Programm-Modul für die Lagersteuerungsprozesse wurde innerhalb der fünf Monate entwickelt, getestet und abgenommen. Zu den realisierten Anforderungen gehört die Integration mit dem operativen WWS-System, die Realtime-Information über Lagerplatzbelegung, Bestände, FIFO als auch anstehende/erledigte Aufgaben, die Abwicklung, Kontrolle und Steuerung der Prozesse (von der Lkw-Anmeldung über die Ein-/Umlagerung bis zur Verladung etc.) sowie die Funksteuerung und Touchscreen-Bedienung für alle Aufgaben.

Die Lagerverwaltungsprozesse sind in Datenstrukturen abgebildet. Sie definieren u.a. Lagerstruktur, Personaldaten und Paletten. In Sichten wird die Lagerverwaltung präsentiert. Sie informieren unter anderem über den Staplereinsatz (Auftragsart und Dauer) und die Lagerbelegung und dienen der kontinuierlich aktuellen Information: mittels diverser Excel- und OLAP-Auswertungen – z.B. über die Lagerauslastung, den Durchsatz pro Stunde und Tag oder die Kommissionierleistungen.

Die Kempf-Bestellungen bei den Lieferanten erfolgen in der Regel per Fax oder e-Mail, möglichst aber per EDI-Order. Die Bestellvorschläge werden aus einer permanenten Reichweitenrechnung generiert; dabei finden geplante Marktaktionen und sonstige Einflüsse, die ein verändertes Volumen erwarten lassen, Berücksichtigung. Die bestellte Ware wird im Warenwirtschaftssystem als erwarteter Wareneingang per Datum in den verfügbaren Beständen berücksichtigt.

Die Ware kommt

Die pro Tag erwarteten Wareneingänge werden grafisch dargestellt und sind Ausgangspunkt der nachfolgenden Prozess-Schritte: Anmeldung des Lkw, Zuweisung des Lkw zu einem Tor/Abladepunkt per Außendisplay, Drucken eines Warenerwartungsscheins als Handzettel zur Abladekontrolle und zum Abgleich mit dem Lieferschein, Drucken der Palettenscheine mit Angabe fester Lagerplätze oder Pufferplätze für eine nachfolgende chaotische Einlagerung und Anbringen der Palettenscheine an den Voll-/Teilpaletten

Nach Abschluss des Wareneingangs werden die Paletten via Stapler vom jeweiligen Abstellpunkt (Puffer oder Platz) „verräumt“. Die genutzten Fahrzeuge sind mit Touchscreen-Terminal ausgerüstet und dem Funknetz verbunden. Beim Verräumen chaotisch eingelagerter Ware erfolgt eine Optimierung hin zum jeweiligen Kommissionierplatz – auch hier dient ein Touchscreen der Erfassung. Die Artikelpositionen eines Auftrages werden nach Laufweg optimiert auf dem Kommissionierbeleg angedruckt; für Auftragspositionen, die eine oder mehrere Vollpaletten umfassen, direkt Stapleraufträge erzeugt. Der Kommissioniernachschub erfolgt durch Abscannen des Lagerplatzbarcodes mit Handheld-PC. Daraus wird ein Staplerauftrag für die Umlagerung generiert.

Nach Abschluss der Kommissionierung – oder wenn ein Rolli voll ist – findet die Kommissionierabgabe statt. Sie wird ebenfalls per Touchscreen abgewickelt. Der Kommissionierer übergibt dabei seine Rollis bzw. der Staplerfahrer seine Vollpaletten und erhält parallel einen Rolli-/Palettenschein mit Ziellagerplatz in der Bereitstellungszone. Hier wird auftragsbezogen zwischengelagert. Sind Kommissionierung und Tourendispo abgeschlossen, kann die Ware verladen bzw. ausgefahren werden.

Alles retour

Edeka Südwest ist ein Vollsortimenter – und Kempf für die Rücknahme sämtlicher Leergebindearten (Rollis, Kisten für Bier, Milch, Joghurt, Obstkisten, Fleischwannen etc.) aus den Märkten verantwortlich. Getränkespezifische Gebinde werden über eine videogesteuerte Leergutsortieranlage getrennt und für die Tourenabstimmung aufbereitet; die Zählwerte werden per Datenschnittstelle an Branchware weitergegeben. Nicht getränkespezifische Gebinde leitet der Edeka-Logistikpartner an die jeweilige Verwaltung zur Abrechnung weiter.

Lagerfunk

Die detaillierte Prozessunterstützung war nur via funkgesteuertem Lager und Wireless LAN zu realisieren. Warenein- und -ausgänge (Stapler) sind mit Datenfunkgeräten (PC) ausgerüstet, welche die Verbindung mit der iSeries über ein Local Area Network mittels Access-Points halten. Diese Zugangsknoten sind etwa buchgroß an das kabelbasierte LAN angeschlossen und besitzen zumeist einen 10-MB-Ethernet-Anschluss sowie einen Funksender, der seine Signale via Antenne ausstrahlt. Die Clients nutzen PCMCIA-Karten für den Verbindungsaufbau zum passenden Access-Point und das Aushandeln einer geeigneten Übertragungsrate.

Die Reichweite der Verbindung ist umfeldabhängig: Sie beträgt im Freien etwa 300 Meter, in Gebäuden 20 bis 30 Meter. Größere Hallen benötigen also mehrere Access-Points; das Lager Kempf Offenburg verfügt über insgesamt 14. Fährt der Stapler durch das Lager, wechselt die Funkverbindung automatisch und sucht sich den jeweils optimalen Zugangspunkt. Damit dieser keinem unerwünschten Zugriff ausgesetzt ist, setzt Kempf auf Verschlüsselung. Die ist zwar mit erhöhtem administrativen Aufwand verbunden (SSID, WEP, Mac-Adressenfilterung und Firewall), garantiert aber die notwendige Hochverfügbarkeit und Sicherheit.

Branchware & Partner GmbH

D–90425 Nürnberg

Telefon: (+49) 0911/270 69-0

www.branchware.de