Als Fritz Müller 1964 die Gebr. Müller Apparatebau (GEMÜ) in Ingelfingen-Criesbach gründete, ahnte er sicher nicht, welche – durchaus imposant zu nennende – Entwicklung das Unternehmen nehmen würde. Die Kunden der GEMÜ erwarten eine Lösung – Industrieventile und Zubehör – für wirklich jeden denkbaren Einsatzbereich. Und das in insgesamt mehr als 100.000 unterschiedlichen Varianten. Bei einer derartigen Variantenfertigung bedarf der Lagerbestand immer einer besonderen Betrachtung, ist dort doch viel Kapital gebunden. Um die Produktion – bei immerhin 180.000 Artikelstämmen – auf eine solide informationstechnische Basis zu stellen, entschied man sich für den Einsatz des ERP-Systems Psipenta der Berliner PSI AG. Ausschlaggebend für die Entscheidung war, dass das System die Geschäftsprozesse des Variantenfertigers im Standard am besten abdeckt.
ERP-Systeme können nicht regeln
Allerdings kann die neue Unternehmenssoftware eine Anforderung nicht erfüllen. Durch die existierenden Bedarfsermittlungsverfahren in Psipenta wurden die Lagerbestände bei GEMÜ nicht optimiert. „Wie alle ERP-Systeme wirkt Psipenta zwar steuernd auf die Produktion – mit den daraus resultierenden Optimierungs- und Kostenersparniseffekten – aber eben nicht regelnd was die zielgerichtete Lagerhaltung betrifft“, erklärt Matthias Fick (34), Leiter Auftragszentrum der GEMÜ. „Effekte der Bestandssenkung stellen sich durch den Einsatz eines ERP-Systems kaum ein.“ Das heißt, die Produktion lässt sich mit einem solchen System effizient steuern, Maschinenauslastung und Durchlaufzeiten lassen sich optimieren, eine Senkung des Lagerbestandes und somit der Kapitalbindung stellt sich aber nicht ein. Insbesondere nicht automatisch in Abhängigkeit von den Zielvorgaben des Unternehmens, wie definierten Produktlieferzeiten bei geringem Bestand und hoher Liquidität.
Von der manuellen Steuerung zur automatischen Regelung
Gerade bei der Vielzahl an Varianten schien eine Optimierung der Lagerhaltung aber dringend geboten. „Nachdem wir uns einige Softwarelösungen angesehen hatten, stand die Entscheidung für die Lösung SRM-PRO der Berghof Gruppe fest“, so Matthias Fick. „Überzeugt hat uns eine von Berghof durchgeführte detaillierte Nutzenanalyse im Vorfeld des Projektes. Hier wurden uns deutliche Potenziale in der Disposition und Materialwirtschaft aufgezeigt. Hinzu kam die gute Integration mit unserem ERP-System.“
Die Lösung ermöglicht eine zielgerichtete Realisierung der vom Management geplanten Dispositionspolitik. Zielgrößen wie Lieferzeit, Lieferbereitschaft und Kapitalbindung durch Lagerhaltung werden durch das Management je nach Marktsituation festgelegt. Diese Zielgrößen bilden die Grundlage der vollautomatischen Regelung des ERP-Systems durch SRM-PRO. Aus dem ERP-System werden spezielle Daten extrahiert, die mit den Zielvorgaben verglichen werden. Alle relevanten Prozesse werden durch SRM-PRO kontinuierlich beobachtet, Regelabweichungen erkannt und durch vollautomatische Stelleingriffe in das ERP-System eliminiert. Die kontinuierliche Abstimmung der ERP-Parameter der Fertigungslogistik, beispielsweise Bestellpunkte, Sicherheitsbedarf und Bevorratungsebenen, bewirkt die zielgerichtete Anpassung an Geschäfts- und Wettbewerbssituation. Unternehmen vollziehen mit SRM-PRO den Sprung von der manuellen Steuerung hin zur automatischen Regelung ihrer ERP-Hauptprozesse. Im Gegensatz zum „steuernden“ Anwender erreichen sie durch die Realisierung logistischer Regelkreise eine dynamisch optimierte Disposition.
ROI in 2 Monaten
Die Lösung wurde zunächst für zwei Produktgruppen zum Einsatz gebracht. Ziel war es, die Lagerhaltung dieser Gruppen durch Optimierung der Lagerbestände um 15-20% zu verringern. “In den ersten drei Monaten nach Projektstart konnten wir den Lagerbestand um über 1 Mio. € reduzieren, was einer Bestandssenkung von etwa 15% in der ersten Produktgruppe und etwa 25% in der zweiten Produktgruppe entsprach“, so Matthias Fick. „Den ROI hatten wir in nur 2 Monaten erreicht.“
Nach diesem schnellen Erfolg sah sich das Projektteam ermutigt, das System umfassend für weitere Bereiche einzusetzen. Zur Zeit wird SRM-PRO für insgesamt sechs größere Produktgruppen implementiert. Darüber nachgedacht wird auch, das System für weitere Produktionsstandorte einzusetzen. Geplant ist aber vor allem mit der nächsten Ausbaustufe des Systems einen weiteren logistischen Regelkreis zu installieren. Mit diesem Release wird dann anhand kapazitiver Auslastung der Produktionsumgebung dynamisch die Durchlaufzeit errechnet. Das heißt, die Bestandsregelung erfolgt automatisch auch abhängig von der kapazitiven Auslastung.
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